"Das Supertalent 2012" Gottschalk verliert das "Duell der Giganten"
Düsseldorf · Für seinen ersten Auftritt als Neu-Juror vom RTL-"Supertalent" hatte Thomas Gottschalk viel Kritik einstecken müssen. Sein zweites Mal auf der Jury-Bank neben Michelle Hunziker und Pop-Titan Dieter Bohlen hinterließ eine neue alte Erkenntnis: In der Dreier-Konstellation wirkt der "Thommy" fehl am Platze.
Thomas Gottschalk als Teil einer Dreier-Jury bei RTL an der Seite von Michelle Hunziker und Dieter Bohlen — harmonische Gedanken löst diese Vorstellung weiterhin nicht aus. Und die Zweifel der Zuschauer finden erneut ihre Bestätigung. Die Show "Das Supertalent" lief größtenteils am einstigen "Wetten, dass..?"-Moderator vorbei.
Doch der Reihe nach: Wie so oft griff der Kölner Privatsender gleich zu Beginn in die emotionale Trickkiste, die da Einspieler heißt: Zickereien zwischen Bohlen und Gottschalk ("Das Duell der Giganten geht weiter"), Tränen bei einer alt bekannten Kandidatin und die vollmundige Ankündigung eines Horror-Sturzes von Jury-Mitglied Hunziker.
Austauschbare Einspieler
Das, was RTL dem Zuschauer noch vor dem Auftritt des ersten, möglichen Supertalents präsentierte, war austauschbar mit vergangenen Sendungen. Immerhin: Die Kandidaten, die die TV-Show schließlich eröffneten, hatten durchaus Entertainer-Qualitäten.
Ein italienischer Zauberer, der seinen Kopf verliert. Zwei Inder, die an einem "Marterpfahl" (Zitat Gottschalk) ihre Beinkünste offenbaren. Ein Niederländer, der mittlerweile in Bad Honnef lebt und R. Kellys "I believe I can fly" zum Besten gibt. Und ein durchtrainierter Hamburger, der den teils nicht durchtrainierten, dafür aber kreischenden Frauen im Publikum seinen gestählten Körper in rhythmischer Bewegung zeigt. Ein ordentlicher Start in den Samstagabend.
Gottschalks mäßiger Erfolg
Und Gottschalk? Er kommentierte artig, er lobte und unternahm mehrfach den Versuch, sich einzubringen und verbal durchzusetzen. Das gelang ihm mit mäßigem Erfolg. Der Betrachter wurde den Eindruck einfach nicht los, dass der Star-Lockenkopf irgendwie fehl am Platze war.
Das Format "Supertalent" scheint nicht für Thomas Gottschalk gemacht. Dafür umso mehr für Michelle Hunziker und Dieter Bohlen. Die beiden, die sich bereits aus der Staffel "Deutschland sucht den Superstar" kennen, plauderten, lieferten sich Wortduelle und frotzelten miteinander.
Entschuldigung für Bohlen
Emotional wurde es für Bohlen, als die ehemalige DSDS-Teilnehmerin Juliette Schoppmann per Einspieler (und schon da unter Tränen) ankündigte, sie wolle nach zehn Jahren die Chance ergreifen, sich beim Pop-Titan zu entschuldigen.
Die Sängerin wollte endlich das Gerücht aus der Welt räumen, sie habe vor Ur-Zeiten einen Song von ihm abgelehnt - und Bohlen dabei in die Augen schauen. Warum sie dafür ausgerechnet die Millionen-Bühne wählte und die Aussprache nicht hinter den Kulissen wählte, bleibt ihr Geheimnis.
"Damit Du mich wieder liebst"
Ihre Interpretation von Celine Dions "Pour que tu m'aimes encore" hingegen war klar und eindeutig: mitreißend. Inhaltlich rundete das Lied ihre Entschuldigung in Richtung Bohlen ab. Auf deutsch übersetzt heißt der Titel: "Damit Du mich wieder liebst." Die Versöhnung schien gelungen. Bohlen: "Du bist eine der besten Sängerinnen Deutschlands". Tränen bei Schoppmann. Umarmung zwischen beiden.
Der Zuschauer dürfte Gottschalk nur einmal nennenswert in Erinnerung behalten, als er einen — milde formuliert: durchschnittlichen - Auftritt der aufgedreht wirkenden "Red Hot Chilli Pepper"- und "Rolling Stones"-Zwillinge aus Recklinghausen halbwegs bissig kommentierte: "Manchmal schlägt das Familienschicksal doppelt zu."
Hunziker stürzt und verletzt sich
Zum Schluss wurde es für Hunziker noch äußerst schmerzhaft. Als Kraftprotz René Richter die Bühne betrat und berichtete, er habe einen stärkeren Kiefer als ein Alligator, konnte niemand erahnen, dass Hunziker später ins Krankenhaus gebracht werden würde.
Richter wirbelte Hunziker auf einer Schaukel, die er einzig mit der Kraft seiner Zähne und des Kiefers hielt, durch die Luft und ließ die Italienerin versehentlich fallen. Zwar sprang sie sofort auf und bekundete ihr Wohlsein. Doch die Schmerzen waren offenbar größer als gedacht. Hunziker eilte zurück auf den Jury-Sessel. Bohlen kümmerte sich um die Verletzte, Gottschalk schwieg und schaute zu.
So wie weite Strecken der Sendung. Und wenn er das Wort ergriff, hatte er das Nachsehen gegen die charmant-polternde Hunziker und den weniger charmant-polternden Bohlen. Das "Duell der Giganten" (Bohlen/Gottschalk), das der Sender zum Sendebeginn ausgerufen hatte, kannte abermals nur einen Sieger: Und der hieß nicht Gottschalk.