Der Irak und die Isis Thema bei "Günther Jauch" Röttgen: "Wir haben dort eine entflammte Region"

Berlin · Das Vorrücken der islamistischen Organisation Isis im Irak schreckt die Weltgemeinschaft auf. Günther Jauch wollte daher in seiner ARD-Talkshow der Frage nachgehen, ob ein Krieg dort noch zu verhindern sei und ob sich der Westen in den Konflikt einmischen sollte. Es wurde eine sachliche Diskussion mit großer Einigkeit, was sicherlich auch der hervorragenden Auswahl der Studiogäste zu verdanken war.

Die Studio-Gäste: Jörg Armbruster, Guido Steinberg, Norbert Röttgen, Moderator Günther Jauch, Dunja Hayali und Jan van Aken (v.l.).

Die Studio-Gäste: Jörg Armbruster, Guido Steinberg, Norbert Röttgen, Moderator Günther Jauch, Dunja Hayali und Jan van Aken (v.l.).

Foto: Screenshot ARD/"Günther Jauch"

Mit dem Titel "Blutiger Feldzug - wie gefährlich sind die islamischen Gotteskrieger?" war die Sendung "Günther Jauch" überschrieben. Und die ARD hatte diesmal nicht nur Politiker eingeladen, die ihre Standpunkte zur Geltung bringen wollten, sondern auch Experten, die Land und Leute kennen. Da war zum einen Guido Steinberg, Nahost-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik, der viel Hintergrund zum Aufstieg der Isis lieferte. Da war die Moderatorin Dunja Hayali, Tochter irakischer Christen, die viel aus der Sicht der Iraker erzählen konnte. Und da war nicht zuletzt ARD-Reporter Jörg Armbruster, der auch viel im Irak unterwegs war und im vergangenen Jahr in Syrien schwer verletzt worden war. Ergänzt wurde die Runde vom CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen und dem Linken-Politiker Jan van Aken.

Und so wurde aus dem Talk, der oft in hitzigen politischen Debatten endet, eine informative Stunde mit sachlicher Argumentation, die den Menschen vor den Bildschirmen den Konflikt im Irak näher brachte. Lediglich Jan van Aken versuchte sich in Kritik an der Bundesregierung, in dem er etwa die Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien anprangerte oder mit genereller Kritik an Auslandseinsätzen. Doch wirklich einlassen wollte sich niemand auf diese Debatte. CDU-Politiker Röttgen plädierte dafür, die Waffengeschäfte von dem aktuellen Konflikt zu trennen, denn herbeigeführt hätten diese ihn nicht. Und er betonte auch, dass es nicht die Option gebe, wegzuschauen, zumal der Konflikt weder geografisch noch aufgrund der Gefahr der Islamisten auch hierzulande nicht weit weg sei.

Die Rolle der USA

Auch die Rolle der USA in dem Konflikt wurde von den Gästen noch einmal erörtert. So sagte Moderatorin Hayali: "Sie haben diesen Staat und dieses Land nicht im Frieden hinterlassen." Sie berichtete aus kurzen Gesprächen mit Teilen ihrer Familie in Bagdad, dass die Menschen dort gar nicht so genau wissen, was da gerade passiert und viele freiwillig nicht mehr das Haus verlassen. Und sie berichtete davon, dass viele junge Männer, die eigentlich die Schulbank drücken sollten, sich nun wieder bewaffnen und auf einen Krieg vorbereiten.

Halbe Million Iraker fliehen vor Angriffen auf Mossul
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Foto: afp, mcp

Röttgen sagte: "Der Irak-Krieg war ein schwerer, auch folgenreicher Fehler." Der zweite Fehler der USA sei gewesen, dass sie in dem Land ein Machtvaakuum hinterlassen hätten. Es sei ein Fehler gewesen, dass man nicht mehr Druck auf Regierungschef Nuri al-Maliki ausgeübt habe, auch die anderen Bevölkerungsgruppen, insbesondere die Sunniten einzubinden — so, wie er es einst versprochen hatte. Auch Armbruster sagte, der USA sei es nicht gelungen, eine staatliche Ordnung im Irak aufzubauen und erinnerte an die Entlassung zehntausender Soldaten, die nun frustriert sind.

"Wir haben dort eine entflammte Region", sagte Röttgen und betonte: "Ohne den Syrien-Konflikt gebe es die Isis nicht." Und Hayali verwehrte sich dagegen, dass es sich dort um einen rein religiösen Konflikt handele, sondern viel mehr um einen politischen entlang der ethnischen Linien.

In der letzten Viertelstunde der Sendung warf Moderator Günther Jauch noch einen kurzen Blick auf die Rolle von Al Qaida, die bislang als mächtigste Terrororganisation galt, und auch auf deutsche Kovertiten wie Robert B. aus Solingen, der in Syrien umgekommen sein soll. Doch die beiden Punkte gingen angesichts der Schwere des Themas eher unter und wurden nur zum Randaspekt. Dennoch war es eine erfrischende Sendung im Vergleich zu manch anderer. Sachliche Debatten statt kampfeslustiger Politiker. Angesichts der Schwere des Konflikts hätte alles andere aber auch fehl am Platze gewirkt.

(das)
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