„Let’s Dance“-Finale Rúrik Gíslason hat gewonnen, aber der Sieger der Herzen ist ein Anderer

Analyse | Köln · Mit einem spektakulären Finale ging am Freitagabend die 14. Staffel von „Let’s Dance“ bei RTL zu Ende. Zwar gewann Fußballer Rúrik Gíslason souverän. Der Sieger der Herzen ist er aber eher nicht.

Rúrik Gíslason und Renata Lusin tanzen im Finale der 14. Staffel der RTL-Tanzshow einen Tango zu dem Lied "Let's Dance".

Rúrik Gíslason und Renata Lusin tanzen im Finale der 14. Staffel der RTL-Tanzshow einen Tango zu dem Lied "Let's Dance".

Foto: dpa/Andreas Renz

Dass es am Ende auf diese drei Finalisten bei „Let’s Dance“ hinauslaufen würden, war eigentlich zu erwarten. In der letzten Show der diesjährigen Staffel der Tanzsendung auf RTL lieferten sich Rúrik Gíslason, Valentina Pahde und Nicolas Puschmann ein Duell auf Augenhöhe – am Ende mit dem Vorteil für Rúrik Gíslason, der gemeinsam mit Tanzpartnerin Renata Lusin den Pokal des „Dancing Stars 2021“ in die Höhe recken durfte.

Warum standen sie im Finale? Ganz klar: Weil es in dem diesjährigen Starterfeld einfach keine Besseren gab.

Der Ex-Fußballer war zuvor vor allem damit aufgefallen, dass er bei der WM 2018 binnen Minuten mehrere Tausend Follower auf Instagram sammelte. Bei dem Turnier schnitt er mit Island zwar ziemlich erfolglos ab, aber auch als „schönster Fußballer der Welt“. Umso mehr konnte er beim Tanzen mit Partnerin Renata Lusin die Fans auf seine Seite holen. Nun stand er nach Hans Sarpei als zweiter Ex-Fußballer im Finale der Tanzshow und konnte schließlich den Titel einsammeln. Zudem sammelte Gislasson mal eben die meisten Punkte als männlicher Promi in der Geschichte der Show.

Die „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“--Schauspielerin Valentina Pahde startete insgeheim als Favoritin, weil sie tänzerisch wohl die besten Eigenschaften mitbrachte. Bei „Let’s Dance“ konnten sich die Zuschauer davon überzeugen, dass Pahde den Rhythmus im Blut hat. Im Halbfinale tanzte sie im Impro-Dance das allererste Mal einen langsamen Walzer und bekam Höchstnoten, im Finale zauberte sie weitere Tänze auf das Parkett und kassierte am Freitagabend bei den drei Tänzen das Maximum von 90 Punkten. Kein Wunder, schließlich ist sie auch eine passable Eiskunstläuferin mit mehreren Teilnahmen bei „Holiday on Ice“. Pahde steht mit 491 gesammelten Punkten in der Top-5-Bestenliste aller Showteilnehmer.

Und dann stand im Finale noch Kostenpflichtiger Inhalt Nicolas Puschmann. Bitte wer, hatten sich viele noch vor der neuen Staffel auf RTL gefragt. Nun ist der Name Puschmann, den man von der schwulen Kuppelsendung „Prince Charming“ kannte, vermutlich in der B-Etage der Prominenz angekommen. Aus guten Gründen.

Mit diesen Kandidaten im „Endspiel“ wurde das große Finale ein wahrer Schlagabtausch, wie erwartet.

Nicolas und Tanzpartner Vadim Garbuzov holten in der ersten Runde 27 Zähler mit einem Tango, 30 Punkte mit einem Charleston zum Nina-Hagen-Klassiker „Du hast den Farbfilm vergessen“ und zum Abschluss fackelten die beiden noch ein Feuerwerk mit einer pompösen Musical-Einlage zur „Rocky Horror Picture Show“ im Freestyle und bekamen dafür 28 Zähler. Ein Zeichen für Vielfalt wollten sie setzen, sagten die beiden nach ihrem letzten Tanz, in dem Puschmann als Transvestit auftrat.

Let's Dance"-Finale 2021: Fotos - So tanzten die Paare um den Sieg
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So tanzten die Paare um den „Dancing Star 2021“-Titel

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Rúrik Gíslason und Renata Lusin tanzten sich mit ebenfalls einem Tango zu 29 Zählern, in der Lieblingstanzrunde gab es dann 30 Zähler für den Jive und danach noch einmal 30 Punkte für den Final-Freestyle zu „Thor“. Auch bei diesem Tanzpaar war die Jury um Jorge Gonzalez, Motsi Mabuse und Joachim Llambi hin und weg: „Wir haben es genossen, es war sehr schön“, sagte Mabuse. „Das war ein würdiges Feuerwerk“, urteilte Llambi über den letzten Tanz von Gislasson und Lusin, die zu Musik von „Thor“ getanzt hatten.

Valentina Pahde und Lusins Ehemann Valentin (lesen Sie hier mehr über das Ehepaar Lusin aus Düsseldorf) eroberten schon in der ersten Runde die ominösen 30 Zähler mit einer Rumba, 30 im Lieblingstanz und 30 im Freestyle. Bei der Jury fehlten die Worte, Llambi war sogar so begeistert, dass er das Team „Valentini“ sogar zu Latein-Tanz-WM nach Leipzig schicken wollte. Mabuse fand sogar noch deutlichere Worte für die Performance, die das Paar über Wochen ablieferte: „Ihr habt für mich das Ultimativste erreicht, was man bei ‚Let’s Dance’ erreichen kann: Ihr seid ein Paar geworden.“

Alles in allem kann man sagen: Viel Schwärmerei über die Tanzerei, viele Lobhudeleien über die „Let’s Dance“-Familie, die nach drei Monaten eng zusammengewachsen war, wenig oder gar keine Kritik an fehlenden Tanzschritten und viele Tränen über den Abschluss der Staffel. „Ihr wart verdient im Finale und habt alles gegeben. Wir können heute würfeln, wer gewinnt“, sagte Chefjuror Llambi, sonst bekannt für ziemlich harte Worte. Auch Motsi Mabuse wollte sich nicht festlegen, wer „Dancing Star“ wird: „Es ist das erste Mal, dass ich nicht sagen kann, wer gewinnen soll. Teilt euch den Preis.“

Den Pokal nahm dann aber Rurik Gislasson mit Renata Lusin mit nach Hause. „Das hätte ich nie gedacht“, stammelte der Sportler. Als sein Name gefallen sei, sei er einfach nur auf die Knie gesunken.

Trotz des Triumphs des „schönen Rúrik“, wie er während der WM 2018 genannt wurde, ist der Sieger der Herzen aber „Prince Charming“ Nicolas Puschmann. Zum allerersten Mal in der Geschichte der erfolgreichen Tanz-Sendung auf RTL tanzten zwei Männer miteinander. Mal tanzte Puschmann die Schrittfolge der Frau, mal Tanzpartner Garbuzov. Im Laufe der Shows steigerten sie stets ihre Performance, kassierten sogar zu Beginn der Staffel schlappe 16 Punkte, mussten dann Ende April kurzzeitig einen herben Rückschlag hinnehmen und wurden aus der Sendung gewählt. Das Entsetzen war groß und bis heute ist nicht ganz klar, warum das passierte.

Nach dem verletzungsbedingten Rückzug von Sängerin Ilse DeLange rückten die beiden wieder nach und holten Woche für Woche wieder hohe Punktwertungen und dürften auch durch ihre einzigartige Geschichte den einen oder anderen Zuschaueranruf mehr bekommen haben. Doch der erhoffte Sieg eines Männerpaares blieb aus. Dabei hätte es in Sachen Diversität doch so gut in diese Woche gepasst, in der bei der Model-Castingshow „Germany’s Next Topmodel“ mit Model Alex das erste Mal eine Transgender-Kandidatin den Sieg holen konnte. Nun steht der dritte Platz und eine Menge Respekt, die sich das Tanzpaar nun erarbeitet hat.

Zwischen Valentina Pahde und Rúrik Gíslason entschieden am Ende vermutlich nur wenige Anrufer. Aber auch in dieser Entscheidung, mit der zu Beginn der Show eher nicht gerechnet wurde, zeigte sich wieder mal ein typisches Bild in den „Let’s Dance“-Staffeln: Zu perfekt ist dem Zuschauer wohl doch nicht ganz genehm.

Das zeigte sich vor allem vor zwei Jahren im Finale zwischen Sängerin Ella Endlich und Ex-Handball-Weltmeister Pascal Hens. Endlich zeigte damals über Wochen hinweg wie Pahde dieses Jahr stets absolute Topleistung, Hens überzeugte mit seiner Persönlichkeit und der Leistungssteigerung, die er über Wochen hinweg mit Partnerin Ekaterina Leonova auf das Parkett brachte. Ähnlich war es auch bei Gíslason, der nicht als Favorit in die Show gestartet war und vor allem mit seiner lockeren Art punkten konnte, bei Fußball-Cracks natürlich auch mit seinem Namen und den Leistungen beim SV Sandhausen, dem 1. FC Nürnberg und eben Island.

RTL hatte sich auch in diesem Jahr wieder voll ins Zeug gelegt und bekannte Namen auf das Parkett gelockt.

Allen voran Ex-„Tagesschau“-Chefsprecher Jan Hofer funktionierte quotentechnisch sicher auch als Zugpferd, hinzu kamen Kandidaten wie Schlagerstar Mickie Krause, Formel-1-Reporter Kai Ebel, Schauspieler Erol Sander, Model Kim Riekenberg, Barack Obamas Halbschwester Auma Obama. Wie in den vergangenen Staffeln bereits waren es aber auch in der 14. Staffel die eher unbekannteren Teilnehmer wie Puschmann, Moderatorin Lola Weippert, Sängerin Ilse DeLange oder Boxer Simon Zachenhuber, die weiterkamen. Die „Big Names“ scheiterten allesamt früh, durften aber in der Finalshow natürlich auch noch mal ran und tanzten zu Musik der wieder formierten „No Angels“.

Nun tritt also Gíslason in die Fußstapfen von Zirkusartistin Lilli Paul-Roncalli. Das ist verdient und macht Lust auf die 15. Staffel von „Let’s Dance“. Dann aber bitte mit Publikum und ohne Pandemie. Denn das fehlte bei den Spektakel-Tänzen im Finale.

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