Kölner „Tatort“-Kritik Roadmovie mit Plaste, Elaste und viel Spannung

Köln · Eine ehemalige Stasi-Agentin entführt Freddy Schenk, um den Tod einer ehemaligen Arbeiterin aus den ostdeutschen Buna-Werken aufzuklären. Der Kölner „Tatort“ war eine gute Mischung aus Roadmovie und Wirtschaftskrimi – hatte aber kleine Schwächen.

 Die verdächtige Bettina Mai nahm erst Freddy Schenk als Geisel und leitete die Ermittlungen danach einfach selbst.

Die verdächtige Bettina Mai nahm erst Freddy Schenk als Geisel und leitete die Ermittlungen danach einfach selbst.

Foto: WDR/Thomas Kost

Worum es ging? Zu DDR-Zeiten wurden in den Buna-Werken unter teils furchtbaren Arbeitsbedingungen Kunsstoffe („Plaste und Elaste aus Schkopau“) produziert. Viele Beschäftigte leiden an den gesundheitlichen Folgen der Bedingungen, die sogar nach DDR-Gesetzen unzulässig waren. Als eine ehemalige Arbeiterin tot im Hotel gefunden wird, gerät die heutige Hotelbesitzerin und ehemalige Stasi-Agentin Bettina Mai (Ulrike Krumbiegel) unter Mordverdacht. Sie nimmt Freddy Schenk (Dietmar Bär) als Geisel und ermittelt mit ihm die wahren Hintergründe des Falls. Denn mit Plaste und Elaste aus Schkopau verdienten auch Manager aus dem Westen Geld, die heute auf guten Posten in Politik und Wirtschaft sitzen. Der Titel „Das Sterben der Anderen“ nimmt Bezug auf das oscarprämierte Drama „Das Leben der Anderen“.

Was war gut? Die glänzende Ulrike Krumbiegel spielte die ehemalige Stasi-Agentin mal als kalte Gangsterin, dann als entschlossene Frau auf der Suche nach der Wahrheit. Aus der anfänglichen Geiselnahme entwickelte sich eine zarte Romanze, die Suche nach den wahren Hintergründen und Verbindungen blieb bis zum Schluss spannend. Dass Schenks Kollege Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) in einer Nebenhandlung seinen vermissten Kollegen suchte, gab dem Krimi zusätzliche Dynamik.     

Was war weniger gut? Die Szenen mit dem Polizeiassistenten Norbert Jüte (Roland Riebeling) im Kellerverlies wirkten wie Slapstick und passten nicht so recht ins Gesamtbild. Dass es Jüte in Rekordzeit schaffte, seinen gesamten Lebensmittelvorrat zu ruinieren und sich an den Resten mehrfach schwer zu verletzen, wirkte unglaubwürdig. Die deutsch-deutschen Beziehungen wurden an einigen Stellen arg stereotyp (“Westler fielen wie in einem Selbstbedienungsladen bei uns ein“) beschrieben. Doch viel mehr ist in einem Sonntagabend-Krimi vielleicht nicht möglich. 

Nochmal einschalten? Ja. 80 Folgen mit Ballauf und Schenk gibt es bereits. Behrendt erklärte kürzlich in einem Interview, dass er die 100 gerne vollmachen würde. Das ist eher ein Versprechen als eine Drohung.  

(csi)
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