"Unsere Mütter, unsere Väter" Kriegsepos erfüllt hohe Erwartungen

Berlin · Als TV-Ereignis des Jahres war das dreiteilige Weltkriegsdrama "Unsere Mütter, unsere Väter" angekündigt worden. Die am Sonntag im ZDF ausgestrahlte Auftaktfolge des Films über fünf Charaktere, die der Krieg zu anderen Menschen macht, wurde den hohen Erwartungen gerecht. Heute läuft die zweite Folge.

"Unsere Mütter, unsere Väter"
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Nico Hofmanns Trilogie über die Gräuel des Zweiten Weltkriegs ist ein Familienfilm im besten Sinne: Ihm gelingt es, drei Generationen gleichzeitig anzusprechen und einen Dialog zwischen Vater und Sohn, Großmutter und Enkelin über Krieg und Holocaust zu initiieren, der in dieser Form in vielen Familien noch nicht stattgefunden hat.

Euphorischer Abschied

Fünf Freunde stehen im Mittelpunkt dieses Kriegsepos: die Brüder Wilhelm und Friedrich, Krankenschwester Charlotte, Sängerin Greta und deren Freund Viktor, der Jude ist. Das Bruderpaar wird im Sommer 1941 zum Großangriff auf Russland beordert. Charlotte tritt ihren Lazarettdienst an. Ein euphorischer Abschied in einer Kneipe, herzliche Umarmungen und das Versprechen, sich bald, möglichst schon an Weihnachten in Berlin wiederzutreffen. Doch dann verändern die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs jeden einzelnen von ihnen radikal.

Acht Jahre lang hat Drehbuchautor Stefan Kolditz Geschichten von Zeitzeugen gesammelt. In den fünf fiktiven Hauptfiguren stecken deshalb viele wahre Geschichten von Vätern, Müttern und Großeltern. Produzent Nico Hofmann fühlte sich durch die Tagebücher seines Vaters zu dem Projekt inspiriert. Die Figur des Wilhelm weise "Parallelen zur Biografie des Vaters" auf.

Hofmann gelang durch einen weitgehenden Verzicht auf die sonst typischen Elemente der Melodramatik ein erstaunlich nüchternes Protokoll des Grauens. Der Film zeigt den Krieg in seiner Monstrosität: Sterben im Schützengraben, Hinrichtungen, tote Mütter und weinende Kinder — mittels Litern von Kunstblut und 50 000 Platzpatronen ungeschönt in die Wohnzimmer eines Millionenpublikums transportiert.

Die Altersempfehlung ab zwölf Jahren ist berechtigt. Doch die Brutalität des Films ist nur eine Ahnung davon, was zwischen 1939 und 1945 überall in Europa tatsächlich geschah. Die gewählte Perspektive macht den Krieg auch für ein junges Publikum lebendig. Gerade die Person des Friedhelm verdeutlicht, dass die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs Persönlichkeiten von Grund auf verändert haben. Dass vier der fünf jungen Hauptfiguren selbst zu Mittätern werden, ist realistisch.

Vom Pazifisten zur Tötungsmaschine

Schon im ersten Teil ist die Euphorie rascher Militärerfolge bald verflogen: Die Brüder werden Zeugen eines Pogroms in einem ukrainischen Dorf, bei dem ein deutscher Offizier ein 14-jähriges Mädchen erschießt. Friedhelm, früher Pazifist und Freigeist, wird zusehends zur abgestumpften Tötungsmaschine. Auch Charlotte wird im Lazarett selbst zur Täterin, als sie eine jüdische Ärztin denunziert. Greta beginnt derweil in Berlin eine Affäre mit einem SS-Sturmbannführer, um ihre Gesangskarriere anzukurbeln und gefälschte Papiere für Viktor zu besorgen. Der wird trotzdem von den Nazis verhaftet.

In Teil 2, den das ZDF heute um 20.15 Uhr zeigt, geht die Geschichte der jungen Menschen weiter. Viktor gelingt die Flucht aus einem Transportzug, der ihn in ein KZ in Osteuropa bringen sollte. Greta wird zur Truppenunterhaltung an die Ostfront geschickt und trifft dort Wilhelm, Friedhelm und Charlotte wieder. Es ist der Vorabend der größten deutschen Panzeroffensive: In der Nähe der russischen Stadt Kursk startet die "Operation Zitadelle". Weil Greta ihr Flugzeug nach Deutschland verpasst, erlebt sie mit, wie Wilhelms Einheit in der Schlacht um Kursk aufgerieben wird. (Teil 3: Mittwoch, 20.15 Uhr)

(RP/anch)
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