"The Blacklist" im Free-TV Hannibal Lecter reloaded

Düsseldorf · Eine neue US-Erfolgsserie ist ins deutsche Free-TV unterwegs. "The Blacklist" kann zwar bei der Story nicht mit "Mad Men" oder "Breaking Bad" mithalten. Dafür misst sich Hauptdarsteller James Spader mit einer der größten Figuren der Filmgeschichte.

Szenen aus "The Blacklist"
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Szenen aus "The Blacklist"

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James Spader gehört zu den Schauspielern, deren Stunde im Grunde genommen gleichzeitig mit dem Aufstieg der TV-Serie geschlagen hat. In Deutschland nahezu unbekannt, feierte der US-Amerikaner ab 2004 mit "Boston Legal" große Erfolge. Dort mimt er zusammen mit William "Captain Kirk" Shatner zwei ebenso zynische wie erfolgreiche Anwälte. Drei Emmys und eine Golden-Globe-Nominierung später ist Spader in "The Blacklist" zu sehen. Natürlich handelt es sich dabei um eine Serie.

Zugegeben: Spader spielte in zahlreichen Hollywood-Produktionen mit, in seiner Vita versammeln sich unter anderem Werke wie das Drama "Crash" oder Steven Soderberghs Indepdendent-Perle "Sex, Lügen und ein Video". Aber erst im 21.Jahrhundert entwickelte der mittlerweile 53-Jährige ein Gefühl für Erfolgsproduktionen. "Practice — die Anwälte" (2003), dessen Spin-Off "Boston Legal", "Das Büro" (2010) und nun "The Blacklist" (2013) — er spielte überall mit.

In dem neuen Thriller darf Spader derweil quasi am Darsteller-Olymp schnuppern, er verkörpert ein perfides Genie, ganz nach dem Vorbild des legendären Psychotherapeuten Hannibal Lecter. Und — moment mal — es gibt gleich zahlreiche Parallelen zu der weltbekannten Filmreihe, deren Aushängeschild das Meisterwerk "Schweigen der Lämmer" ist.

Zur Erklärung - hier der Plot: Für mehr als ein Jahrzehnt stand der ehemalige Spitzenagent Raymond "Red" Reddington (Spader) ganz oben auf der Fahndungslist des FBI. Er verhandelte die großen Deals für die Kriminellen auf der ganzen Welt und wurde so als der "Berater des Bösen" bekannt. Nun ergibt er sich seltsamerweise und hat ein ganz besonderes Angebot für das FBI: Er hilft einen Terroristen zu fangen — allerdings nur unter der Bedingung, dass er ausschließlich mit einer jungen Agentin spricht, die gerade erst von der FBI-Akademie kommt und als frisch gebackene Profilerin arbeitet. Klingelt da was?

Vieles kommt bekannt vor

Und so betritt der Zuschauer recht abgetretene Pfade, trotz einigen Twists mag nur seichte Spannung aufkommen, es ist dann doch eher ein mehr oder minder aufgeregtes Kribbeln.

Die Show könnte sich damit in die Durchschnittsmasse der Serien a la "Person of Interest" oder "White Collar" einreihen — die ironischerweise allesamt auf RTL ein Zuhause fanden. Der gemeinsame Nenner und die Stärke dieser Produktionen ist hingegen deren Kurzweiligkeit. Eine allzu passende Serie für das Abendprogramm also, wenn der Ottonormalverbraucher nach einem anstrengenden Tag sich mehr berieseln, als beanspruchen möchte.

Die Figuren sind traditionell recht eindimensional — aber eben in dieser Beziehung hebt sich "The Blacklist" ab. "Als ich 'The Blacklist' gelesen habe, war mir sofort klar, dass hier die Figur das Wichtigste ist. Es gibt definitiv jede Menge Action. Letztendlich ist die Sendung Charaktere orientiert", erklärt Spader in einem Interview. Der US-Amerikaner adaptiert die dankbare Rolle souverän. Sein Anti-Held befindet sich konstant in einer moralischen Schwebe, der Zuschauer kann weder klare negative noch positive Ausrichtungen deuten. War das eine Lüge oder lächelt er aus reiner Empathie? Was ist sein Plan? Diese Unwissenheit macht neben Spaders Darstellung neugierig. Mehr aber auch nicht.

"The Blacklist", RTL, Dienstag 20.15 Uhr

(cfk)
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