Beim Supertalent stehen 30 im Halbfinale Fußball kann doch so viel schöner sein

Düsseldorf (RPO). Das "Supertalent" bei RTL ist ein widerwärtiger Menschenzirkus. Aber das Schlimmste scheint nach den Castings überstanden. Da gleicht die Freak-Show dem großen Bruder "Deutschland sucht den Superstar". In den Halbfinals kommt nun tatsächlich Qualität ins Spiel. 30 zum Teil wirklich originelle Kandidaten sind ausgewählt.

 Der kleine Aaron (7) vergoss beim Supertalent bittere Tränen. Zum Trost gab es Liebkosungen der Jury.

Der kleine Aaron (7) vergoss beim Supertalent bittere Tränen. Zum Trost gab es Liebkosungen der Jury.

Foto: rtl

Mit dem Ende der Castings ist das teils unterirdische Gestammel von schlecht beratenen Menschen vorüber. 30 Kandidaten haben es am Ende ins Halbfinale geschafft. Darunter sind wieder Talente unterschiedlichster Couleur. Und irgendwo hat man alles schon mal gesehen. Da ist das Susan-Boyle-Phänomen (sieht gewöhnlich aus, kann aber toll singen), der niedliche Bubi, der Sunnyboy-Artist mit erotisierender Aura und - wer mag - noch ein Exot für den Jahrmarktbuden-Flair.

Zu letzterer Sorte gehört etwa der durchgeknallte Mr. Methane, der seine kontrollierten Darmwinde vermarktet oder der Kehlkopfsänger Khosbayar Dangaa. Beide zählen zu den Halbfinalisten. Und - zugegeben - jeder von ihnen hat etwas Besonderes, abseits der groben Peinlichkeiten, die Sendung bisher so charakterisiert haben.

Sylvie tröstet kleine Jungs

Für viele andere hieß es an diesem Samstag - wie bei Castings üblich - am Ende "Nein" von seiten der Jury mit Dieter Bohlen, Sylvie van der Vaart und Bruce Darnell. In klaren Fällen wird der Kandidat einfach bloßgestellt und anschließend weggehupt. Wird es schwieriger greift das Konzept des Kölner Senders auf den Modus des aufgeblasenen Tamtams zurück: Entscheidungen werden endlos dramatisiert, mit Musik unterlegt und irgendwann fließen Tränen. Wohl dem der so getröstet wird wie am Samstag der herzerweichend heulende Aaron (7), den Sylvie von der Vaart damit tröstete, dass Fußball doch so viel schöner sei als Singen.

Aber RTL und seine Superstar-Macher können auch anders. Am Samstag war das in drei Fällen zu beobachten. Hartz-IV-Straßenmusiker Hubertus und Soul-Knuffi Oli Römer mussten zum entscheidenden Duell vortreten. Ganz offensichtlich kam es dem Sender darauf an, nicht gleich zweimal den Susan-Bohle-Typen im Halbfinale stehen zu haben. Talent hin, Talent her. Am Ende hatte Oli das glücklichere Ende für sich.

Es geht um Marktchancen

Schwer tat sich die Jury auch mit dem kleinen Breakdancer Ethan und seinem deutlich älteren Freund Alu. Denn nur so kleinen niedlichen Junge wie Ethan fliegen im TV die Herzen zu. Für Bohlen war klar: "Wichtig ist, dass wir sie trennen". Deshalb legte die Jury dem Duo eine Trennung nahe. Begründung: bessere Gewinnchancen. Die Ansage war klar: Zusammen seid Ihr draußen, alleine ist Ethan weiter. Es kam so wie es kommen musste. Ethan steht nach tränenreicher Trennung im Halbfinale.

Gleiches spielte sich bei der Band "Jimmy" ab. Bohlen macht klar: Nur ohne ihren Drummer Max haben Sarah und Claudia (beide 12) eine Chance. Spätestenes jetzt wird klar: Das Supertalent richtet sich unverfrorenen nach den Erfordernissen des Marktes aus. Talent, das ohnehin schwer zu fassen ist, spielt nur eine Nebenrolle. Sattdessen zählt Außenwirkung. Das Supertalent sucht das Superprodukt.

Elektrisierende Momente

RTL mixt sich so eine unterhaltsame Mischung zusammen. Nach dem teils arg gequälten Casting finden sich so einige Überraschungen und Talente im Kreis der Auserkorenen. Dazu gehört sicherlich die Schall-Esoterikerin Barbara Buchholz, die einem mysteriösen Instrument ohne Körperberührung betörende Klänge zu entlocken vermochte. Auch der Opern-Gesang der Sängerin Vanessa Calcagno hatte unbestritten Elektrisierendes, ebenso wie die blinde Sängerin Fabienne. Ihr überreichte die Jury zum Abschluss des Abends ein neues Keyboard. Das alte Modell war mehr Störfaktor als Unterstützung. Geht es um den Erfolg der Show, ist bei RTL sogar so etwas wie Talentförderung möglich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort