Echtes Bild wird langsam erkennbar High Tech macht Kriegsberichte allmählich realistischer

Hamburg (rpo). Die Realität des Krieges ist in vielen Kriegsberichten nicht wiederzufinden. Bis jetzt. Denn der Politologe Ulrich Sarcinelli sagt, dass langsam auch das echte Bild des Krieges in den Medien zu erkennen ist.

Mit zunehmender Kriegsdauer nähern sich die Fernsehberichte aus dem Irak nach Einschätzung des Politologen Ulrich Sarcinelli der Realität des Krieges trotz aller Einschränkungen allmählich an. "Ich bin optimistisch, dass die Bilder der eingebetteten Journalisten die Weltöffentlichkeit nicht auf Dauer täuschen werden", sagte der Professor an der Universität Koblenz- Landau am Dienstag in einem dpa-Gespräch. "Kennzeichnend für Kriegsführung in Zeiten des High Tech ist, dass die militärische Lufthoheit leichter zu sichern ist als jede Art von Informationsmonopol."

Vor allem in den ersten Kriegstagen hätten die ständig wiederholten Berichte in eklatantem Widerspruch zum Mangel an echten Informationen gestanden. "Information wird so zum Placebo und zur medialen Beruhigungspille", sagte der Experte für politische Kommunikation. Die direkte Teilnahme vieler Journalisten an Truppen- perationen sei für die Ausgewogenheit dabei äußerst gefährlich. "Journalisten werden "eingebettet" in die Kriegsmaschinerie zu Instrumenten des Kampfes um die Öffentlichkeit zu Hause und in der Welt." Die Berichterstattung erhalte so "teilweise den Stil einer Sportreportage über eine Wüstensafari mit Kettenfahrzeugen", kritisierte Sarcinelli. "Es handelt sich um eine Art Panzerturmjournalismus mit eingeschränkter Sicht."

Die modernen Bildtelefone (Videophones), mit denen sich Journalisten in großem Stil beweglich und dennoch sendefähig machen, bewirken nach Ansicht Sarcinellis dabei historisch noch nie da gewesene Formen von Kriegsberichten. "Die Technik wird zu einem ambivalenten Instrumentarium: Die Strategie, Journalisten einzubetten, ist nur durch die moderne Digital- und Satellitentechnik möglich - aber über diese Technik verfügen auch die anderen", sagte Sarcinelli.

Insgesamt setze sich zunehmend ein realistischer werdendes Abbild des Krieges zusammen - beispielsweise auch mit Aufnahmen von US-Kriegsgefangenen. Die Zustimmung zum Kriegskurs in den USA könne so mittelfristig porös werden, sagte Sarcinelli. "Auf Dauer wird sich die US-Öffentlichkeit nicht der Macht der Bilder entziehen können, die der Kriegsgegner produziert."

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