Premiere der "DSDS-Kids" Im Regenbohlenwunderland

DSDS ohne Demütigungen? Im ersten Moment hört sich das nach einem absurden Vorhaben an. Im neuen Ableger speziell für Kids stellten sich bei Dieter Bohlen am Samstagabend erstmalig kleine Talente unter 14 Jahren vor. Das Ganze geriet zur Kuschelparty. Nur Bohlen fremdelt etwas.

DSDS-Kids - Castingshow für Kinder
14 Bilder

DSDS-Kids - Castingshow für Kinder

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Kinder, die die großen Stars nachmachen, wirken nicht selten ausgesprochen niedlich. Das liegt meist daran, dass sie mit ihrer kleinen Figur die großen Gesten imitieren, damit aber noch nicht ernst genommen werden.

Beim Gedanken, dass sich nun ausgerechnet Läster-Titan Dieter Bohlen und seine DSDS-Mitstreiter ebendiese Kinder vorknöpfen wollten, mag manchen ein unwohles Gefühl in der Magengegend beschlichen haben. Nicht von ungefähr rieten Pädagogen Eltern, ihre Kinder nicht allein vor der DSDS-Glotze sitzen zu lassen.

Um es kurz zu machen: Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich bei dieser ersten Ausgabe von DSDS-Kids nicht. Doch für eine mitunter bizarre Veranstaltung reichte es auch so locker.

Bei der Ausgabe für Kinder war zunächst einmal alles so wie bei den Großen. Die gleiche Musik beim Beginn, dieselben hektisch-verwackelten Einspieler zur Vorstellung der Kandidaten, dieselbe riesige Bühne und der gleiche hysterische Lärmpegel mit Zwischenrufen und heulenden Fans (Eltern!). Kindgerecht ist das nicht.

Nur die Kandidaten sind kleiner. Ausgetauscht wurden zudem die Jury-Mitglieder neben Dieter Bohlen. Dafür hatte sich RTL ganz besonders nette Menschen ausgesucht. Michelle Hunziker und Dana Schweiger sollten ganz offenkundig für mehr Herz und Gefühl in der Sendung sorgen. Nicht zu Unrecht sprach Moderator Daniel Aßmann von der "nettesten Jury in ganz Fernsehland."

Zehn kleine Kandidaten hatten sich nur für diese erste Runde qualifiziert. Selbstredend bot sich dem Zuschauer wieder eine bunte Auswahl an Typen. Zum Beispiel waren da die etwas pausbäckige Skylla (9) mit einem Schlumpfenlied, der freche Timmy (11) in der Lederjacke, die kleine dunkelhäutige Alysha (8) im Glitzerhöschen ("Könnt Ihr mir die einpacken?") oder auch der 13-jährigen Julius mit seiner Brille und seiner Zahnspange.

Natürlich werden alle einzeln in einem Einspieler vorgestellt. Hobbys. Wie sie denken. Was sie alles anstellen, um gut auszusehen. Und die Eltern dürfen natürlich auch etwas sagen, was dann meistens auf ein "Wir sind so stolz, wir sind sehr nervös", hinausläuft.

So spielt DDSD mit dem Kindsein und dem, was die Onkels und Tanten davon erwarten, wenn so kleine Leute auf einer so großen Bühne stehen. Wie aufgeregt sie sind. Wie süß. Wie mutig. Hunziker selbst hat im Vorfeld darauf hingewiesen, dass es hier nicht um das Demütigen von Kandidaten gehen wird, sondern um einen respektvollen, menschlichen Umgang.

Das reizen vor allem die Schweizerin Hunziker und ihr Mit-Jurorin Dana Schweiger exzessiv aus. "Du bist sehr mutig. In dir steckt sehr viel", heißt es da, wenn einer vor lauter Aufregung völlig die Tonart vergeigt. Die Superlative fliegen im Stakkato durch den Saal, in schöner Regelmäßigkeit beteuern die Jurorinnen, dass sie es so gerade noch geschafft haben, ihre Tränen der Rührung zurückzuhalten.

Die Niedlichkeits-Wertung nimmt bei den rosaroten Lobeshymnen eine Sonderrolle ein. Selbst Bohlen gibt sich redlich Mühe, den passenden kindgerechten Ausdruck zu finden. "Du siehst aus wie eine Prinzessin aus 1001 Nacht", bezuckert er die neunjährige Erisa.

DSDS — das ist an diesem Abend eine pinke, heile Disney-Welt. Nur Bohlen hat dabei manchmal etwas Mühe. Manchmal ist selbst er am Ende seiner Möglichkeiten. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", kommentiert er den Auftritt der selbstbewussten Skyla mit dem Titel "Schlumpfenstern", bis ihm dann einfällt, dass es ein tolle Idee war, genau diesen so erfolgreichen Titel ausgewählt zu haben.

An anderer Stelle fällt er zurück in alte Kalauerei. Mit viel Gefühl hat gerade der zwölfjährige Besnik "Someone like you" von Adele vorgesungen. Bohlen sagt dazu: "Bisher kannte ich Fruchtzwerge, Schluchzzwerge kannte ich bisher nicht." Seine Wertung ist natürlich im Best-of-Bereich. "Das war eine grandiose Leistung", so Bohlens Fazit.

Ins Finale schaffen es am Ende trotz der netten Jury nur drei. Zuallererst überzeugte das Publikum Besnik mit guter Stimme, Gefühl und seinem liebenswerten Kommentar. Auf die Frage, wem er das Lied denn widmen wolle, antwortet er pflichtschuldigst: "Meiner Mutter." Außerdem kamen auch der freche Tänzer Timmy und die kleine Alysha eine Runde weiter.

(pst)
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