"House of Cards" Diese dritte Staffel hätte es nicht geben dürfen

Düsseldorf · Ein Jahr mussten die Fans des Thrillers rund um den fiktiven Politiker Frank Underwood, unglaublich perfekt gespielt von Kevin Spacey, auf neue Folgen warten. Seit zehn Tagen steht die dritte Staffel im Netz. Doch das Fazit unseres Autors, der die ersten beiden Staffeln grandios fand, fällt düster aus: Diese Staffel hätte es nicht geben dürfen.

 Robin Wright begeistert in der neuen Staffel von "House of Cards".

Robin Wright begeistert in der neuen Staffel von "House of Cards".

Foto: afp, dan/vel

39 Kapitel umfasst die "House of Cards"-Saga mittlerweile. Sie lebt nicht nur von ihrer hohen Qualität, sondern auch von den überraschenden Momenten. Deswegen gibt es von dieser Kritik drei Versionen, damit wir Ihnen je nach Vorwissen nicht zu viel verraten und unnötig die Spannung nehmen:
-> Lesen Sie hier weiter, wenn Sie die dritte Staffel bereits gesehen haben.
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-> Lesen Sie diesen Text weiter, wenn Sie noch keine, höchstens ein paar Folgen "House of Cards" gesehen haben.

Als der Streamingdienst "Netflix" im Frühjahr 2013 die erste Staffel von "House of Cards" ins Netz gestellt hat, war dies die Mega-Überraschung: Der Plot, die Erzählweise, die Produktionsqualität auf Kinoniveau haben neue Maßstäbe im Genre "Serie" gesetzt.

Obwohl "House of Cards" nicht einmal für das TV produziert wurde, sondern Neuland betrat: Es war eine der ersten Serien, die für einer Online-Plattform gedreht wurde. Mittlerweile haben nicht nur Netflix, sondern auch Amazon, Yahoo oder Microsoft eigene Serien in Auftrag gegeben oder angekündigt. In der Qualität können sie aber nur selten an die Qualität von "House of Cards" heranreichen.

Wäre da nicht die neue Staffel. In der dritten Staffel werden immerhin zwei von drei Erfolgsfaktoren erfüllt: Die Produktionsqualität wird noch einmal getoppt. Auch die überraschenden Momente gibt es weiterhin. Das Spiel um Macht gelingt zwar auf einer eigenen Art und Weise, am Ende scheitert die Serie jedoch genau daran.

Die letzten fünf Minuten der Staffel verändern die komplette Staffel auf einen Schlag. Viele Fans haben auf Twitter ihre Enttäuschung zum Ausdruck gebracht, ohne aber zu verraten, worum es ging. Tatsächlich: Wer die letzten fünf Minuten der Staffel sieht, fällt in ein tiefes, schwarzes Loch und sagt sich: Das kann doch nicht wahr sein. Als ob ein Großteil der dreizehn neuen Folgen überflüssig gewesen sind.

Was in der dritten Staffel anders ist: Es ist die persönlichste Staffel. Der politische Betrieb verliert den Fokus im Leben der Hauptcharaktere. Dabei sind die Zuschauer gewohnt, dass die Charaktere nichts anderes als Politik im Kopf haben: Es geht um Francis "Frank" Underwood (Kevin Spacey in der Rolle seines Lebens). Ein machthungriger US-Kongressabgeordneter aus South Carolina, der als Fraktionsführer der Demokraten geschickt die Fäden zieht.

Kevin Spacey – House of Cards-Star und Oscar-Gewinner
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Das ist Kevin Spacey

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Foto: ap, Antonio Calanni

Seine scheinbaren Niederlagen nutzt er aus, kalkuliert sie gar geschickt ein. Der Zuschauer leidet zunächst mit, stets im Zweifel ob man so jemanden wie Underwood überhaupt mögen darf, und wird am Ende stets selbst vorgeführt, wenn das ganze Spiel des gewieften Frank Underwood ersichtlich wird. Dieses Spiel mit den Emotionen hat die Zuschauer von dieser Serie abhängig gemacht. Das Problem bei der dritten Staffel: Die Zuschauer hoffen weiter auf dieses Spiel — wenn auch lange vergebens.

Doch es gibt einen Lichtblick in dieser Staffel: Die Schauspielerin Robin Wright war bereits in den ersten beiden Staffeln die perfekte Partnerin von Kevin Spacey. In ihrer Rolle als Underwoods Frau Claire hat sie überzeugt. In dieser Staffel hat Wright jedoch alle anderen in den Schatten gestellt. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Macher der Serie stehen jetzt vor einer spannenden Frage: Sie können zu den Mechanismen der ersten beiden Staffeln zurückkehren oder den Weg der dritten Staffel fortsetzen. Für die Serie ist zu hoffen, dass sich die Macher für die erste Variante entscheiden.

Aber selbst wenn der Weg der dritten Staffel fortgesetzt wird, ist "House of Cards" immer noch um Klassen besser als die meisten anderen aktuellen Serien.

(dafi)
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