ZDF zeigt Dreiteiler über Industriellendynastie Iris Berben und der Mythos Krupp

Hamburg/Essen (RPO). Im 20. Jahrhundert waren die Krupps nicht nur die einflussreichste Industrie-Dynastie des Ruhrgebiets, sondern ganz Deutschlands. Sie wurden von Wilhelm II. ebenso hofiert wie von Hitler und galten in zwei Weltkriegen als "die Waffenschmiede der Nation". Das ZDF erzählt die Geschichte in einem Dreiteiler mit Iris Berben in der Hauptrolle.

Iris Berben in "Die Krupps"
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Iris Berben in "Die Krupps"

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Erschöpft sitzt Bertha Krupp (Iris Berben) eines Abends 1957 in ihrem Schlafzimmer. Hinter dem Familienoberhaupt der Essener Stahldynastie liegt ein Leben voller Pflichtbewusstsein und Verantwortung.

Sie habe mehr Könige, Kaiser, Präsidenten, Minister, Kardinäle und Generäle empfangen als irgendein anderer Mensch, der nicht selber von Geburt ein König gewesen sei, monologisiert Bertha mit noch immer fester Stimme. Gesetze seien erlassen worden, nur damit der Name ihrer Väter bestehen bleibe: "Krupp. Krupp. Krupp."

Dem Mythos genähert

Mit dem aufwändigen Dreiteiler "Krupp - Eine deutsche Familie" hat sich das ZDF dem Mythos genähert und aus dem historischen Stoff ein generationenübergreifendes Drama inszeniert. Im Mittelpunkt stehen die im 20. Jahrhundert wichtigsten Figuren der Krupps, Bertha (gespielt von Valerie Koch und Berben) und ihr Sohn Alfried (Theo Trebs, Benjamin Sadler).

Ihr ambivalentes Verhältnis zueinander bildet den Rahmen für einen etwa 70 Jahre umfassenden Blick hinter das einst mächtigste deutsche Rüstungsunternehmen, das für Preußens Könige und Kaiser sowie Diktator Hitler Waffen schmiedete.

Die drei 90-Minüter werden am Sonntag, Montag und Mittwoch (22., 23., 25. März) um jeweils 20.15 Uhr ausgestrahlt. Darin dient ein heftiger Streit zwischen Bertha und Alfried 1957 als Auslöser für die TV-Zeitreise: Im Speisesaal der Villa Hügel in Essen sitzt die Familie angespannt beisammen. Arndt (Nikolai Kinski), der 19-jährige Sohn und Alleinerbe von Alfried, ist gekommen. Doch seine Großmutter Bertha will ihn nicht begrüßen. Der sensible Enkel entspricht nicht ihren Erwartungen an einen Krupp'schen "Thronfolger".

Eine lange TV-Geschichte

Als Alfried seine Mutter auffordert, Arndt endlich zu akzeptieren, prallt der jahrzehntelang verborgene Groll zwischen beiden erstmals offen aufeinander. Alfried wirft seiner Mutter vor, ihn zu hart erzogen und seine Ehe mit Anneliese (Mavie Hörbiger) zerstört zu haben. Bertha hingegen sah ihre Aufgabe darin, aus Alfried einen starken Herrscher des Krupp-Imperiums zu formen.

Nachdem sie ihren Sohn aus dem Haus geworfen hat, bricht die alte Frau zusammen. Kurz vor ihrem Tod lässt Bertha die Vergangenheit Revue passieren: Erinnerungen an glücklichere Tage mit ihren Eltern (Fritz Karl, Barbara Auer) werden wach - aber auch die Erkenntnis, dass hinter der Fassade 200-m-Rundbahn und an den StabhoLauf nahm.

Eine lange TV-Geschichte sei zu ihrem Ende gekommen, sagt ZDF-Fernsehspielchef Hans Janke. Über zwei Jahrzehnte hinweg hätten Programmmacher versucht, diese Familie erzählerisch auf den Bildschirm zu transportieren. Das Erfolgsgespann aus Produzent Oliver Berben, Regisseur Carlo Rola und Autor Christian Schnalke ("Afrika, mon amour") schien dem Mainzer Sender geeignet, die komplexe Dynastie von 1900 bis 1967 und die Fakten fiktional miteinander zu verweben.

Elf Millionen Euro teure Produktion

Drei Jahre hat Schnalke an dem Projekt gearbeitet und sich gefragt: "Wie gehen wir mit der Historie um? Mit den kritischsten Momenten der deutschen Geschichte und vor allem mit der Geschichte einer Familie, die eng damit verbunden ist?" So bedeute das Gestalten eines solchen Themas auch ein Interpretieren und Werten, betont der Autor. Speziell Privates liege im Dunkeln und müsse weitergedacht werden.

Behutsam dringt die elf Millionen Euro teure Produktion mithilfe von chronologischen Rückblenden bis in das Innerste der Krupps vor. Für die Familie, die durch ihr Imperium stets mit den Machthabern paktierte, steht der Konzern an erster Stelle. Insbesondere Bertha und ihr Mann Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (Heino Ferch, Thomas Thieme) kreieren inmitten der detailgetreuen Ausstattung und Bildgestaltung eine kalte, distinguierte und düstere Atmosphäre.

Unter dem erdrückenden Leitspruch "Wer Krupp sein will, darf sich niemals gehen lassen" sucht der zerrissene Alfried zeitlebens nach seinem Weg. Im zweiten Teil lässt Schnalke ihn durch den überzeugenden Sadler ("Contergan") resignierend sagen: "Ich stochere im Nebel herum und komme nicht weiter. Ich habe das Gefühl, ich verlaufe mich - immer schon." In den Jahren danach wird in Alfried der Gedanke reifen, die Firma von der Familie zu trennen. 1967 schließlich markiert die Umwandlung in eine Stiftung das Ende der Krupp-Dynastie.

(DDP)
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