"Heute Journal"-Interview zum Fall Böhmermann Claus Kleber lässt Erdogan-Anwalt nicht gut aussehen

Mainz · Die Diskussion ist noch nicht erschöpft - auch im "ZDF Heute Journal" war die Causa Böhmermann am Montagabend Thema. Im Interview stellte Claus Kleber den deutschen Anwalt des türkischen Präsidenten Erdogan auf die Probe.

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Fünf Minuten dauerte das Interview Claus Klebers mit Michael-Hubertus von Sprenger, dem deutschen Anwalt, der den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Fall Böhmermann zivil- sowie strafrechtlich vertritt. Von Beginn an stellte der Moderator harte Fragen, bekam ausweichende Antworten.

"Was hat denn der türkische Präsident davon, wenn Jan Böhmermann zu einer - nach aller Erfahrung - verkraftbaren Geldstrafe verurteilt wird?" wollte Kleber wissen. "Die Frage müssen sie sich bei jedem stellen, der jemanden wegen Beleidigung anzeigt", antwortete von Sprenger. Erdogan wolle eben, dass Böhmermann bestraft wird.

Der Weg des kleinen Mannes

Weiter wollte Kleber wissen: "Warum wurde dann noch nachgeschoben, sozusagen der Weg des kleinen Mannes, eine ganz private Strafanzeige des Bürgers Erdogan beim Amtsgericht Mainz?" Die knappe Antwort von Sprenger: "Ich hatte das als reine Formalie angesehen, ich wusste noch nicht einmal, wie weit das Verfahren gelaufen war."

Der ZDF-Moderator sprach außerdem von einer Werbekampagne für die Böhmermann-Sendung, die Erdogan durch seine Klagen ausgelöst habe. "Die hat sich Herr Erdogan, nehme ich mal an, sicher nicht gewünscht", so Kleber. "Warum haben sie eigentlich ihrem Mandanten zu diesem Weg geraten?"

Damit habe Erdogan nur Böhmermanns Aufforderung Folge geleistet, meinte von Sprenger: "Nun war es ja Herr Böhmermann, der Herrn Erdogan aufgefordert hat, einen Anwalt zu konsultieren und gegen ihn vorzugehen. Also das müssen Sie Herrn Böhmermann fragen."

Kleber entgegnete, dass es ja doch recht selten sei, dass ein türkischer Präsident sich nach dem Rat eines deutschen Satirikers und Kabarettisten richtet. Das sei sicherlich nur der Ausgangspunkt gewesen, ruderte der Anwalt zurück.

Und noch einmal will Kleber es genau wissen: Wie es sein könne, dass sich ein Staatspräsident darum überhaupt kümmert, fragte der Moderator. Das sei eine höchstpersönliche Frage, die er als Jurist nicht beantworten könne, weicht von Sprenger aus. "Ist ihr Kontakt mit ihrem Mandanten nicht so, dass Sie einen Eindruck davon gewinnen können?", hakte Kleber nach.

Eine erhebliche Strafe für Jan Böhmermann erwartet der Anwalt nicht: "Es wird eine Strafe sein, die erforderlich ist, um ihn auf den rechten Weg zurückzuführen", so von Sprenger. Böhmermann solle Satire machen, und nicht mehr plumpe Beleidigungen.

Beim Kurznachrichtendienst Twitter wurde Claus Kleber für das Interview gefeiert. "Claus Kleber ist großartig. Tolles Interview", twitterte ein Nutzer. "Kleber grillt den deutschen Anwalt von Erdogan", ein anderer.