"Germany's Next Topmodel" Hü-und-Hoff beim Schauder-Styling

Los Angeles · Es ist ein Brauch von altersher, dass zu Beginn jeder Staffel von "Germany's Next Topmodel" Haare fallen müssen – und dass die betroffenen Mädchen die Schnippelei mit heißen Tränen begleiten. Dieses Mal noch ausführlicher als sonst.

Es ist ein Brauch von altersher, dass zu Beginn jeder Staffel von "Germany's Next Topmodel" Haare fallen müssen — und dass die betroffenen Mädchen die Schnippelei mit heißen Tränen begleiten. Dieses Mal noch ausführlicher als sonst.

Das Umstyling — die Königs-Heul-und-Grein-Disziplin jeder Topmodel-Staffel! Und dieses Mal, verspricht Heidi Klum zu dramatischem "Carmina Burana"-Dräuen, soll die Schnippschnappelei an den verängstigen Langhaardamen noch ärger werden als sonst: "Das dramatischste Umstyling aller Zeiten" verspricht schon der Vorspann — und tatsächlich bezieht sich dieses Versprechen weniger auf die Drastik der Veränderungen als auf deren Inszenierung.

Nicht nur die Zuschauer, auch Klum scheint diese Traditionsepisode zu lieben, wie sie da als Generalin Ratzfatz zwischen der halb hadernden, halb hoffenden Mädchenschar einherschreitet, die die Verkündung ihres Frisurenurteils erwartet. "Ob es ihnen gefällt, weiß ich noch nicht", sagt Klum, muss dann selbst lachen und schreitet weiter, um noch rasch den Willen einiger innigst an ihren Mähnen hängenden Heulemädchen zu brechen.

Andererseits ist das Umstyling in dieser Staffel tatsächlich ein besonders drastischer First-World-Problems-Schwanengesang. Die Kürzungs-Kandidaten weinen, die Davongekommenen bestaunen ihre voranschreitende Veränderung mit aufgerissenen Schreckmündern, als würde ihnen mindestens ein Ohr amputiert.

An einer Kurzhaarfrisur stirbt man nicht, doch das hat sich zu den Topmodel-Kandidatinnen noch nicht herumgesprochen, und so ist vor allem Kim mit der blonden Pferdehof-Mähne (eine treffende Kategorisierung von Mitkandidatin Julia) völlig aufgelöst angesichts der bestürzenden Neuigkeit, dass sie fast alle Haare lassen soll.

Ein enervierendes Hü-und-Hoff mit der Jury beginnt, erst die Absage, dann die Zusage, dann das Feilschen um Zentimeter. Am Ende hat Kim kurze Haar und sieht topmodelliger aus denn je. Man mag Heidi Klum eine gewisse Freude am Grobdramaturgischen vorwerfen, muss aber auch ihren Blick für Looks und schmeichelhafte Typveränderungen loben, zumindest in diesem Fall.

Kim als "Baby", ihr Freund als "Honey"

Die Haare sind ab, doch das Drama noch nicht vorbei. Schon dauert die Umstylerei so lange, dass man sich dabei in Echtzeit selbst eine neue Frisette hätte ziselieren lassen können. Nun muss der neue Fransenkopf aber noch dem Freund in der Heimat präsentiert werden, deswegen ist ausnahmsweise eine kurze Skype-Runde erlaubt. Es folgt ein herrlich existenzialistisches Dramolett mit Kim (als "Baby") und ihrem Freund (in der Rolle des "Honey"), bei der sich alle zuschauenden Singles vor genüsslichem Behagen noch eine Fuhre Sahneeis zusätzlich in den Mund geschaufelt haben dürften — denn Honey ist nicht so begeistert, dass Baby einen Meter Blond-Haar gelassen hat.

"Scheiße, Honey?"

"Das ist halt heftig, Baby."

"Honey, findest du es so furchtbar?"

"Furchtbar ist ein hartes Wort."

Der Rest der Sendung ist anschließend relativ unspektakuläre Makulatur, die Mädchen machen ein Foto mit einem Verkehrsblitzer und haben ihr Sedcard-Shooting. Am Ende fliegt Cindy, und Kim hat mit ihren kurzen Haaren das schönste Foto von allen. Womit die Moral des diesjährigen Schau-Schreckstylings wieder einmal klar wäre: Heidi weiß es am besten.

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