Tv-Kolumne Großfamilie aus der TV-Konserve

Sat.1 nimmt einen neuen Anlauf, den schwächelnden Vorabend wieder auf Vordermann zu bringen. Diese Woche startete "Patchwork Family". Im Mittelpunkt steht eine Berliner Großfamilie: Mann und Frau sind zusammengezogen und bringen jeweils vier Kinder aus früheren Beziehungen mit. Es ist eine Wohngemeinschaft mit großem Konfliktpotenzial. Der eine will den anderen nicht ins Bad lassen, ein anderer räumt nie auf, was wiederum den ersten stört. Und eigentlich nervt hier jeder jeden – und am meisten den Zuschauer.

Das Konzept erinnert stark an "Berlin – Tag & Nacht" oder auch "Köln 50667": Kostengünstige Laiendarsteller spielen sich mehr oder weniger selbst, ein Drehbuch existiert nur in Ansätzen. Die Ähnlichkeit zu den genannten Formaten wundert nicht. In allen Fällen zeichnet die Produktionsfirma "filmpool" verantwortlich.

Die Konstellation der Doku-Soap erinnert aber auch an das preisgekrönte US-Vorbild "Modern Family". Dieses setzt jedoch auf echte Darsteller und ein durchdachtes Skript. Dauerndes Gekeife und die immer gleichen Sätze (wie etwa "Du nervst.") der Sat.1-Sendung bleiben dem Zuschauer dort erspart. Es ist nur zu hoffen, dass das Identifikationspotenzial dieses Familienhaufens geringer ausfällt als das bei den Großstadt-WGs der Konkurrenzformate der Fall ist – denn drei sind (mindestens) eines zu viel.

Benjamin Doum

(RP)
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