Zehn Jahre "Wer wird Millionär?" Hier entstehen die Fragen für Günther Jauch

Köln (RPO). Wenn die Kandidaten am Freitag (20.15 Uhr) bei der Jubiläums-Doppelfolge von "Wer wird Millionär?" angesichts der Fragen wieder ins Schwitzen geraten, sind einem die Antworten schon lange bekannt: Carsten Schnieders. Der 41-jährige Hagener arbeitet bei der Kölner Firma "mind the company" und hat für die RTL-Sendung -und für einige andere - schon Tausende Fragen und Antworten entwickelt.

Einfache Fragen - falsche Antworten
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Einfache Fragen - falsche Antworten

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Etwa 22.200 sind es in zehn Jahren "Wer wird Millionär?" insgesamt gewesen, gestellt an rund 1700 Kandidaten. "Ein Patentrezept für die Entwicklung gibt es nicht", sagt Schnieders, der seit etwa acht Jahren bei dem Unternehmen ist.

Meist stoße man beim Lesen auf irgendeinen Begriff und forsche dann nach. Bis eine Frage es in die Sendung schaffe, durchlaufe sie mehrere Besprechungen innerhalb des 15-köpfigen Teams und mit dem Sender. Den Schwierigkeitsgrad lege der Autor "aufgrund seiner Erfahrung fest".

Keine Ausdrucke

Als Inspirationsquellen und Hilfe zur Ausarbeitung der Fragen dienen Zeitungen und Bücher, vor allem die "Brockhaus Enzyklopädie". "In den vergangenen Jahren ist natürlich das Internet zunehmend wichtig geworden", erklärt Schnieders. Dabei sei aber immer Vorsicht geboten: "Wenn es über ein Thema zu viele widersprüchliche Angaben gibt, lassen wir es lieber weg", sagt er.

Fragen und Antworten bekommen nur das Team und die zuständigen Redakteure beim Sender zu sehen. Ausdrucke gebe es nicht - auch keine Testkandidaten. "Die wären ja quasi ein Loch im System", sagt Schnieders.

Langweilig wird ihm bei seinem Job nicht. "Wir entwickeln ja neben den Fragen auch Konzepte für ganze Sendungen", sagt er. So stamme zum Beispiel die Idee zu "5 gegen Jauch" - einer Show, in der Jauch selbst auf den Quiz-Prüfstand kam und deren erste Ausgabe am 4. September gesendet wurde - von den Mitarbeitern der Kölner Firma.

"Eintönigkeit verspüre ich nicht"

Zwar sei der Ablauf bei seiner Arbeit schon "irgendwie immer der Gleiche", aber im Laufe der Jahre lerne er ja auch immer neue Kollegen kennen, was für Abwechslung sorge. "Eintönigkeit verspüre ich nicht", sagt der studierte Theaterwissenschaftler.

Dass die Fragenentwickler daneben lagen, ist Schnieders zufolge in zehn Jahren erst zwei Mal passiert: Einmal war die Frage gestellt worden, welcher Nobelpreisträger mehrfach in der Fußball-Nationalmannschaft seines Landes gespielt hatte. "Niels Bohr" lautete die richtige Antwort in der Sendung. Das Problem: "Kurz darauf meldete sich der dänische Fußballverband und teilte uns mit, dass Bohr zwar recht erfolgreich Fußball gespielt habe, aber nicht im Nationalteam."

"Wandererparkplatz"

In dem anderen Fall wurde nach einem Verkehrsschild gefragt und die korrekte Antwort lautete "Wandererparkplatz". "Wir hatten in unseren Antwortalternativen aber Wanderparkplatz geschrieben", sagt Schnieders. Die Kandidaten bekamen in beiden Fällen eine neue Chance - sonst hätte es wohl massenhaft Zuschriften gegeben. "Wenn ein Kandidat bei 'Wer wird Millionär?' Schaden erleidet, kommt das ja - so hat man zumindest den Eindruck - einer nationalen Katastrophe gleich", sagt Schnieders und lacht.

Jauch selbst hat Schnieders zwar mehrfach getroffen. "Vor allem nach den Promi-Specials gehen wir alle gemeinsam oft noch ein Bier trinken", sagt er. "Ich bin mir aber nicht hundertprozentig sicher, ob er weiß, wer ich bin."

Zugleich räumt Schnieders mit folgendem Irrtum auf: "Einige Zuschauer denken ja, dass Günther Jauch die richtige Antwort schon sieht, während der Kandidat noch darüber brütet." Das sei nicht richtig, sagt er. Erst wenn der Kandidat seine Vermutung eingeloggt hat, erscheint die richtige Antwort - samt Zusatz-Erklärungen - auf Jauchs Bildschirm.

(DDP/csr)
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