Düsseldorf Frank Plasberg muss nachsitzen

Düsseldorf · Der Rundfunkrat hatte die "Hart aber fair"-Ausgabe vom 2. März als unseriös bewertet. Nun sollen dieselben Gäste wieder ran.

"Hart aber fair", "Günther Jauch" und Co: Diese Sendungen müssten auch gelöscht werden
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Acht Sendungen, die dringend aus der Mediathek gelöscht werden müssten

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Frank Plasberg bekommt eine zweite Chance. So zumindest mag es vielen Zuschauern erscheinen, wenn die aus der ARD-Mediathek gelöschte "Hart aber fair"-Sendung zum Thema Gleichberechtigung am 7. September eine Neuauflage findet. Denn ein Großteil der Talk-Gäste der vom Rundfunkrat beanstandeten Ausgabe vom 2. März soll wohl wieder mitdiskutieren. Die Publizistin Birgit Kelle ("GenderGaga") sagte unserer Zeitung, sie sei wieder dabei und man habe ihr versichert, bis auf den Co-Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion, Anton Hofreiter, hätten alle Gäste des ersten Talks zugesagt. Das wären die feministische Bloggerin Anne Wizorek, die Schauspielerin Sophia Thomalla und der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki. Dazu solle noch die Vertreterin eines Frauenverbandes kommen. Frauenverbände hatten die Sendung als sexistisch kritisiert und eine Programmbeschwerde eingereicht.

Der WDR erklärte, es sei üblich, dass die Redaktion in der Vorbereitung einer "Hart aber fair"-Sendung mit vielen möglichen Diskussionspartnern spreche. "Darunter sind für die erneute Sendung über Gleichstellung auch Personen, die in der Sendung ,Nieder mit den Ampelmännchen' zu Wort gekommen sind." Darüber hinaus würden zu dem Thema aber auch andere mögliche Gäste angefragt, betonte der Sender. Über die finale Konstellation der Talkrunde werde die Redaktion erst später entscheiden. Die Sendung "Nieder mit den Ampelmännchen, her mit den Unisex-Toiletten: Deutschland im Gleichheitswahn" hatte dem Sender neben Programmbeschwerden auch zahlreiche Protestbriefe beschert. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten in NRW zum Beispiel warf Moderator Frank Plasberg "manipulative" Fragen vor.

Ende vergangener Woche löschte der WDR die Folge aus der Mediathek. Der Rundfunkrat hatte die Programmbeschwerden zwar abgelehnt, da die Sendung nicht gegen die Programmgrundsätze verstoßen habe. Die Rundfunkräte empfahlen aber, die Sendung nicht zu wiederholen und aus der Mediathek zu nehmen. Grund: Die Ausgabe sei "unseriös" gewesen. Auch für das Löschen des Beitrags musste der der WDR Kritik einstecken. So sagte der Medienrechtsexperte Christoph Degenhart der "Süddeutschen Zeitung", die Beitragsfinanzierung sollte dem Sender die Unabhängigkeit ermöglichen, Meinungen zu präsentieren, die dem Zeitgeist entgegenstehen.

Für Birgit Kelle ist das Entfernen der "Hart aber fair"-Ausgabe aus der Mediathek "lächerlich". Sie könne es nicht verstehen, dass man dem Druck einer Lobbyistengruppe derart nachgebe. "Nach jeder Sendung hagelt es doch Beschwerden." Die 40-Jährige war als Autorin des Buches "GenderGaga" in der ersten Talkrunde dabei. Sie fordert darin statt des traditionellen einen femininen Feminismus, der es Frauen ermöglichen soll, den Wunsch nach Familie zu erfüllen.

Kelle kann es nicht nachvollziehen, dass der WDR den Talk wiederholt. Damit würde Frank Plasberg bloßgestellt und beschädigt. "Es ist seltsam, wie der WDR mit einem seiner besten Moderatoren umgeht", sagte sie. "Das hat er nicht verdient." Ihm sei wahrscheinlich nichts anderes übrig geblieben, als sich dem Druck zu beugen. Von der erneuten Sendung verspreche sie sich wenig. Die Frage sei doch eher, was sich der Rundfunkrat und der WDR davon versprechen würden. Inhaltlich sehe sie dem Talk gelassen entgegen. Birgit Kelle: "Die Themen kennen wir ja schon. Ich hoffe, dass der Rundfunkrat diesmal zufrieden ist und wir nicht monatlich antanzen dürfen."

(RP)
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