"Tatort" am Ostersonntag Kommissar Borowski ermittelt in Finnland

Kiel (RPO). Das Kieler-Kommissariat geht auf Reisen: Im NDR-Tatort "Tango für Borowski", den die ARD am Ostersonntag um 20.15 Uhr zeigt, wird erstmals in Finnland ermittelt. Genauer gesagt in Nord-Karelien, einer dicht bewaldeten, aber spärlich besiedelten Provinz in der Nähe der russischen Grenze.

Kommissar Borowski ermittelt in Finnland
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Hier befindet sich der 17-jährige Ralph Böttcher, ein ehemaliger Junkie aus Schleswig-Holstein, gerade in einem Resozialisierungscamp. Seine Betreuer bescheinigen ihm gute Fortschritte. Doch ausgerechnet in der Mittsommernacht soll es passiert sein: Ralph steht unter dem dringenden Tatverdacht, ein junges Mädchen vergewaltigt und ermordet zu haben.

Da sich der junge Mann äußerst verschlossen gibt, wird der deutsche Hauptkommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) nach Finnland beordert, um den Jungen zu vernehmen. Gemeinsam mit seinem finnischen Kollegen Mikko soll er den Tatverdächtigen dazu nach Helsinki überführen. Doch während der Fahrt gelingt Ralph die Flucht. Mit der Dienstwaffe der Polizisten schlägt er sich kreuz und quer durch die Wälder. Borowski heftet sich umgehend an seine Fersen. Dabei kommt er einem düsteren Geheimnis auf die Schliche, das die Ermordung des Mädchens in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt.

Finnland steht im Vordergrund

Im neuen NDR-"Tatort" stehen jedoch weder Mord noch Vergewaltigung, sondern vielmehr die Menschen und die finnische Natur im Vordergrund. Immer wieder unterbrechen harmonische Panoramabilder von Wäldern, Flussläufen und Seen das Krimi-Geschehen. Bei den Menschen wird wiederum kaum ein Klischee über Finnen ausgelassen. Der Zuschauer erlebt die Nordlichter als spröde, wortkarge und verschlossene Zeitgenossen. Emotionslos geben sie sich ihrer Arbeit und dem Alkohol hin. Das wichtigste Utensil des Vorarbeiters im örtlichen Sägewerk ist dementsprechend ein Alkoholtester. Wer an der Kreissäge ein wenig von der Rolle wirkt, muss erst einmal Pusten.

"Tango für Borowski" präsentiert schräge und skurrile Typen, die gut und gerne in einem Werk von Aki Kaurismäki auftauchen könnten. Die Klischees sind offensichtlich, aber keineswegs störend. Die kauzigen Charaktere fügen sich nahtlos in die ursprüngliche Landschaft ein. Dass die Atmosphäre stimmt, mag auch daran liegen, dass Regisseur Hannu Salonen gebürtiger Finne ist.

Der Regisseur ist Finne

"Tango für Borowski" ist nach 17 Jahren im deutschen Filmgeschäft sein erster "Heimatfilm". Für Salonen war der Dreh eine Herzensangelegenheit. Die Auswahl Nord-Kareliens als Schauplatz ist dabei kein Zufall: "Man kann im hohen Norden archaischere Geschichten erzählen. Das Ursprüngliche und Pure wird dort viel deutlicher als in den großen Städten, die sich europaweit immer ähnlicher werden", so der Filmemacher.

Deutliche Anpassungsschwierigkeiten hat in diesem Zusammenhang Hauptdarsteller Axel Milberg in der Rolle des deutschen Hauptkommissars. Er begegnet Menschen, die er weder einschätzen noch verstehen kann. Auch der folkloristische Tango, der mitten im Wald getanzt wird und der vor zwei Jahren bereits Namenspatron einer deutschen Komödie war, irritiert ihn. Zudem rauben ihm die weißen Nächte ohne Sonnenuntergang den letzten Schlaf.

Der völlig übermüdete Borowski ist daher auf die tatkräftige Unterstützung seines einheimischen Kollegen, gespielt von dem finnischen Schauspieler Janne Hyytiäonen, angewiesen. Und natürlich ist auch die Kriminalpsychologin Frieda Jung, gespielt von Maren Eggert, mit dabei. Gemeinsam lösen sie einen Fall, der mit einem klassischen Mord beginnt und später bis in die Tiefen der finnischen Mythologie abtaucht. "Tango für Borowski" ist sicherlich kein typischer Tatort für das Kieler Gespann. Doch gerade deshalb ist er die Reise in den hohen Norden allemal wert.

(DDP/felt)
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