„Nur für Deutsche oder offen für alle?“ „Hart aber fair“ löst mit Heimat-Titel hitzige Debatte aus

Köln · Moderator Frank Plasberg will in seiner Talkshow„hart aber fair“ über das Thema „Heimat“ sprechen. Doch der Titel der Sendung provoziert Kritik – der Sender will ihn jedoch nicht ändern.

 Der Moderator Frank Plasberg in der ARD-Talkshow „hart aber fair“.

Der Moderator Frank Plasberg in der ARD-Talkshow „hart aber fair“.

Foto: dpa/Horst Galuschka

Schon vor der Ausstrahlung sorgt der Titel einer „hart aber fair“-Talksendung für einige Diskussionen. Moderator Frank Plasberg will am Montagabend (21 Uhr) im Ersten über das Thema „Heimat Deutschland - nur für Deutsche oder offen für alle?“ sprechen. Die Ankündigung provozierte in den sozialen Medien, vor allem bei Twitter, zahlreiche kritische Reaktionen. „Diese Sprache ist der Grund, warum auch mir gesagt wird, ich soll in meine Heimat zurück, ein Grund für Drohungen, die ich bekomme, für den Hass, ein Grund dafür, dass Rechte denken, sie sind stärker“, kommentierte beispielsweise die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli die Formulierung aus dem Titel.

„Wir nehmen Kritik von außen grundsätzlich zum Anlass, unser eigenes Tun kritisch zu reflektieren“, teilte der Westdeutschen Rundfunk (WDR) am Montag auf Anfrage mit. „Dies haben wir auch in diesem Fall getan, uns aber entschieden, bei dem Titel zu bleiben.“ Die Diskussion darüber zeige, wie kontrovers das Thema „Heimat“ wahrgenommen werde. „Genau diese Diskussion wollen wir mit unseren Gästen in der Sendung führen und abbilden.“

Die WDR-Talksendung im Ersten schließt an eine Dokumentation an, die ab 20.15 Uhr direkt davor läuft. Sie hat den Titel „Heimatland – Oder die Frage, wer dazugehört“. Der WDR hatte die Sendung so angekündigt: „Deutschland diskutiert über den Begriff Heimat, leistet sich sogar einen Bundes-Heimatminister. Aber für wen ist hier Heimat: für alle, die hier leben, oder nur für die, die von hier stammen? Was passiert, wenn die Heimat zum Einwanderungsland wird?“

Die „hart aber fair“-Redaktion reagierte am Sonntag auf Twitter auf die Vorwürfe. „Zur Kritik an unserem Titel: Dieser heißt nicht "Deutschland - nur für Deutsche oder offen für alle?" Vielmehr geht es explizit um den Begriff (und das Gefühl von) Heimat, um die Frage etwa, für wen hier Heimat ist; für alle, die hier leben, oder nur für die, die von hier stammen.“

Sawsan Chebli, Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales, schaltete sich in die Diskussion ebenfalls noch einmal ein: „Ich verstehe, dass Titel Interesse generieren sollen und deshalb pointiert sind. Aber bei Heimat steht zu viel auf dem Spiel. Es geht um den Zusammenhalt in unserem Land. Sind zu viele Spinner da draußen, die meinen, dass Deutschland nur ihnen gehört.“

Viele Kritiker des Sendungstitels benutzten auf Twitter den Hashtag #vonhier und schilderten die Erfahrung, immer wieder gefragt zu werden, wo sie denn herkämen, wenn das Gegenüber vermute, sie hätten „sicher ausländische Wurzeln“. Der gleiche Hashtag wird auch für kritische Tweets zu Dieter Bohlen benutzt, der in der RTL-Show „Das Supertalent“ ein Mädchen hartnäckig dazu befragte, wo es herkomme. Ein Videoausschnitt davon hat bei Twitter in den vergangenen Tagen viele Reaktionen bekommen.

Eine ähnliche Diskussion wie um den Titel bei „hart aber fair“ gab es bei der WDR-Talksendung „Maischberger“ Anfang Juni 2018, die im Ersten direkt im Anschluss an die Verfilmung von Michel Houellebecqs Bestseller „Unterwerfung“ gezeigt wurde. Die Sendung war zunächst mit der Leitfrage „Sind wir zu tolerant gegenüber dem #Islam?“ angekündigt worden - was in den sozialen Medien kritische Nachfragen zum Beispiel dazu provozierte, wer mit „wir“ gemeint sei und wer nicht dazugehöre. Daraufhin änderte der WDR den Titel in: „Die Islamdebatte: Wo endet die Toleranz?“. Diesmal bleibt der Sender bei der geplanten Formulierung.

(kron/dpa)
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