Im Alter von 62 Jahren nach langer Krankheit gestorben Herbert Riehl-Heyse: "Edelfeder" der "Süddeutschen" ist tot

München (rpo). Herbert Riehl-Heyse zählte zu den großen kritischen Journalisten in Deutschland. Zuletzt war er als leitender Redakteur bei der "Süddeutschen Zeitung". Dort arbeitete er bereist seit über 30 Jahren und hat sich rasch einen Namen als "Edelfeder" gemacht. In der Nacht zu Mittwoch verstarb er mit 62 Jahren.

Seine Frau war bei ihm, als der mehrfach ausgezeichnete Journalist und Autor zahlreicher Bücher im gemeinsamen Haus in Eichenau westlich von München einem langjährigen Krebsleiden erlag.

Riehl-Heyse prägte in seinen zahlreichen Reportagen für die "Süddeutsche Zeitung" einen ganz eigenen Stil. "Seine Texte waren ironisch, aber nie verletzend", sagte der stellvertretende SZ- Chefredakteur Ernst Fischer. Riehl-Heyse hinterlässt neben seiner Frau drei erwachsene Kinder.

Seine journalistische Laufbahn begann der gebürtige Altöttinger 1968 beim "Münchner Merkur". Schon drei Jahre später wechselte er zur "Süddeutschen Zeitung", wo er sich rasch einen Namen als "Edelfeder" des Blattes machte. Seine Reportagen über bundespolitische Themen oder die bayerische Landespolitik waren ein Markenzeichen des Blattes. Riehl-Heyse gehörte auch bald zum kleinen Kreis der "Streiflicht"- Autoren. Er galt als brillanter Schreiber mit einem Hang zum Satirischen.

1987 wurde er stellvertretender Chefredakteur und Chefreporter des Blattes. 1989 ging er für nur wenige Monate als Chefredakteur zur Illustrierten "Stern" nach Hamburg. Nach seinem überraschenden Ausscheiden bei dem Magazin hieß es, Riehl-Heyse habe sich mit der Arbeitsweise einer Illustrierten nicht anfreunden können. Auch sei er kein Blattmacher, sondern eher ein Querdenker gewesen. Schon Anfang 1990 kehrte Riehl-Heyse zur "Süddeutschen" zurück. Seitdem beschäftigte er sich zunehmend mit Medienthemen.

Riehl-Heyse war schon als Schüler mit Gedichten an die Öffentlichkeit getreten, studierte aber zunächst Rechtswissenschaften. Er legte beide juristische Staatsexamen ab und erwarb die Befähigung zum Richteramt. Erst danach begann seine journalistische Karriere. Riehl-Heyse erhielt zahlreiche Medienauszeichnungen, unter anderem den Egon-Erwin-Kisch-Preis, den Theodor-Wolff-Preis und den Wächterpreis. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter 1979 "CSU - die Partei, die das schöne Bayern erfunden hat" und 1998 "Ach, Du mein Vaterland".

Beim Süddeutschen Verlag wurde die Nachricht von seinem Tod mit Bestürzung aufgenommen. Vize-Chefredakteur Fischer sagte, Riehl-Heyse habe trotz seiner schweren Krankheit "fast bis zuletzt gearbeitet". Intensiv begleitete er trotz fortschreitender Krebserkrankung den Bundestagswahlkampf im vergangenen Jahr. Für "Die Seite Drei" des Blattes schrieb er dazu eine große Reportage über Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). "Seine Beiträge waren stilprägend", sagte Fischer.

Riehl-Heyses Reportagen stießen über Jahrzehnte hinweg auf großes Interesse, jungen Kollegen war er in journalistischen und persönlichen Angelegenheiten ein kompetenter Ansprechpartner. Er unterrichtete auch an der Münchner Journalistenschule. In einer Mitteilung des Süddeutschen Verlages heißt es: "Herbert Riehl-Heyse hat den Stil der SZ maßgeblich mit geprägt und war einer ihrer bekanntesten und profiliertesten Autoren".

Auf die Frage, warum er eigentlich Journalist geworden sei, antwortete Riehl-Heyse einmal: "Ich glaube, vor allem, damit ich nichts anderes werden musste." Auch sein älterer Bruder Hans, der lange Jahre Chefredakteur des Münchner Boulevardblattes "tz" war, beförderte die Entscheidung Herbert Riehl-Heyses für den Journalismus.

Der Verstorbene wird an diesem Samstag (26. April) im Kreise seiner Familie beerdigt.

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