Nach Skandalen um Berichterstattung Führungsspitze der "New York Times" zurückgetreten

New York (rpo). Nach Skandalen um die fehlerhafte Berichterstattung der "New York Times" hat die Führungsspitze der renommierten Zeitung Konsequenzen gezogen. Chefredakteur und Pulitzer-Preisträger Howell Raines und der leitende Redakteur Gerald Boyd sind zurückgetreten.

Ein Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen die Berichterstattung der Zeitung wurde bei der Bekanntgabe der Rücktritte nicht erwähnt.

Im Mittelpunkt der jüngsten Skandale stand der Reporter Jayson Blair. Die "New York Times" trennte sich Anfang Mai von ihm, nachdem herausgekommen war, dass zahlreiche seiner Artikel fehlerhaft und von anderen abgeschrieben waren. Raines und Boyd wurden scharf kritisiert, weil sie trotz Zweifeln an der Korrektheit der Berichterstattung des 27-Jährigen nicht früher Konsequenzen gezogen hatten. Mit der Kündigung Blairs kündigte die Zeitung auch an, ihre Redaktionspraxis künftig genauer zu überprüfen.

Nur wenige Wochen später wurde der mittlerweile aus der Redaktion ausgeschiedene Pulitzer-Preisträger Rick Bragg beurlaubt. Ihm wurde vorgeworfen, sich in einer Reportage auf Recherche-Ergebnisse eines freien Mitarbeiters gestützt zu haben, dessen Namen jedoch beim Erscheinen des Artikels nicht in der Autorenzeile erwähnt wurde.

Raines sah sich in den vergangenen Wochen auch zunehmender Kritik seiner Kollegen gegenüber. Dem 60-Jährigen wurde unter anderem ein zu autoritärer Führungsstil vorgeworfen. Raines, ehemaliger Büroleiter in Washington und London, wurde im Herbst 2001 Chefredakteur der "New York Times". Sein Vorgänger Joseph Lelyveld soll nun vorübergehend wieder die Zeitung führen.

Verleger Arthur Sulzberger dankte Raines und Boyd dafür, dass sie das Interesse der Zeitung an erste Stelle gestellt hätten. "Dies ist ein Tag, der mir das Herz bricht", sagte er bei der Bekanntgabe der Rücktritte.

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