Angeblich 230 Millionen Euro bezahlt Fußball-WM: Nicht alle Spiele bei ARD und ZDF

München (rpo). Der Ball ist rund, irgendwann liegt er im Tor, und die TV-Zuschauer von ARD und ZDF dürfen während der Fußball-WM 2006 in Deutschland dabei sein. Allerdings nicht bei allen Spielen. Und ganz billig war das Engagement der Sendeanstalten offenbar auch nicht.

Das Pokerspiel um die TV-Rechte ist beendet. Zumindest alle wichtigen Spiele der Fußball-WM 2006 sind bei ARD und ZDF zu sehen: Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten haben sich das exklusive Recht zur Live-Übertragung von 48 bis 49 der insgesamt 64 Spiele im frei empfangbaren Fernsehen gesichert, wie ARD und ZDF mitteilten. Der Vertrag wurde danach am Montag in München unterzeichnet und steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsgremien von ARD und ZDF sowie der Rechtefirma Infront. Die Sender sprachen von harten, viele Wochen andauernden Verhandlungen.

Dem Vertrag zufolge übertragen ARD und ZDF maximal sieben Spiele der deutschen Nationalelf, das Eröffnungsspiel, alle Viertelfinal- sowie die beiden Halbfinalbegegnungen, das Spiel um den dritten Platz und das Endspiel. Sicher sei die Übertragung von 48 WM-Begegnungen bei ARD und ZDF, teilten die Sender mit. Das 49. Spiel würde dann im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt, wenn die deutschen Mannschaft an einem Sonntag des 2. Gruppenspieltags oder an einem Sonntag des Achtelfinales dabei sein sollte.

Finanzielle Entlastung durch Teilverzicht

In jedem Fall berichten ARD und ZDF nach eigenen Angaben zusammenfassend auch von den WM-Begegnungen, die sie nicht live übertragen. Auf einen Teil der Spiele hätten die Sender verzichtet, wodurch sich eine finanzielle Entlastung ergeben habe. Der Rechteerwerb könne aus den vorgesehenen Sportrechte-Etats erfolgen. ARD und ZDF hätten bei ihrer Entscheidung den medienpolitischen Aspekt berücksichtigt, auch kommerziellen Sendern die Teilhabe an dem Weltturnier in Deutschland zu ermöglichen.

Über die finanzielle Ausgestaltung des Vertrags haben ARD, ZDF und Infront den Angaben zufolge Stillschweigen vereinbart. Strikte Vertraulichkeit sei auch während der harten, über viele Wochen andauernden Verhandlungen gewahrt. Trotz großer Konkurrenz hätten ARD und ZDF sich am Ende durchsetzen können: "Dazu trugen nicht zuletzt ihr Sendekonzept, ihre Kompetenz und ihre Erfahrung bei WM-Übertragungen bei", heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Vermutlich wechseln 230 Millionen Euro den Besitzer

Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender zahlen laut "Süddeutscher Zeitung" fast 180 Millionen Euro, hinzu kommt eine früher vereinbarte Nachschlagzahlung von 50 Millionen Euro für die Übertragungen von der WM 2002, die in Japan und Südkorea stattfand. Dem Blatt zufolge werden also fast 230 Millionen Euro zuzüglich Mehrwertsteuer fällig. Bei der ARD hieß es, die vorgesehenen Sportrechte-Etats reichten für die Bezahlung aus.

Die "SZ" schreibt, das Übertragungsrecht pro Spiel 2006 koste durchschnittlich 3,6 Millionen Euro. 2002 hätten die Intendanten mit fast fünf Millionen Euro pro Spiel "viel Lehrgeld auf Kosten der Zuschauer" gezahlt. Dieses Mal hätten sie Profis verhandeln lassen.

Unter den am Montag von ARD und ZDF erworbenen Übertragungsrechten seien fast alle Top-Partien, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstagausgabe). Die restlichen Begegnungen seien je zur Hälfte für RTL und den Abosender Premiere vorgesehen. Von den großen Sendern gehe voraussichtlich nur Sat.1 leer aus, obwohl sich der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) zuletzt heftig für Haim Saban, den neuen Hauptaktionär der in München ansässigen ProSiebenSat.1 AG, eingesetzt habe, berichtete das Blatt weiter.

"Wir haben unsere beiden Ziele erreicht"

Der ARD-Vorsitzende Jobst Plog erklärte: "Wir haben unsere beiden Ziele erreicht." Erstens liefen alle wichtigen Spiele der WM 2006 live bei ARD und ZDF, und zweitens sei der Preis deutlich unter den ursprünglichen Vorstellungen der Rechteinhaber geblieben. "Nicht zuletzt hat die finanzielle Entlastung, die durch den Verzicht auf einen Teil der Spiele eingetreten ist, den erfolgreichen Abschluss ermöglicht", erklärte Plog. Auch ZDF-Intendant Markus Schächter wies darauf hin: "Dadurch, dass die Spiele voraussichtlich mit privaten Sendern geteilt werden, entlasten wir den Gebührenzahler. Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden." Die Rechte an der Fußball-WM, die früher bei der Kirch-Gruppe gelegen hatten, waren auf die Schweizer Firma Infront von Robert Louis-Dreyfus übergegangen, die von Günter Netzer geleitet wird.

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