"Tatort" aus Kiel Kommissar Borowski taucht ab

Kiel · Der "Tatort" kommt dieses Mal aus Kiel - Klaus Borowski und Sarah Brandt haben es mit einem Mord auf der Ostsee zu tun. Sie ermitteln in einem Öko-Krimi, und nicht nur die Beamtenseele des Kommissars geht über Bord.

Szenen aus der "Tatort"-Folge "Borowski und das Meer"
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Szenen aus der "Tatort"-Folge "Borowski und das Meer"

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Foto: NDR/Christine Schroeder

Klaus Borowski (Axel Milberg) hat sich verändert: Er trägt Jeans und eine sportliche Outdoor-Jacke, er scherzt mit seiner Kollegin Sarah Brandt (Sibell Kekilli) und flirtet mit der Frau, die er eigentlich verdächtigen müsste, weil sie ihn an eine Jugendliebe erinnert.

Und dann bringt der Kommissar auch noch den Mut auf, selbst in ein koffergroßes U-Boot zu steigen, um Beweise auf dem Meeresgrund aufzuspüren. So locker hat man den Kieler Ermittler noch nicht gesehen. Borowskis Beamtenseele haben Regisseurin Sabine Derflinger und Drehbuchautor Christian Jeitsch gleich mit in den Tiefen der Kieler Föhrde versenkt.

"Es gab bereits den Plan, Borowski zu verändern", erklärt Derflinger, die bisher vor allem beim österreichischen "Tatort" mit Harald Krassnitzer inszenierte. Das ganze Leben sei Prozessen unterworfen, und diese Geschichte bot den richtigen Zeitpunkt für behutsame Veränderungen.

Das Kieler "Tatort"-Team ermittelt in "Borowski und das Meer" in einem Fall von Öko-Spionage. Auf einer Betriebsfeier an Bord eines Partyschiffs wird der Jurist Jens Adam (Andreas Patton) beim Rauchen an Deck von einer Kugel getroffen. Er kippt über die Reeling ins Wasser und versinkt.

Patrick Abozen - der Neue im "Tatort aus Köln
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Patrick Abozen - der Neue im "Tatort aus Köln

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Was zunächst aussieht wie die Tat eines Profikillers, entpuppt sich als Kampf um seltene Erden durch große Konzerne, die bereit sind, über Leichen zu gehen. Der Tote arbeitete für das Unternehmen "Marex" und handelte Schürfrechte für seltene Erden überall auf der Welt aus. Bevor er über die kriminellen Machenschaften auspacken kann, stirbt er. Doch alle seine Kollegen haben durch den Bootsausflug ein Alibi.

Dann entdecken die Ermittler auf dem Computer des Toten ein Video mit der Botschaft "Marex geht über Leichen, und ich bin eines der Opfer... Wenn Sie das sehen, bin ich tot." Ist die Lösung des Falls wirklich so einfach? Recht früh beginnen versierte Krimi-Zuschauer zu ahnen, was tatsächlich hinter dem Tod des Whistleblowers steckt. Dennoch ist der Fall unterhaltsam: Das Drehbuch testet das Kombinationsvermögen und ermöglicht ein wenig Rätselraten.

Die Darsteller sind überzeugend — nur das hölzerne Spiel von Sibel Kekilli nervt etwas. Besonders gelungen sind die verschiedenen Frauentypen: die eiskalte Managerin, die treusorgende Ehefrau, die exotische Geliebte. Alle sind irgendwie verdächtig. "Seltsamer Fall, seltsame Frauen", sagt Borowski.

Nach den actionreichen "Tatorten" der vergangenen Wochen ist dieses Mal wieder ein normaler Krimi, gestrickt nach dem klassischen Whodunnit-Muster (Wer hat's getan?), der wie nach Lehrbuch nach etwa zwei Dritteln des Films die entscheidende Wendung bringt. Der "Öko-Krimi mit realem Hintergrund", so der federführende NDR, nähert sich einem spannenden Thema, bereichert wird die politisch aufgeladene Handlung durch Tauch- und Unterwasserbilder. Inhaltlich hätte es aber gerne noch etwas mehr sein dürfen.

"Borowski und das Meer", ARD, So., 20.15 Uhr

(RP)
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