"Hart aber fair" mit Frank Plasberg Bei "unserem Geld" wird ARD-Expertin Anja Kohl giftig

Frank Plasberg ließ am Montagabend über Niedrigzinsen und die Folgen diskutieren. Die Analyse: Unsere Altersvorsorge löst sich in Luft auf. Vor allem die schlecht gelaunte ARD-Börsenexpertin Anja Kohl macht sich Sorgen. Dafür wird sie als Untergangs-Kassandra beschimpft.

 ARD-Börsenexpertin Anja Kohl griff bei Frank Plasberg die Krisenpolitik der EZB scharf an.

ARD-Börsenexpertin Anja Kohl griff bei Frank Plasberg die Krisenpolitik der EZB scharf an.

Foto: ARD

Nach Maybrit Illner befasst sich auch "Hart aber fair" mit Frank Plasberg mit dem Komplex "Wirtschaftskrise — Niedrigzinsen — was wird aus dem Ersparten?". Die Sendung schaffte zwar mehr Verwirrung als Klarheit, schafft dafür aber eine Werbe-Plattform für den Gold-Versand der Alternative für Deutschland.

Titel der Ausgabe: "Minizinsen und Wackeleuro — macht uns die Krise arm?" These der Sendung: Die Niedrigzinsen fressen die Ersparnisse der Deutschen auf, die Altersvorsorge geht den Bach runter. Die Gäste: SPD-Vize Ralf Stegner, AfD-Gründer Bernd Lucke, ARD-Börsenexpertin Anja Kohl, CDU-Finanzfachmann Ralph Brinkhaus und Michael Kemmer vom Bundesverband deutscher Banken.

Wie üblich versucht Plasberg, sein Thema aus mehreren Perspektiven aufzudröseln. Das erweist sich in diesem Fall aber bedauerlicherweise als willkürliche Aneinanderreihung von Fragen. Macht EZB-Chef Draghi eine solche Politik, weil er Italiener ist? Darf die Alternative für Deutschland in ihrem Online-Shop Gold-Mark verkaufen? Hat die Politik betrogen, weil sie jahrelang für private Altersvorsorge geworben hat? Welchen Sinn macht die schwarze Null? Und warum lässt die CDU zu, dass Banken hohe Dispozinsen verlangen dürfen, obwohl das Geld so günstig zu bekommen ist wie nie?

"100.000 Euro haben nur Sie"

Das hat zwar alles irgendwie miteinander zu tun, bleibt aber am Ende Stückwerk.

Dennoch gibt es Highlights. Vor allem die ARD-Börsenexpertin Anja Kohl ist dafür gut. Ihr Gesicht kennt man aus den ARD-Nachrichten, in denen sie Zuschauern regelmäßig das Auf und Ab an den Börsen erklärt. Schon früh zeigt sie, dass mit ihr an diesem Abend nicht gut Kirschen essen ist.

"Haben Sie Gold?", will Plasberg wissen.

"Das würde ich Ihnen nicht sagen", sagt Kohl schnippisch.

Plasberg kontert mit einer Konjunktiv-Frage: Wenn sie denn 100.000 Euro hätte, wie viel davon würde sie in Gold anlegen?

"100.000 Euro haben nur Sie", giftet Kohl. Warum sie genervt ist, erschließt sich nicht. Als Journalistin in Finanzfragen sollte sie eigentlich solche Fragen gewöhnt sein. Das merkt sie dann auch selbst. "Zehn Prozent", lautet ihr Tipp. Aber nur als krisenfeste Absicherung.

Was hat die Krisenpolitik bewirkt?

Noch schärfer gerät sie später mit den anderen Männern in der Runde aneinander, insbesondere CDU-Finanzfachmann Ralph Brinkhaus. Es geht um die Frage, ob die etwa in Lebensversicherungen angelegten Ersparnisse der Bundesbürger durch die Niedrigzinspolitik der EZB ernsthaft bedroht sind. 200 Milliarden Euro habe die europäische Notenbank zur Rettung der Banken investiert und nichts erreicht. Noch immer vergeben Banken keine Kredite, noch immer sei die Krise nicht bewältigt, Schwergewichte wie Italien und Frankreich kommen nicht voran.

Folge in Kohls Analyse: Niedrige Zinsen werde es noch lange geben — und das auf Kosten der Renten und Vermögensanlagen der Deutschen. Kohl bezeichnet das als bewusst kalkulierte "gigantische Umverteilung der Risiken auf uns alle". "Was kostet es, wenn wir dafür aufkommen müssen?", ruft sie in die Runde. Und "Wir tun so, als wäre das alles nur bedrucktes Papier!" Dabei gehe es hier doch um "unser Geld!"

Die Börsenexpertin als Kassandra

Bis auf Bernd Lucke ("Enteignung der Sparer", schuld daran ist der Euro) sehen das die anderen Herren ganz anders. Stegner verweist zur Sicherheit gleich mehrfach darauf, dass niedrige Zinsen die Wirtschaft am Laufen gehalten und vielen Menschen zu Jobs verholfen hätten. Kemmer gibt zu bedenken, dass das Geld zwar weniger Erträge abwerfe, aber wegen geringerer Inflation mehr Kaufkraft habe.

Am schärfsten fällt die Replik des CDU-Manns Brinkhaus aus: Kohl nennt er eine Untergangskassandra, wirft ihr vor mit Horrorszenarien Panik zu schüren. "Eine Angstsalve nach der anderen", sagt Brinkhaus, der die aktuelle Lage ganz anders beurteilt: Mit Hilfe der Politik sei in der Euro-Krise so viel an Chancen erarbeitet worden. Banken und Finanzprodukte seien reglementiert, Krisenländer wie Spanien oder Irland stabilisiert worden, in Deutschland gebe es nach wie vor beste Bedingungen in Arbeitsmarkt und Exportwirtschaft.

Welche Argumente am Ende erklärungskräftiger sind, dafür bleibt bei Plasberg leider nicht die Zeit.

(pst)
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