46. Film wird in Duisburg gedreht Götz George — noch ein Mal Schimanski

Duisburg · In Duisburg dreht der bald 75-jährige George derzeit den 46. Film in seiner Rolle als Horst Schimanski. Am Set spricht der Schauspieler von einem nahen Ende der Serie: Die Stadt passe nicht mehr zum Charakter der Figur.

Schimanski ermittelt in Duisburg
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Bei den Schimanski-Getreuen auf der Brücke oberhalb des Ruhrorter Yachtklubs ist die Diskussion vollends entbrannt: "Darf, kann, sollte ein fast 75-Jähriger noch den Schimanski geben dürfen?" Die Emotionen kochen hoch, es ist die Angst um ein Denkmal, die den Streit entfacht. Schimanski darf nicht sterben. Und wenn, dann bitte in Würde.

Was die Herrenrunde aus der Ferne nicht sehen kann, ist der immer noch federnde Gang, mit dem der besagte 74-Jährige das Filmset am Yachtklub durchquert: Götz George ist zurück in Duisburg. Noch einmal als Horst Schimanski, es ist sein vielleicht letzter Auftritt. Der beige Parka passt noch, zum Dreh des 46. Schimanski-Films trägt George auch wieder Schnäuzer.

Doch darunter kommt Schimanski ungewohnt angepasst daher. Der elegante Wollanzug wirkt wie eine Verkleidung für den Charakter, der 1981 als brachialer Rebell in die angestaubte "Tatort"-Reihe polterte und die TV-Nation mit Rektalrhetorik aufschreckte.

Schlicht "Duisburg-Ruhrort" hieß der erste Film mit Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski. In der ersten Einstellung schaut dieser brachiale Typ aus seiner Wohnung auf eine qualmenden Industriestadt, im Radio dudelt der 60er-Jahre-Song "Leader of the Pack". Schimanski war der Typ Mann, der bis dahin im deutschen Film keine nennenswerte Rolle spielte: physisch robust, laut, wild, proletarisch und unangepasst. Für den von vielen Regisseuren lange verschmähten George war Schimanski die Chance auf einen späten Karrieredurchbruch; dem WDR war mit Schimanski der erhoffte Modernisierer beschert.

32 Jahre später ist Til Schweiger "Tatort"-Kommissar. Der sagt "Fuck" statt "Scheiße" und niemand regt sich darüber auf. Und Götz George dreht in Duisburg einen Schimanski-Film mit dem Namen "Loverboy". "Die Figur hat sich nicht viel verändert", sagt George, "die Stadt ist eine andere geworden". Die Suche nach dem unverwechselbaren, dem ranzigen und dreckigen Duisburg sei vergeblich gewesen.

"Wir Filmemacher lieben ja das Marode. Duisburg ist verwechselbar geworden. Beliebig. Das ist nicht mehr das Duisburg von früher." George wirkt traurig, als er das sagt. Alt werden hat auch etwas mit dem Registrieren von Veränderung zu tun. "Irgendwann ist der Punkt erreicht, da verträgt sich die Rolle mit der Stadt nicht mehr."

Vielleicht hat George aber auch einfach keine Lust mehr, den ewigen Kraftmeier zu spielen. "Es steht im Drehbuch, dass ich zuschlage. Aber es fällt schwerer." Der 74-Jährige kokettiert im Gespräch mit seinem Alter, das das Gegenüber nicht sieht: "Ich gehe mit Schimanski Hand in Hand in die Kiste."

Ob George noch einmal den Parka überstreift, darüber entscheidet wohl allein der Schauspieler selbst. "Das hängt von meiner Lust ab", sagt George. Der bürokratische WDR sei nicht gerade geeignet, diese Lust zu entfachen, schickt der Schauspieler hinterher. Es soll eine Warnung sein. Auf der Brücke käme Hoffnung auf.

(anch/jco/csi/sgo)
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