Late-Night-Show "Neo Paradise" Joko zieht Lehre aus Busengrapscher-Fauxpas

Düsseldorf · TV-Moderator Joko Winterscheidt ist ein kluger Mann, aber ab und an macht auch er das, was klugen Männern eben auch hin und wieder Mal passiert: etwas Saudummes. Das Wichtige aber ist, dass er aus seinem Fauxpas lernt.

Neo Paradise – die Late-Night-Show von Joko und Klaas
6 Bilder

Neo Paradise – die Late-Night-Show von Joko und Klaas

6 Bilder

In der neuen Folge der ZDF-Neo-Sendung "Neo Paradise", der wöchentlichen Late Night mit seinem Kompagnon Klaas Heufer-Umlauf, hörte er rechtzeitig auf, als das Niveau sehr weit nach unten sank. Die großen, aber nicht erwachsenen Jungs frittierten in ihrer Rubrik "Bis einer heult" Lebensmittel. Verlierer ist der, der sich sträubt, das ihm Vorgesetzte zu essen.

Winterscheidt: "Das ist total krank"

Bei Schillerlocke, Schnecken und Schlumpf-Gummibärchen kann einem zwar übel werden, aber Schadenfreude funktioniert in der Unterhaltung fast immer - und darum auch das Spiel. Als Joko aber die Aufgabe bekam, zu essen was er will, es aber vorher in eine abgesaugte Tüte Menschenfett zu tunken, beendete er das Spiel. "Das ist total krank", sagte er in Richtung der Kameramänner und Produzenten der Sendung - die ihm so aber die Chance gegeben haben, sich für seinen Busengrapscher zu rehabilitieren.

Vor zwei Wochen strahlte das ZDF eine Folge aus, nach der es eine Menge Ärger für das Duo gab. Beim Spiel "Wenn ich du wäre" forderte Klaas Heufer-Umlauf seinen Partner auf, einer Messe-Hostesse an die Brüste zu fassen. Dass Winterscheidt dieses Spiel nicht verlieren wollte, ist verständlich. Dass sein angedeuteter Busengrapscher (in Wahrheit hat er die Frau gar nicht berührt) einen Sturm der Entrüstung in der Internet-Gemeinde nach sich zog, ist umso verständlicher - und der anschließende Rüffel der ZDF-Verantwortlichen notwendig gewesen.

Zahme Version des Kindskopf-Unsinns

Und so war "Neo Paradise" in dieser Woche eine etwas zahmere Version als früher. Doch das Konzept zieht vor allem in der Generation derer, die im Alter von Winterscheidt (33) und Heufer-Umlauf (29) sind. Denn diese Männer wollen nicht erwachsen werden, wollen nicht angepasst sein und immer das tun, was von ihnen erwartet wird. Sie wollen nochmal oder wieder oder am liebsten für immer Jungs bleiben. Mit all dem Unfug, den man als 13- oder 23- oder 33- oder manchmal sogar noch 43-Jähriger im Kopf hat.

Und das ist auch gut so. Salami und Mett und Zuckerwatte frittieren und probieren, wie es schmeckt - kann man machen. Es in der Optik der in den USA erfolgreichen TV-Serie "Breaking Bad" zu drehen, mit gelben Regenjacken und in einem runtergekommenen Wohnwagen irgendwo am Ende von Berlin ist ebenso clever wie der Titel der Episode: "Baking Fat".

"Das ist kein Raclette mit Freunden"

Dass sich die Moderatoren dabei gegenseitig aufziehen, hochschaukeln und fertig machen, ist Teil der Show - und ein wesentlicher Faktor ihres Erfolgs. Wenn Klaas Heufer-Umlauf sich durchringt, frittierten Speck zu essen, dann fragt er den sich schlapplachenden Winterscheidt, ob er denn zum Spaß hier sei. "Das ist kein Raclette mit Freunden. Das ist Folter-Fondue", meint Heufer-Umlauf. Solche und ähnliche Spitzen gibt es jeden Tag zwischen Brüdern und Schwestern, Freunden und Kumpels, Sportkameraden und Arbeitskollegen.

Was in ihrer Show noch nie funktionierte, waren die für Late-Night-Shows typischen auswendig gelernten Gags am Anfang. Ob er das 4:4 zwischen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Schweden mitbekommen habe, fragte Joko Winterscheidt. Klaas Heufer-Umlauf: "Ich interessiere mich zwar nicht für Fußball, aber ich lebe ja nicht in der Stratosphäre." Zündete nicht.

Ganz mieses Englisch aus Kontrollzentrum

Dafür waren die Einspieler lustig, die später alle paar Minuten in Anlehnung an den Fallschirmsprung von Felix Baumgartner folgten. In diesen saßen ein paar Typen vom Produktionsteam in einem billig eingerichteten Büro, und der älteste von ihnen tat so, als würde er in ganz miesem Englisch Anweisungen an Joko und Klaas durchgeben - ganz so wie Baumgartner sie vom Kontrollzentrum in Roswell bekam.

Auch die Gäste waren in dieser Folge eher so lala. Sowohl Komiker Max Giermann als auch Autor und Moderator Micky Beisenherz sind zwar auf ihre Weise genial, aber so richtig wussten sie nicht, warum sie zu "Neo Paradise" gekommen sind. Giermann vermutlich, weil er in den vergangenen Folgen von "Switch Reloaded" sowohl Joko Winterscheidt als auch Klaas Heufer-Umlauf so perfekt parodierte, dass man ihn einladen musste, um zu zeigen, dass man auch über sich selbst lachen kann.

Beisenherz sagte selbst, dass er ja gerade keine neue Show habe, für die er werben könne. Joko Winterscheidt rechtfertigte die Einladung für den Gag-Schreiber immerhin damit, dass "wann immer Sie im deutschen Fernsehen lachen, dieser Mann mit Sicherheit dahintersteckt". Hinter dieser Folge von "Neo Paradise" steckte er mit Sicherheit nicht. Aber nach der Aufregung um Jokos vermeintlichen Busengrapscher musste es das Duo dieses Mal ein bisschen ruhiger angehen lassen.

(spol)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort