Berlin Grantelnde Diva am Strand

Berlin · Auf ihre alten Tage gibt eine Opernsängerin im Thailand-Urlaub noch einmal alles.

Diese Rolle scheint Hannelore Elsner wie auf den Leib geschrieben: Im Pelzmantel sitzt die Diva auf einem Sessel und raucht. Sie trägt eine Sonnenbrille und Kopfhörer. Im Off setzt die Königin der Nacht aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Die Zauberflöte" zur Rachearie an. Zwei Polizisten müssen Elsner auf dem Sessel aus der Wohnung tragen.

Das Leben der früheren Opernsängerin Anneliese Behrens naht im wahrsten Wortsinne dem Ende. Sie kann ihre Miete nicht mehr zahlen, wird aus dem Haus geschmissen. Zudem ist sie an einem Gehirntumor erkrankt. Zu ihrer Tochter hat die 72-Jährige seit Jahren keinen Kontakt mehr - und als diese zu Besuch kommt, schafft Behrens es, den Tumor zu verschweigen und sich nur als pflegebedürftig auszugeben. Das Erste zeigt die von beiden Seiten aus unfreiwillige Familienzusammenführung.

Tochter Susanne Neuendorff (Anneke Kim Sarnau) möchte eigentlich mit Mann und Kindern in den Thailand-Urlaub. Da ihre Mutter aber betreut werden muss und auf die Schnelle keine Hilfe zu organisieren ist, nimmt sie die Gehasste mit auf den Trip. Und die Mutter gibt alles: Schon beim Betreten der Wohnung in Deutschland ordert sie statt Tee erstmal Wodka-Zitrone, sie klingelt nach der Tochter und faucht die Enkelin an. In Thailand angekommen schimpft sie: "Sonne, Strand und Palmen: Die perfekte Umgebung für Proleten und tödliche Bakterien." Mit ihren Allüren und ihrer ganzen Art regt sie die gesamte Familie auf.

Elsner und Sarnau sind wunderbare Kontrahentinnen in dieser Konstellation. Sarnau kann der 74-Jährigen die Stirn bieten, spielt auf Augenhöhe. Leider hält das aber nicht mal die erste Hälfte des Filmes an. Dann flacht das Ganze ab und aus dem unterhaltsamen Kammerspiel wird ein familientauglicher Mittwochabendstreifen. Die Geschichte nimmt dabei eine bisweilen überflüssige Wendung. Das Einzige, womit sich die Komödie noch ihren Namen verdient, sind zwei Drogenmuffins. Mit denen versorgt die Diva sich und ihre Tochter - das wirkt aber eher verkrampft.

"Die Diva, Thailand und wir!", DasErste, 20.15 Uhr

(dpa)
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