Wegen Unwetter in NRW Jörg Kachelmann greift den WDR an

Sechs Tote hat das Unwetter der vergangenen Nacht in NRW gefordert. Wetterexperte Jörg Kachelmann wirft dem WDR vor, nicht rechtzeitig gewarnt zu haben und fordert den Rücktritt von Intendant Tom Buhrow. Der Sender weist die Kritik zurück.

 Jörg Kachelmann hat einen offenen Brief an den WDR verfasst.

Jörg Kachelmann hat einen offenen Brief an den WDR verfasst.

Foto: dpa, Tim Brakemeier

Unter dem Titel "Fünf Tote und der WDR: Treten Sie zurück, Tom Buhrow", hat Kachelmann einen offenen Brief an den Intendanten ins Netz gestellt. Er wirft dem Sender vor, nicht ausreichend und zu spät über das Unwetter informiert zu haben. "Gestern gab es den Test, für Sie, für den Sender, ob Sie irgendetwas bewegt haben dort, wo Menschenleben gerettet werden können", schreibt Kachelmann darin. Er schreibt von Daseinsvorsorge und dem Schutz der Bevölkerung.

Den Wetterdiensten, so Kachelmann, sei frühzeitig klar gewesen, was passieren würde. Auch er selbst, der sich als Wetterexperte ungern weit aus dem Fenster lehne, habe bereits am Morgen einen Tweet abgesetzt, dass ein Unwetter wahrscheinlich sei. Und dann wirft er dem WDR vor: "Sie und Ihr Sender taten offenbar nichts, als sich nach 19 Uhr über Belgien und den Niederlanden eine zusammenhängende Unwetterlinie gebildet hatte."

"Sie und Ihr Sender hatten und haben keinen Plan, wie Sie etwas Wichtiges tun können, tun müssen, wenn es um Leib und Leben Ihrer Gebührenzahler geht", schreibt Kachelmann und legt noch nach: "Diese Menschen hätten nicht sterben müssen, hätten alle mitgeholfen, die Zuschauer in NRW live erreichen zu können und rechtzeitig zu warnen. Sie sind gemeint. Sie und Ihr Sender waren gestern entweder faul, inkompetent, ignorant oder alles zusammen."

Und dann fordert er von Buhrow, "einmal im Leben echte Verantwortung" zu übernehmen — indem er als Intendant zurücktritt.

Der WDR reagierte am Nachmittag mit einer offiziellen Stellungnahme. Auf Kachelmann persönlich geht sie nicht ein, versucht aber nachzuweisen, in welcher Form der Sender im Laufe des Tages über die Wetterprognosen und Warnungen informierte.

Wortwörtlich heißt es in der Mitteilung:

"Der WDR hat am Pfingstmontag ab 6 Uhr morgens durchgehend Unwetterwarnungen und Schlechtwetterprognosen gemeldet.

Die Unwetterwarnungen, die WDR-Radios vom Deutschen Wetterdienst vorlagen, haben wir wie üblich in allen Nachrichtensendungen übernommen.

Ab dem Vormittag war auf wdr.de eine Unwetterwarnung. In der Mittagszeit gab es zudem einen Unwetterhinweis via Twitter. Darüber hinaus stellte der WDR im Videotext den ganzen Tag über aktualisierte Unwetterwarnungen bereit.

Wie nach jedem Katastrophen- oder Kriseneinsatz werden wir auch in diesem Fall nacharbeiten, was wir künftig gegebenenfalls noch besser machen können."

(das)
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