Doku „Krieg der Träume“ Chronik einer Epoche

Berlin · Das Filmprojekt „Krieg der Träume“ befasst sich mit der Zeit zwischen den Weltkriegen. Authentisch und geschickt erzählt der Film von 13 echten Figuren aus ganz Europa.

 Eine Szene aus der ersten Folge von „Krieg der Träume“: May Picqueray (Solene Rigot) flieht aus ihrer unglücklichen Ehe nach Paris, wo die Idealistin sich den Kommunisten anschließt.

Eine Szene aus der ersten Folge von „Krieg der Träume“: May Picqueray (Solene Rigot) flieht aus ihrer unglücklichen Ehe nach Paris, wo die Idealistin sich den Kommunisten anschließt.

Foto: obs/IRIS

Geschichte im Fernsehen kann sehr trocken sein – dass es auch anders geht, zeigt die internationale TV-Serie „Krieg der Träume. Diese hat die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zum Thema, von denen der erste vor fast 100 Jahren zu Ende ging. Alle 13 Figuren, die zu sehen sind, hat es tatsächlich gegeben. Darunter ist Hans Beimler (Jan Krauter), der als Obermaat der kaiserlichen Hochseeflotte den Kieler Matrosenaufstand verfolgt. Zurück in seiner Heimat Bayern kämpft er für die Münchner Räterepublik und eine kommunistische Gesellschaft.

Die zarentreue Kosakensoldatin Marina Yurlova (Natalia Witmer) wird vor einem Erschießungskommando der Roten Armee gerettet. Sie will zurück an die Front, findet sich aber im Zug nach Wladiwostok wieder. Währenddessen möchte die Polin Apolonia Chalupiec (Michalina Olszanska) unbedingt zum Film. Regisseur Ernst Lubitsch (Roland Bonjour) gibt ihr die Hauptrolle in „Carmen“ – unter dem Künstlernamen Pola Negri wird sie ein gefeierter Star. Leutnant Rudolf Höß (Joel Basman) verachtet die Weimarer Republik. Gleichgesinnte findet er im Freikorps Roßbach, in dem ehemalige Soldaten das Vaterland auf eigene Faust verteidigen – später wird er KZ-Kommandant in Auschwitz.

Regisseur Jan Peter (50) hat vier Jahre für seinen Film recherchiert und gedreht. Er hatte ein Budget von etwa zehn Millionen Euro zur Verfügung, 21 europäische Sendeanstalten waren beteiligt. Sein aufwendiges, ungewöhnliches Filmprojekt baut auf seinem Werk „14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs“ (2014) auf. Peter schildert die Schicksale seiner Protagonisten anhand von Zitaten aus Tagebüchern und Briefen sehr subjektiv, aber konsequent und authentisch aus diversen Perspektiven. Und er verknüpft sie geschickt miteinander und verbindet dabei historische Filmaufnahmen mit gelungenen Spielszenen. Peter verzichtet auf einen Erzähler und belässt die fiktionalen Spielszenen jeweils in ihrem Originalton (mit Untertiteln).

 Seine spannende Doku-Reihe im Hochglanz-Look erzählt von zerplatzten Lebensträumen, enttäuschten Hoffnungen, schweren Verwüstungen – und vom Entstehen einer Demokratie mit Gewaltenteilung und ihrer anschließenden Zerstörung durch Diktatur und Krieg. Und sie zeigt, dass Demokratie ein kostbares Gut ist und keineswegs eine so beständige Sache, wie gerade heute wieder zu beobachten ist.

„Der Krieg der Träume“, Arte, 20.15 Uhr und ab Montag, 17. September,
Das Erste, 22.45 Uhr

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