Berlin Komödie zum Tourette-Syndrom

Berlin · Der Film "Ein Tick anders" berichtet humorvoll vom Umgang eines Mädchens mit der Erkrankung.

Die 17-jährige Eva (Jasna Fritzi Bauer) ist eigentlich ein ganz normaler Teenager, aber sie leidet am Tourette-Syndrom. Und dieses Handicap macht ihr das Leben richtig schwer. "Ich habe Schluckauf im Gehirn", sagt sie selbst über ihre neuropsychiatrische Erkrankung, die mit unkontrollierbaren Tics einhergeht. Immer wieder rutschen ihr zu den unpassendsten Gelegenheiten üble Schimpfwörter über die Lippen – wie gut, dass Eva so eine verständnisvolle Familie und Oma hat.

In seinem Spielfilm "Ein Tick anders" erzählt der Grimmepreisträger Andi Rogenhagen ("The Final Kick") keine düstere Krankengeschichte, sondern bereitet das Thema Tourette-Syndrom in einer märchenhaft anmutenden Komödie auf. Dabei überzeugt weniger die eher konfuse Handlung als vielmehr die Schauspieler, allen voran die starke Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer ("Scherbenpark", "Barbara"). "Ich würde auch Angst kriegen, wenn ich mich treffen würde", meint Eva selbstkritisch. In die Schule muss sie wegen ihrer Tics nicht mehr gehen, lieber hängt sie mit ihrem chaotischen Onkel Bernie (Stefan Kurt) ab, einem verkrachten Musiker. Am allerliebsten verbringt sie Zeit mit ihrer Oma (Renate Delfs), einer verrückten Nudel, die schon mal einen Staubsauger zur Explosion bringt oder mit der Schrotflinte auf Playmobil-Figuren schießt. Auf ihre Enkelin lässt die schrullige Seniorin nichts kommen: "Bei mir darfst du alles kaputtmachen". Als Evas Vater (Waldemar Kobus) seinen Job als Autoverkäufer verliert und nach Berlin ziehen will, bricht für Eva eine Welt zusammen.

Das eher bescheidene Milieu des nördlichen Ruhrgebiets, in dem der Film spielt, ist gut getroffen. Hier wirkt alles wie ein riesiger Abenteuerfilmplatz für Eva, die deshalb auch keine Lust auf die Großstadt hat. Warum Rogenhagen allerdings noch eine alberne Krimihandlung in seine launige Komödie hineingepackt hat, dürfte sein Geheimnis bleiben. Sehenswert bleibt der Film dank der Leistung von Jasna Fritzi Bauer. Die 1989 in Wiesbaden geborene Schauspielerin wurde für ihren Part mit dem "New Faces Award" und dem Nachwuchsdarstellerpreis des Filmkunstfestivals Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet.

"Ein Tick anders", Arte, 20.15 Uhr

(dpa)
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