Neue RTL-Serie "Jimmy" will Klischees über Türken in Deutschland korrigieren
Köln (rpo). "Alle lieben Jimmy" heißt eine neue RTL-Serie, die ab Freitag läuft. In der Hauptrolle ist Eralp Uzun. Er Spielt einen 18-jährigen Türken zwischen Tradition und Moderne. Im Interview spricht er über die neue Reihe und vor allem über Rollen für Türken in Film und Fernsehen.
Sie spielen in "Alle lieben Jimmy" einen jungen Türken ohne Türkischkenntnisse. Wie sieht es im wahren Leben damit aus?
Sagen wir mal so: Ich kann besser Deutsch als Türkisch. Ich kann mich ganz gut unterhalten, aber wenn es ums Hochtürkisch geht wie bei Nachrichtensendungen, da fehlen mir einige Wörter.
Fernsehen und Kino greifen gerade Themen rund um türkisches Leben in Deutschland auf und haben dabei offenbar türkische Zuschauer fest im Blick. Wie finden Sie das?
Als Zuschauergruppe fürs Fernsehen würden die zwei bis drei Millionen Türken in Deutschland allein sicher keine gute Quote garantieren. Im Falle von "Alle lieben Jimmy" hoffe ich, dass die Sendung eine Plattform für Deutsche wie Türken wird, eine, die beide Seiten gut finden. "Jimmy" zielt ja in erster Linie auf Jugendliche und Familien, egal welchen kulturellen Hintergrund sie haben.
Ihre TV-Familie widerspricht allen Vorstellungen, die Deutsche über türkisches Leben hier hegen: Sie ist reich, weltoffen, modern.
Tatsächlich entspricht die Sendung nicht den Klischees von Türken hierzulande. Sonst werden ja gerne konservative Familien gezeigt, Frauen mit Kopftuch in total kitschigen Wohnungen und so. Aber ich habe es satt, immer nur den Döner-Verkäufer oder kleinen Gangster zu spielen, der ständig "Was guckst Du, Alter" sagen soll. Es gibt genügend türkische Anwälte und Ärzte in Deutschland. Das sollte die Filmbranche berücksichtigen. Die moderne, westlich orientierte Familie wie in "Jimmy" ist nicht so ungewöhnlich. Die meisten Türken leben hier nicht so, wie sich das viele vorstellen.
Die Sendung startet punktgenau zur Debatte über die Integration von Jugendlichen aus Einwandererfamilien.
Das ist für mich derzeit eher ein Reizthema. All die Fragen, die bei der Diskussion über die Neuköllner Rütli-Hauptschule aufkommen, gab es schon seit Jahren. Ich verstehe nicht, dass die Öffentlichkeit erst jetzt wach wird. Ich bin in Neukölln geboren, in Kreuzberg aufgewachsen und war auch auf einer fast reinen Türken-Schule. In meiner Klasse gab es keine Deutsche. Und wir haben auch kein vernünftiges Deutsch gelernt. Natürlich sind die Eltern ebenfalls gefragt. Man sollte sie ermuntern, ihren Kindern die Integration zu erleichtern. Aber die Politik hat eben auch sehr lange geschlafen.
Wünschen Sie sich mehr Themen zu türkischem Leben in deutschen Medien?
Das wäre nicht schlecht. Vor allem müssen die Kinder zuerst die Sprache lernen. Und da sollte man in den Medien und in der Politik so viel Energie wie möglich reinstecken. Allerdings helfen Klischees und Vorurteile nicht weiter. Wichtiger wäre es, den jungen Leuten Mut zu machen. Es gibt viele Talente auf der Straße, die nicht gefördert werden. Es gibt viele wie mich, die etwas können, aber niemanden interessiert es. Das muss sich ändern.
"Alle lieben Jimmy", freitags 21.45 Uhr, RTL