Ursprung im "Blatt der Hausfrau" Jubiläum: "Jede Frau ist eine Brigitte"

Berlin (rpo). Die Mutter aller Frauenzeitschriften feiert ihren 50. Geburtstag: Die "Brigitte" hat sich dabei den günstigsten aller möglichen Geburtstage ausgesucht. Denn eigentlich ist sie schon viel älter.

Doch die "Grande Dame" der 14-tägigen Frautentitel darf sich beim Alter für das beste entscheiden. Die Frauenzeitschrift "Brigitte" feiert im Mai ihr großes Jubiläum, in Erinnerung an das erste Erscheinen 1954.

Ihren Ursprung hat Deutschlands meistgelesene Frauenzeitschrift im Ullstein-Heft "Blatt der Hausfrau", 1886 gegründet und zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Ullstein-Schnittmuster gekrönt. Hermann Ullstein, jüngster Spross von Verleger Leopold Ullstein, fand an dem Namen "Brigitte" Gefallen und propagierte 1926 den Slogan: "Sei sparsam Brigitte, nimm Ullstein-Schnitte". Der Name war für Ullstein Programm. "Jede Frau ist eine Brigitte", befand er.

Name ist Programm

So kam der Name "Brigitte" zunächst in den Titel des "Blatts der Hausfrau", bis 1954 nur noch der Name blieb. Die "Brigitte" wurde von Chefredakteur Dieter Conrads zunächst mit vier Redakteurinnen aufgelegt. Sie brachten Reportagen, Mode, Umfragen, Kosmetik- und Haushalts-Tipps, einen Bericht über den ersten Kuss, Rezepte und Reisethemen. Auch die Schicksale der im Krieg von ihren Familien getrennten Kinder spielten noch eine Rolle, ebenso die "wahre Bestimmung" der Frau als Hausfrau und Mutter.

Ein Jahr später war Conrad überzeugt, der modernen Frau gehöre die Zukunft. Das Blatt zielte nun auf junge Frauen, die mondäne Mode und Kosmetik schätzten und für gute Unterhaltung und Lebensberatung zu haben waren.

Im November 1956 gab Conrad die Leitung an Klaus Bresser ab, der eine Art Yellow-Press versuchte, aber nach einem Jahr und dem Wechsel von Ullstein zum Hamburger Constanze-Verlag den Hut nahm. Nachfolger Hans Huffzky setzte ganz auf Mode und Modernität. Klatsch und Tratsch wurden verbannt.

1961 erstmals Strickmoden

Im Juli 1957 trat dann Peter Brasch als Chefredakteur an, der 27 Jahre das Redaktionsteam leiten sollte. Im Blick hatte er junge Frauen von 18 bis 23 Jahren. Die meisten "Brigitte"-Leserinnen waren damals zwischen 14 und 19 Jahre. Die Zeitschrift brachte "Vorher-Nachher-Berichte" und das klassische "Machen Sie das beste aus Ihrem Typ?"

Zwischen den Mode-Fotografien von F.C. Gundlach erschien 1961 erstmals ein Sonderteil zu Strickmoden, 1962 gab es Frisuren "zum Selbermachen". Zudem kamen mehr psychologische, medizinische und berufsbezogene Themen ins Heft. Ende der 60er Jahre erschien die erste "Brigitte-Diät".

Im November 1969 fusionierten die bisherigen Konkurentinnen "Constanze" und "Brigitte". "Brigitte mit Constanze", wie sich das Blatt zunächt nannte, avancierte zur Marktführerin. Die Auflage lag im 1. Quartal 1970 bei fast 1,5 Millionen Exemplaren, die Leserinnen waren mittlerweile überwiegend zwischen 20 und 29 Jahren.

Neue Themen in den 70ern

In den 70er Jahren hielt die Frauenbewegung bei der "Brigitte" Einzug. Zwar blieben die fünf K's - Kleidung, Kosmetik, Küche, Komfort und Kinder. Doch die Emanzipation brachte auch neue Themen: Frauen im Bundestag, Partnerschaft im Haushalt, die Frau im Beruf und Abtreibung. Zugleich wurde die Mode bequemer: Die Models trugen jetzt Jeans, T-Shirts und flache Schuhe. Und den Strick-Boom begleitete "Brigitte" schließlich Sommers wie Winter mit Anleitungen.

Anfang der 80er erfolgte dann eine optische Erneuerung, die Texte wurden kürzer, die Ressorts Mode und Kosmetik erhielten mehr Platz. Seit 1983 ist auch Elke Heidenreich als regelmäßige Kolumnistin mit im "Brigitte"-Boot.

Der Wechsel kam am 1. Juli 1984: Wolfhart Berg trat die Nachfolge Braschs an - und strich erst einmal feste Blatt-Bestandteile. Dafür blieb er nur bis Oktober 1985, als Anne Volk als erste Frau auf den Redaktionschefsessel rückte. Volk führte 1989 das bis heute aufgelegte "Dossier" ein, ein Blatt im Blatt, das psychologische Fragen und Problem-Themen erörtert, die auch 30- oder 40-Jährige ansprechen.

Im Januar 2001 machte Volk schließlich Beatrix Kruse Platz - doch die Redaktion kam mit ihr nicht klar. Seit September 2002 ist mit Andreas Lebert nun wieder ein Mann am Ruder. Lebert, der das Magazin der "Süddeutschen Zeitung" und dessen Jugendbeilage "jetzt" aus der Taufe hob, gehört ohnehin zur Familie. Von 1986 bis 1989 war er bei "Brigitte" Ressortleiter, Bruder Stefan schrieb ebenfalls schon für die Zeitschrift. Und Mutter Ursula war in den 50er Jahren Redakteurin von "Brigitte".

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