Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei Maischberger “Wir setzen eher auf die Lust auf Veränderung als auf Verbote“

Düsseldorf · Die Düsseldorfer FDP-Frau sieht Unterschiede, will aber vor allem Brücken zu den Grünen bauen. Ralf Stegner hat für Carsten Linneman am Abend bei Sandra Maischberger in der ARD eine Überraschung parat.

Sandra Maischberger diskutiert mit FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (l.) und Claudia Roth (m.) von den Grünen in der ARD über die nächste Regierung.

Sandra Maischberger diskutiert mit FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (l.) und Claudia Roth (m.) von den Grünen in der ARD über die nächste Regierung.

Foto: Screenshot ARD/Screeenshot ARD

Darum ging es

Können die Grünen mit der FDP? Soll trotz der Pleite für die CDU noch über eine Jamaika-Koalition geredet werden? In der ARD gehen die Meinungen bei Maischberger.Die Woche am Abend auseinander.

Die Gäste

  • Claudia Roth, Bündnis 90/Grüne
  • Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Mitglied des FDP-Bundesvorstandes
  • Carsten Linnemann, Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU
  • Ralf Stegner, SPD-Bundestagsabgeordneter
  • Tina Hassel, Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios
  • Dagmar Rosenfeld, Chefredakteurin “Die Welt”
  • Hajo Schumacher, Autor und Kolumnist

Der Talkverlauf

Im Kostenpflichtiger Inhalt Wahlkampf hatten sich FDP und Grüne noch schwer beharkt, jetzt zeigen sich beide  gesprächsbereit und per Instagram-Bild ungewohnt harmonisch. „Was ist näher an der Wirklichkeit?“, fragt Sandra Maischberger am Abend zunächst ihre Medienkollegen. Tina Hassel findet es immerhin „gut inszeniert“, Dagmar Rosenfeld hält sich bedeckt. Hajo Schumacher allerdings gibt uneingeschränkt gute Haltungsnoten: „Die müssen sich ja nicht liebhaben”, sagt der Autor, „die sollen das Land regieren und tun etwas, das ich ganz vorbildlich finde: sie reden miteinander.” Das sei in jedem Fall besser, als “sich mit Förmchen zu bewerfen”, wie das in einer anderen Partei üblich sei.

Claudia Roth und Marie-Agnes Strack-Zimmermann geben im weiteren Verlauf dann auch keine Sandkastenvorführung. Beide gehen gelassen miteinander um und bleiben ernsthaft. Das sei vor allem mit Blick auf das AfD-Ergebnis wichtig, findet Roth: „Angesichts der Tatsache, dass wir wieder zweistellig Demokratiefeinde im Parlament haben, müssen die demokratischen Parteien anständig miteinander umgehen.” Düsseldorfs ehemalige Bürgermeisterin sieht das ähnlich. Die Patt-Situation von vor vier Jahren werde sich nicht wiederholen, so die FDP-Frau. Durch die Pandemie stehe man vor einer großen und komplett anderen Herausforderung als damals. Die sieht auch Roth und verspricht: „Politikfähigkeit heißt ja auch, Kompromisse eingehen zu können.”

Als Maischberger nach Gemeinsamkeiten zwischen gelb und grün sucht, findet sie allerdings wenig Übereinstimmendes: Zu Tempolimit, Steuern, Frauenquote, Mietendeckel, EU-Gesprächen mit der Türkei oder privaten Krankenkassen müssen Roth und Strack-Zimmermann „Ja oder Nein”-Fragen beantworten und sind kaum einer Meinung. Zur Cannabis-Freigabe können immerhin beide Frauen nicken. Und weil sie sich so darüber zu freuen scheinen, geben schlagen sie dann auch gleich ein – corona-konform natürlich mit der Faust. Roth lässt sich vom Ja-Nein-Quizz jedoch nicht von ihrem diplomatischen Kurs abbringen: Es gehe jetzt eher darum, Brücken zu finden und nicht darum, das Trennende herauszuarbeiten.

Auch die FDP-Frau will lieber Verbindungen finden, als sich an Unterschieden aufzureiben.“Wir müssen ja keine Freundinnen werden, aber Repekt haben und Vertrauen aufbauen und dann an die Inhalte gehen”, gibt sie die Marschroute für die nächsten Gespräche vor. Zudem gebe es durchaus inhaltliche Gemeinsamkeiten, etwa eine verbesserte Digitalisierung in Deutschland. Dass es grundsätzliche Unterschiede - etwa auf dem Weg zur Klimaneutralität - zwischen den Parteien gibt, leugnet Strack-Zimmermann nicht. Ihre Partei wolle weniger mit Verboten und Einschränkungen arbeiten als die Grünen. “Wir setzen eher auf die Lust auf Veränderung”, sagt die Düsseldorferin. Ein Klimaschutzministerium, wie es die Grünen sich wünschen, kann sie sich jedenfalls nicht vorstellen.

Zuletzt dürfen Ralf  Stegner und Carsten Linnemann noch zurück und in die Zukunft blicken: Unionsfraktionsvize Linnemann sagt zu dem SPD-Mann, der für seinen eher grimmigen Gesichtsausdruck bekannt ist: „Ihr habt den Regierungsauftrag“ und freut sich über die Wirkung des Lobes: „Jetzt lacht Herr Stegner mal. Sehe ich auch selten“. Stegner verspricht: „Das kommt jetzt öfter.“

Den Wahlausgang mit historisch schlechten 24,1 Prozent für die Union nennt Linnemann ein Desaster. „Das Ding geht richtig ins Mark. Wir stehen vor einer existenziellen Frage.“ Jetzt brauche die Partei keine Egotrips, sondern einen kühlen Kopf und eine rasche und tiefgehende Wahlanalyse. Er sehe aber durchaus noch eine Option auf eine Koalition mit Grünen und FDP. Die Union müsse geschlossen in die Gespräche zur Regierungsbildung gehen. „Die Chance ist noch da“, sagte er zu einem möglichen Jamaika-Bündnis.

Maischberger will wissen, ob Laschet noch sein Parteichef sein wird, falls dieses Bündnis nicht zustande kommt. Linnemann will in dem Fall  „mindestens vier oder acht Wochen über Inhalte reden. Wenn wir sofort über die Köpfe reden, wird's schwierig.” Bei der Wahl zum nächsten Parteivorsitz halte er eine Mitgliederentscheidung für richtig. Dass bis zum Jahresende eine Regierung steht, glaubt er nicht. Stegner ist optimistischer:  „Angela Merkel soll nicht noch mal eine Neujahrsansprache halten müssen.”

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort