Empörung über TV-Bericht bei Sky News Reporter durchsucht live das Gepäck der Toten

Der britische TV-Sender Sky News hat sich für seinen Reporter Colin Brazier entschuldigt. Er hatte für seinen Bericht von der Absturzstelle von Flug MH17 ein Gepäckstück durchwühlt. In sozialen Netzwerken löste sein Verhalten Abscheu und Empörung aus.

Flug MH17: Reporter durchsucht live das Gepäck der Toten
Foto: Vine Screenshot

"Neuer Tiefpunkt für Sky News", lautet ein Kommentar bei Twitter. Dass der Reporter des Senders aus dem Murdoch-Imperium am Unglücksort in der Ukraine vor laufender Kamera die Tasche eines der Opfer durchsuchte, mehrere Gegenstände in die Hand nahm und wieder zurückwarf, hat im Internet in zahlreichen Kommentaren Fassungslosigkeit zur Folge.

Dabei ist der Reporter Colin Brazier eigentlich ein erfahrener Mann, der für seine Berichterstattung aus Afghanistan bereits Auszeichnungen erhielt. Offensichtlich ahnte er in dem Moment, als er in die Tasche griff, auch selbst, dass sein Verhalten die Gefühle von Angehörigen verletzen könnte. "Wir sollten das eigentlich nicht machen, schätze ich", sagte er, nachdem er einen Schlüssel in den geöffneten Koffer fallen ließ. Kurzzeitig formte seine Hand eine abwehrende Geste.

Da jedoch war es bereits zu spät. Der Sender strahlte seine Koffer-Recherche am Sonntag live weltweit aus, inzwischen geistert die Sequenz als Mini-Clip durch die sozialen Medien, in 90 Prozent der Fälle begleitet von entgeisterten Kommentaren.

@skynews' Colin Brazier on-the-air going through #MH17 victim's luggage. A horrible moment for journalism. https://t.co/i6wWZmjBEi

Auch in Medienkreisen wurde Brazier scharf kritisiert. Der Medienprofessor Joe Watson bezeichnete den Vorfall als "entsetzlichen Moment für den Journalismus", die BBC-Moderatorin Shelagh Fogarty schrieb bei Twitter: ‘Sky!! Haltet Euren Reporter davon ab, Gegenstände zu durchwühlen."

Sky!!! Get your reporter to STOP rummaging thru belongings at #mH17 crash site. "We shouldn't really be doing this" NO S**T Sherlock !!

Das Verhalten Braziers erlangte noch mehr Brisanz durch Berichte über Plünderungen, wonach Separatisten Geldbörsen und Taschen der Opfer aus Flug MH17 auf der Suche nach Wertgegenstände durchwühlt haben sollen. Angeblich haben die Kreditkartenbetreiber der niederländischen Passagiere bereits die Konten vorsorglich gesperrt.

Der Sender reagierte auf die anhaltende Kritik am Sonntagabend mit einer Stellungnahme: "Heute hat Colin Brazier vom Absturzort berichtet, ist auf das tragische Ausmaß des Ereignisses eingegangen und hat dabei den Zuschauern Gegenstände eines Koffers gezeigt. Colin hat sofort bemerkt, dass sein Verhalten unangemessen war und dies in seinem Bericht auch so formuliert. Sowohl Colin als auch Sky News bitten um Entschuldigung.”

(pst)
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