Düsseldorf Lebenslust im Sterbehospiz

Düsseldorf · In der feinen Tragikomödie "Blaubeerblau" entdeckt ein Architekt, was im Leben wirklich wichtig ist.

In Fritjofs langweiligem Leben hat alles seinen festen Platz. Seine Wohnung wirkt so farblos wie sein Arbeitsplatz, ein Architekturbüro. Erst als er den Auftrag erhält, ein Sterbehospiz zu vermessen, geraten die Dinge in Bewegung: In seiner Ordnung der Dinge hat der Tod keinen Platz, er ist "der Feind des Lebens". Natürlich kommt es in Rainer Kaufmanns feinsinnigem Film "Blaubeerblau" am Ende ganz anders. Fritjof entdeckt in der Begegnung mit den Sterbenden, worauf es wirklich ankommt im Leben; er schließt Freundschaften und entwickelt sich von einem, der fremdgesteuert agiert, zu jemandem, der selbstbestimmt entscheidet.

Der Fernsehfilm, den die ARD als Teil der Themenwoche "Leben mit dem Tod" zeigt, ist in vielerlei Hinsicht ein Glücksfall. So umschifft das Drehbuch von Beate Langmaack größtenteils peinliche Momente und gleitet nur selten ins Phrasenhafte und Kitschige ab. Stattdessen kontrastiert es das Sterben mit Sinn für feinen Humor und grotesken Situationen – etwa, wenn Fritjof und sein sterbender Freund Hannes skurrile letzte Worte zitieren. Oder wenn Fritjofs Chefin von den angemessenen Farben in einem Hospiz spricht: "Pastelltöne passen zum Ende des irdischen Lebens." Vor allen anderen aber gebührt den Darstellern der beiden Hauptfiguren das größte Lob: Devid Striesow als Fritjof und und Stipe Erceg als Hannes spielen wunderbar nuanciert. Erceg bekam für seine Leistung den Hessischen Fernsehpreis.

Manch unglaublichen Zufall muss man als Zuschauer einfach als dramatische Prämisse akzeptieren. Dass Fritjof im Hospiz seinen ehemaligen, todkranken Mitschüler Hannes trifft und dass er früher ausgerechnet in dessen Schwester verliebt war, wirkt etwas konstruiert. Wie sich zwischen den beiden, die sich damals nicht leiden konnten, im Angesicht des Todes ein festes Band entwickelt, ist schön herausgearbeitet. Auch Fritjofs Beziehung zu Frau Fahrenholtz (Monika Lennartz) wird fast beiläufig erzählt, erreicht aber gerade dadurch Tiefe. Auf sie geht auch der Titel zurück: Fahrenholtz besitzt einen besonders köstlichen Blaubeerwein, dessen Geheimnis sie zunächst mit in den Tod mit. Der Film zeigt, dass das Sterben zum Leben gehört und dass die Sterbenden wie die Lebenden, wenn sie sich dem Schicksal stellen, sogar davon profitieren können.

"Blaubeerblau", ARD, 20.15 Uhr

(RP)
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