„Wer als Letzter ertrinkt, hat gewonnen“ Luke Mockridge witzelt über Paralympics - so reagiert der DBS

Update | Düsseldorf · Das ist wohl nach hinten losgegangen. Mit platten Witzen ist Comedian Luke Mockridge am Freitag bei Instagram viral gegangen. Es gibt massive Kritik und eine überraschende Reaktion des Behindertensportverbandes.

Comedian Luke Mockridge.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Paralympics in Paris ziehen gerade das Interesse vieler sportbegeisterter Menschen in der ganzen Welt auf sich. Wenige Wochen nach den Olympischen Spielen findet in der französischen Hauptstadt noch bis Sonntag das Großereignis für Sportlerinnen und Sportler mit Beeinträchtigungen statt. Die Leistungen sind atemberaubend, die Stimmung in den Arenen bombastisch.

Für Comedian Luke Mockridge sind die Paralympics eine Veranstaltung, über die er sich eher lustig macht, als sie ernst zu nehmen. In einem am Freitagnachmittag veröffentlichten Video des Podcast „wir Deutschen“ ist Mockridge im Gespräch mit den beiden Gastgebern Nizar und Schayan. Die drei sprechen über die Paralympics. „Ich mache in allen Sportarten mit und gewinne, weil da ja nur so Leute sind, die so Hände haben“, sagt Comedian Nizar und simuliert mit einer Geste die Versteifung seiner Hände.

Dann steigt Mockridge ein und stellt zunächst klar: „Ich finde es toll, es ist ein tolles Event für Inklusion.“ Das war es dann aber auch mit Nettigkeiten. Er fachsimpelt über die Gründungsidee der Paralympischen Spiele. „Der Erste, der die Idee der Paralympics hatte, das ist schon abgefahren. Der Erste, der ein anderes Land angerufen hat und sagt: ‚Hey, du kennst doch die Olympischen Spiele, ich habe eine ähnliche Idee. Ihr habt doch auch Behinderte in eurem Land, sollen wir mal gucken, wer Schnellere hat? Wollen wir die mal in einem Wettbewerb antreten lassen?‘“ Und weiter: „Es gibt Menschen ohne Arme und Beine, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat gewonnen“, sagt Mockridge und das Trio in dem Video scheint nicht mehr aus dem Lachen zu kommen.

„Verstehe nicht, wie man so menschenabwertend sein kann!“

Die Reaktionen auf Instagram ließen nicht lange auf sich warten. Die Olympiasiegerin im Bahnradfahren von 2012 und 2016 meldete sich prompt zu Wort: „In meinem Herz brodeln gerade so viele Beschimpfungen“, schreibt Kristina Vogel, die seit einem Sportunfall 2016 querschnittgelähmt ist und im Rollstuhl sitzt. „Ich verstehe nicht, wie man so menschenabwertend sein kann!“ Und weiter: „Ja, man darf auch über Menschen mit Behinderungen lachen, aber das hier von euch, das ist einfach unterirdisch“, schreibt Vogel weiter. „Nicht, dass ihr nicht verstanden habt, um was es bei den Paralympics geht, sondern dazu noch Menschen so in den Dreck zu ziehen. Einfach wow“, schrieb Vogel weiter.

Auch ZDF-Reporter Michael Krämer, mit der Vogel das Duo bei den Übertragungen im Bahnradsport bildet, kommentierte das Video: „Dass da nicht mal ansatzweise Selbstreflexion einsetzt, dass das, was gesagt wird, komplett daneben ist und dann auch noch öffentlich breitgetreten wird, sagt viel über die emotionale Intelligenz der Protagonisten. Eine Schande!“ Mockridge selbst äußerte sich zunächst nicht zu dem Video und den Vorwürfen.

Der Podcast und das Video dazu wurden bereits Mitte August veröffentlicht und erhielt nun neue Aufmerksamkeit, weil Kristina Vogel es teilte. Neben ihr und Krämer kritisieren auch weitere Nutzerinnen und Nutzer diesen Clip.

Reaktion des Behindertensportverbandes

Nach der verbalen Entgleisung von Mockridge hat der Deutsche Behindertensportverband (DBS) reagiert und dem Komiker eine Einladung ausgesprochen. „Wir möchten dazu ermuntern, sich Para-Sport live anzuschauen, um zu erleben, zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind - und, um zu verstehen, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind“, teilte der DBS auf dpa-Anfrage mit. „Eine größere Aufmerksamkeit möchten wir diesem Beitrag nicht widmen.“

Scharfe Kritik kommt derweil auch von Silbermedaillengewinner Niko Kappel: Der Kugelstoß-Weltmeister erklärte auf dpa-Anfrage: „Luke Mockridge und seine beiden Mitstreiter haben Pech, dass Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit nicht paralympisch sind. Sonst hätten sie diese tollen Spiele als Athleten erleben können und wären heiße Gold-Kandidaten gewesen.“

Neue Sendung für Mockridge

Am 12. September ist Mockridge wieder im TV zu sehen, in der Sat.1-Sendung „Was ist in der Box“. Insgesamt 14 Comedians sollen darin den Inhalt einer mysteriösen Box aufdecken, so eine Sat.1-Mitteilung. „Es gilt knifflige Rätsel zu lösen, um anhand des Lösungsworts den Inhalt der Box zu erraten. Luke Mockridge führt als Host durch die Show und gibt dem Ratepanel Tipps und Indizien.“ Meltem Kaptan und Martin Klempnow sind in allen acht Folgen dabei und erhalten wechselnde Unterstützung von Simon Gosejohann, Wigald Boning, Janine Kunze, Simon Pearce, Eko Fresh, Guido Cantz, Tony Bauer, Lisa Feller, Abdelkarim und Margie Kinsky.