Mainz Gebühren-Kommission: Jauch talkt zu teuer

Mainz · Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) will die TV-Gebühren senken und hält ARD und ZDF weiter erhebliche Einsparpotentiale vor.

Natürlich haben ARD und ZDF für alle Ausgaben gute Gründe parat, aber die KEF lässt die Ausreden der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten nicht gelten. Sowohl für Produktion von Fernseh- wie auch von Radiosendungen stellt sie "erhebliche Einsparpotentiale" fest.

Unter anderem hält die KEF, aufgrund deren Empfehlung die Ministerpräsidenten über die Finanzmittel für die öffentlich-rechtlichen Sender befinden, der ARD die massiven Kostenunterschiede ihrer abendlichen Talkshows vor. Die ARD erklärt die hohen Minuten-Kosten für die Jauch-Sendung (siehe Foto-Leiste) nicht etwa mit dem Honorar des Moderators, sondern behauptet "programmliche Entscheidungen" als Ursache. Außerdem sei eine auf 60 Minuten begrenzte Sendung im Minutenpreis immer teurer als eine 75-minütige Sendung, da ja die Grundkosten die gleichen seien. Dennoch bleibt die KEF dabei: "Bei allen Unterschieden im Detail handelt es sich um vergleichbare Sendeformate. Wirtschaftlichkeitspotenziale sollten erschlossen werden."

Hielten sich alle bloß an die Durchschnittskosten für eine TV-Sendeminute, so könnte ARD 15,2 Millionen Euro, das ZDF 8,9 Millionen Euro und die Dritten Programme gar 49 Millionen Euro sparen. Auch bei den Radios der ARD-Anstalten sowie dem Deutschlandradio sieht die Kommission allein bei der Programmproduktion Einsparmöglichkeiten von 23,2 Millionen Euro. Besonders hat die KEF für ihren aktuellen Bericht die Kultur- und Klassikwellen der ARD-Radios untersucht.

Bei den Kosten für eine Erstsendeminute für Wort und Musik schießt WDR 3 den Vogel ab: Mit 234 Euro pro Minute war 2012 kein vergleichbares Programm ähnlich teuer. Die Durchschnittskosten lagen laut KEF bei nur 112 Euro. Als Ursache für den Kostenausreißer des WDR gibt die KEF die hohen Gesamtkosten bei einem vergleichsweise niedrigen Anteil an Erstsendungen an. Da das Programm aber nicht nur aus Erstsendungen besteht, kostet die WDR 3-Sendeminute im Schnitt 52 Euro. Damit ist sie günstiger als Bayern 2 und SWR 2 (jeweils 66 Euro), aber immer noch deutlich über dem anzustrebenden Durchschnittswert von 37 Euro.

Die Kommission kritisiert auch die Kostenentwicklung bei den TV-Nachrichten von ARD und ZDF. Sie hält beiden Anstalten vor, dass gerade bei den Auslandsstudios mehr Zusammenarbeit auch bei Beibehaltung des publizistischen Wettbewerbs durchaus möglich sei. Die Überlegung des ZDF, wenn schon nicht mit der ARD, dann mit internationalen Partner zusammen zu arbeiten, hält die KEF zumindest für prüfenswert. 2012 kostete eine Fernseh-Nachrichtenminute bei der ARD 1787 Euro, beim ZDF gar 1874 Euro.

Zudem hält die Kommission ARD und ZDF, die für ihre Fernsehprogramme zusammen Vorräte von 1,6 Milliarden Euro angehäuft haben, vor "insbesondere beim Anzahlungsbestand Sport die Grenze des wirtschaftlich Vertretbaren erreicht" zu haben.

(RP)
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