Hart aber fair Frank Plasberg kriegt die Krise

Düsseldorf (RPO). 50 Milliarden Euro. Eine schwere Last. Was die Regierung bei ihrem Konjunkturpaket II merkt, bekam auch Frank Plasberg im ARD-Talk zu spüren. Beim Redeschwall von Grünen-Politikerin Renate Künast ließ sich Plasberg nichts anmerken, aber er bekam die Krise.

 Frank Plasberg feierte eine souveräne Premiere im Ersten.

Frank Plasberg feierte eine souveräne Premiere im Ersten.

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Sollen wir den Versuch wagen? Sollen wir Renate Künast die Rettung der Wirtschaft im Alleingang überlassen? Die Fraktionschefin der Grünen bewarb sich mit ihrem verbalen Trommelfeuer in "Hart aber fair" um eine reelle Chance.

Hart aber fair: Frank Plasberg kriegt die Krise
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Eingeladen bei Frank Plasberg waren Renate Künast, Renate Künast, Renate Künast und Renate Künast. Und dann noch der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU). War noch jemand dabei? Egal. Künast redete sowieso alle an die Wand, geißelte die Abwrackprämie als zu wenig umweltfreundlich, hielt der Regierung die Steuererhöhungen der Vergangenheit vor, forderte neben der Sanierung von Schulgebäuden auch "mehr Personal für die Bildung". Und und und. Alles im zackigen Stakkato.

Süffisant

Plasberg, üblicherweise gerne selbst im Mittelpunkt seiner eigenen Sendung, streckte bei der frontralen Klima-, Öko-, Lehrer-Offensive der streitbaren Grünen-Politikerin beinah die Waffen. Erst ganz zum Schluss begriff der diesmal brave Plasberg, was geschehen war, und setzte eine Spitze, als er Künast die Schlussrunde eröffnen ließ. Süffisante Begründung: "Weil sie ja kaum zu Wort gekommen sind."

Peter Müller hechelte dem Tempo, in dem Künast das Konjunkturpaket II zerpflückte, ständig hinterher. Seine Versuche, die Stützpfeiler des Pakets wie Abwrackprämie, Steuersenkung, Kinderbonus oder das milliardenschwere Investitionsprogramm zu verteidigen, stießen überdies beim Publikum auf wenig Gegenliebe.

Deutsche skeptisch

Wie die ARD in einer Tagesthemen-Umfrage direkt anschließend veröffentlichte, sehen 62 Prozent der Bundesbürger das Konjunkturpaket II skeptisch. Dass die Abwrackprämie etwas bringt, glauben gar nur 25 Prozent der Befragten.

Kein Wunder, dass die Rollen in der Konjunkturpaket-Abrechnung klar verteilt waren. Der deutsch-dänische Familienunternehmer und Stahlhändler Max Schön solidarisierte sich mit Renate Künast. Er bezeichnete das Verhalten des Staates als "Allmachtsphantasien" und warnte vor einem zu hohen Schuldenberg.

Die Verlierer des Pakets

Manfred Baasner, Chef der Bochumer Kindertafel, erntete Respekt für seinen Einsatz für die Ärmsten. Seine bewegende Schilderung der täglichen Arbeit der Tafel brachte zwischendurch sogar Künast zum Schweigen: "Es kommen immer mehr junge und immer mehr alte Menschen zu uns. Das ist eine schlimme Entwicklung", berichtete Baasner. Hartz IV-Empfänger sowie Rentner seien auch diesmal wieder die Verlierer der staatlichen Zuwendungen.

Margaret Heckel, Politikchef der Zeitungen "Welt" und "Welt am Sonntag" stand in ihrem Bemühen, die Regierungsmaßnahmen zu stützen, meist auf verlorenem Posten. Das Einzelinterview mit dem Finanztest-Experten Hermann Josef Tenhagen beantwortete zumindest ein paar Fragen, die den Zuschauern unter den Nägeln brennen.

Verhoben

Viel an dieser Sendung mit ihren sehr verschiedenen Einspielern zur Mega-Krise vom Kinderreporter bis zum Leerverkauf wirkte seltsam zerfranst. So wie sich die Politik an dem riesigen Paket zu verschlucken scheint, so verhob sich Plasberg, die Probleme auf den Punkt zu bringen. Das Thema ist einfach zu komplex. Da half auch das Umrechnen der 50 Milliarden in Ferraris oder Porsche nicht, die Dimension begreifbar zu machen.

Wird es der Befreiungsschlag? Oder nur ein vergeblicher Versuch, das Krisen-Ruder herumzureißen? Was sich lohnt zu wissen, ist: Finstere Experten sagen das totale Scheitern allen globalen Strebens voraus. Das "Handelsblatt" ging in seiner gestrigen Ausgabe auf den New Yorker Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini ein. Er sah lange vor den meisten anderen das Unheil heraufziehen und besitzt jetzt ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit. Seine aktuelle Prognose macht wenig Hoffnung auf ein baldiges Ende der Rezession.

Schreckensszenarien

Noch viel schlimmer kommt es, wenn eintrifft, was drei weitere, als Querdenker geltende Experten aus Frankreich, Dänemark und den USA dem "Handelsblatt" schilderten. Sie erwarten teils noch heftigere Verwerfungen als zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise nach 1929. Die Schreckensszenarien lauten: Konjunktureinbrüche, Unternehmenspleiten, Million um Million neuer Arbeitsloser sowie fallende Preise mit der Folge einer Deflation bis hin zu Zahlungsausfällen von Staaten.

Davon war bei Frank Plasberg nicht die Rede. Zum Glück.

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