Gebürtige Düsseldorferin ist heute in "Nackt" zu sehen Heike Makatsch: Girlie ist jetzt groß
Düsseldorf (RP). Heike Makatsch startete ihre Karriere als Quasselstrippe beim Teenager-Sender Viva. Die Düsseldorferin hat sich inzwischen zur seriösen Schauspielerin entwickelt. Heute Abend glänzt sie in "Nackt" (Sat.1, 20.15 Uhr).

Heike Makatsch
Sie ist weg. Weit weg von diesem klebrigen Girlie-Image, das sie einst zum Moderatorensternchen am Viva-Himmel werden ließ und das sie nie so richtig leiden konnte. Jetzt ist sie Schauspielerin. Eine, die man ernst nehmen kann - muss: Heike Makatsch. Heute Abend zeigt sie ihr Talent in Doris Dörries Kammerspiel "Nackt" bei Sat.1. Einem Film, der von der Kritik zerfleischt wurde als post-feministisches Machwerk voller zäher, pseudo-bedeutungsschwangerer Dialoge. Einem Film, bei dem Heike Makatsch als herausragende Darstellerin gelobt wird.
Sie spielt die leicht gefühlsgestörte Emilia, die ihren Ex-Freund und zwei befreundete Paare bei einem Abendessen zu einem gewagten Spiel hinreißt. Ihre These: Auch Paare, die lange zusammen sind, können den nackten Körper ihres Partners mit verbundenen Augen nicht erkennen.
Die Düsseldorferin hat sich vom plappernden Entlein zum kosmopolitischen Schwan gewandelt. Zugetraut hatte ihr das niemand. So zog sie vor der Jahrtausendwende nach London, verliebte sich in den neuen James-Bond Daniel Craig, spielte an der Seite von namhaften Briten wie Alan Rickman, Hugh Grant, Emma Thompson, war in der Hollywood-Computerspielverfilmung "Resident Evil" zu sehen.
Detlev Buck wollte sie, Dieter Wedel ("Die Semmelings") auch. Bambi, Goldene Kamera, Bayerischer Filmpreis. Die Kritiker, die nach ihrem Filmdebüt in "Männerpension" an ihrer grellen Stimme mäkelten, sind plötzlich hingerissen. "Atemberaubende Präsenz" bescheinigt man ihr ebenso wie "verblüffende und betörende Schauspielkunst". Das Girlie sei erwachsen geworden. Ernst. Erfolgreich.
Niedlich, sympathisch und am Boden ist die heute 34-Jährige geblieben. "Als ich angefangen habe, Fernsehen zu machen, habe ich mir gesagt, du betrittst jetzt ein Gebiet, da hast du nicht alles selber in der Hand und kannst nur versuchen, so nah wie möglich bei dir selbst zu bleiben", sagt sie.
Das Mädel von nebenan zu bleiben, das mal in die Rolle der Mörderin in der Noll-Verfilmung "Die Häupter meiner Lieben" schlüpft, mal die quirlige Geliebte von Kurt Tucholsky ("Schloss Gripsholm") gibt oder die tief betroffene Gattin eines Grubenkumpels im TV-Zweiteiler "Das Wunder von Lengede". Heike Makatsch ist ein Naturtalent.
Gelernt hat sie die Schauspielerei nicht. Makatsch wollte Journalistin werden, schnupperte vier Semester in Medienwissenschaften, Politik und Soziologie an der Düsseldorfer Uni hinein, brach ab. Sie begann eine Schneiderlehre und brach ab - der Musiksender Viva hatte 1993 die spontane, freche, nie unter der Gürtellinie agierende Makatsch entdeckt. RTL II spendierte ihr 1997 eine eigene Late Night Show - Zuschauer blieben fern, das Format wurde abgesetzt.
Der kometenhafte Aufstieg schien beendet. Über die Durststrecke half der vielseitigen Düsseldorferin wieder ihre Bodenhaftung hinweg. "Man muss lernen, mit Erfolg und Misserfolg umzugehen und auch dann authentisch zu bleiben, wenn Tausende etwas in einen hineininterpretieren." Solche Sätze machen sympathisch. Girlie ist jetzt groß. Gut so.
"Nackt", heute um 20.15 Uhr auf Sat.1