Emmy Award "Lolle" aus "Berlin, Berlin" erobert New York

New York (rpo). Großer Erfolg für die ARD: Die Serie "Berlin, Berlin" erhielt am Montag in den USA einen der begehrten Emmys. Die Vorabend-Serie erhielt die Auszeichnung in der Kategorie Komödie. Enttäuschend für die Krimifans: Zwei Schimanski-Folgen mit Götz George waren in der Kategorie Drama nominiert, gingen allerdings leer aus.

So sehen strahlende Emmy-Gewinner aus
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Foto: AP

"Lolle"-Darstellerin Felicitas Woll zeigte sich völlig überrascht von der Auszeichnung. "Gerechnet haben wir überhaupt nicht damit, mir fehlen auch wirklich die Worte", sagte die 24-Jährige am Dienstag der AP. Die Unterhaltungsserie über die Abenteuer einer auf dem Land aufgewachsenen jungen Frau in der Großstadt Berlin gilt mit dem Emmy als weltweit beste TV-Produktion im Bereich Comedy.

Die Schauspieler stehen zurzeit für die letzten "Berlin, Berlin"-Folgen vor der Kamera und waren nicht nach New York gereist. Als der WDR-Film "Mein Vater" im vergangenen Jahr als bester Film den Emmy erhielt, war Hauptdarsteller Götz George auch nicht in New York. Jetzt, am Montagabend, war er da, aber die nominierten zwei Folgen der ARD-Krimireihe "Schimanski" gingen leer aus.

Felicitas Woll hätte "ganz schön Herzflattern und weiche Knie" bei der Gala im New Yorker Hilton bekommen, wie sie gestand. Dabei hat sie schon Erfahrung: 2002 erhielt sie den Deutschen Fernsehpreis als beste Serienschauspielerin, 2003 den Grimme-Preis (zusammen mit Autor David Safier) und im April 2004 die Goldene Rose des Festivals der Fernsehunterhaltung in Luzern als beste Sitcom-Darstellerin. Den Emmy bezeichnete die ARD als "Olymp" für Fernsehpreise; er wird jedes Jahr von der International Academy of Television Arts & Sciences verliehen.

"Berlin, Berlin" kam - zum ersten Mal am 5. März 2002 um 18.50 Uhr - erfrischend anders als die Vorabendserien mit Tempo und intelligentem Humor daher. Lolle, das Mädchen vom Land mit Kulleraugen und Schmollmund und mit Pferdeschwanz-Frisur (ab der zweiten Staffel mit kurzen Haaren), kommentiert aus dem Off das Geschehen. In Comic-Szenen können die Zuschauer die Gedanken der Figuren lesen, als da sind: Freund Alex (Matthias Schloo), Mitbewohnerin Sarah (Rhea Harder), Cousin Sven (Jan Sosniok) und Nachbar Hart (Matthias Klimsa).

ARD-Programmdirektor Günter Struve freute sich über den Erfolg: "In diesem Fall waren sich Kulturkritik und Zuschauer ausnahmsweise völlig einig." Im Durchschnitt schalteten 2,24 Millionen Zuschauer ein (Marktanteil 9,8 Prozent), am meisten Mädchen und Frauen von 14 bis 29 Jahren (Marktanteil 24,8 Prozent).

Der Geschäftsführer der Produktionsfirma Studio Hamburg, Sytze van der Laan, schränkte ein: "Ein immenser Publikumsrenner ist es nie gewesen." Aber die ARD habe einen Sendeplatz bereitgestellt, auf dem Neues ausprobiert werden könne. Dazu gehörten die innovativen Trick-Szenen und die Entdeckung neuer Stars, sagte Laan. Felicitas Woll sei "ein großes Talent mit einem wunderbaren Gesicht und wunderbaren Augen". Für den Erfolg seien auch die "sorgfältige, langfristige Begleitung" und gute Autoren verantwortlich.

Die Gründe, "Berlin, Berlin" mit der vierten Staffel auslaufen zu lassen, haben nach Angaben des Studio-Hamburg-Leiters zum Teil mit den Plänen der Hauptdarstellerin Woll zu tun, und zum anderen damit, dass die Geschichte vom "Landei in der Großstadt ein bisschen zu Ende erzählt" sei. Als Nachfolgeserie soll 2005 "Liebe, Liebe" gedreht werden; die Geschichten sollen sich um Menschen drehen, die etwas älter als "Lolle" sind.

Abschied mit gemischten Gefühlen

Felicitas Woll sagte, sie sehe das Ende "mit einem weinenden und einem lachenden Auge". "Lolle" habe vier Jahre lang ihr Leben bestimmt: "Ich habe die Rolle gespielt und gelebt. Andererseits fällt eine Last ab." Bis zum nächsten Frühjahr möchte sie Pause und danach "ein paar schöne Sachen" machen. Sie habe "wahnsinnig schnell und doll" Erfolg gehabt; sie sei aber nicht Schauspielerin geworden, um Berühmtheit und Preise zu erlangen. Mit ihrem Beruf sei sie "wahnsinnig glücklich", sie ziehe sich aber auch gerne ins Privatleben zurück, sagte Woll.

"Ich bin auf der Suche nach Entwicklung", sagte die aus Harbshausen bei Kassel stammende Schauspielerin, die am 20. Januar 25 Jahre alt wird. Sie wünsche sich Rollen als erwachsene Frau.

Mit 17 Jahren wurde sie von einem Agenten auf der Tanzfläche einer Disco entdeckt. Ihre Ausbildung als Krankenschwester tauschte sie kurzerhand für eine Rolle in der TV-Serie "Die Camper" (1998-2001). 1999 erhielt sie eine Hauptrolle in der chinesischen TV-Serie "True Love Is Invisible", die deutsche Kultur zum zentralen Thema machte, und wirkte in der TV-Serie "Nesthocker - Familie zu verschenken" mit.

Neben "Berlin, Berlin" hat sie in den drehfreien Sommermonaten auch zwei Kinorollen gespielt, im Jahr 2000 in der Teenagerkomödie "Mädchen, Mädchen", und 2003 mimte sie in "Abgefahren" ein forsche Rallyefahrerin.

(afp)
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