Finale „Adam sucht Eva“ Meerjungfrau verführt Peer Kusmagk

Düsseldorf · Kaum hat es angefangen, ist es auch schon wieder vorbei. Die gute Nachricht: Das Finale des Nacktcamps " Adam sucht Eva" könnte Spuren von Weltliteratur enthalten. Neben den üblichen Frontalgenitalien, natürlich. Romantisch wurde es leider auch.

Adam sucht Eva 2016 - Bilder vom Finale
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Bilder vom Finale von „Adam sucht Eva“ 2016

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Kaum hat es angefangen, ist es auch schon wieder vorbei. Die gute Nachricht: Das Finale des Nacktcamps "Adam sucht Eva" könnte Spuren von Weltliteratur enthalten. Neben den üblichen Frontalgenitalien, natürlich. Romantisch wurde es leider auch.

Achtung, Bildungsfernsehen: Zum Finale besann sich die niveaumäßig sonst eher blank dastehende Nudistenschau für ein paar semi-intellektuelle Sekunden kurz doch noch auf die edelste Aufgabe des TV-Wesens: Schill zitierte Schiller. Zumindest so grob und ohne Quellenangabe, aber die ungefähr fünf Zuschauer, die in seinem pathosreich dahergemurmelten "Einmal im Paradies gelebt, ist mit dem Tode nicht zu viel bezahlt" das Zitat aus "Don Carlos", Erster Akt, Fünfter Auftritt, erkannten, waren kurz versöhnt mit dem geistig sonst eher schwachbrüstigen Format.

Weniger edel war allerdings der Umstand, den der Nackt-Schill mit seinem Klassiker-Zitat beschrieb. Peer wollte wissen, warum dessen Polit-Karriere denn eigentlich genau den Bach runtergegangen sei, und der plauderfrohe Insel-Barnabas ließ gerne die längst nicht mehr vorhandenen Hosen herunter und erzählte von den nächtlichen Schäferstündchen, die er mit diversen Eroberungen im Hamburger Rathaus veranstaltet hatte. Ohne diese imposante architektonische Kulisse bleiben seine unaufhörlichen Süßholzraspeleien auf der Insel ("Du bist die Inkarnation der exotischen Schönheit. So habe ich mir in meiner Fantasie eine Tahitianerin vorgestellt.") allerdings gänzlich ohne Betastungserfolg.

Adam sucht Eva 2017 - Diese Promi-Kandidaten ziehen auf die Insel
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Adam sucht Eva 2017 - Diese Promi-Kandidaten ziehen auf die Insel

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Immerhin verschafft er dem Finale einen zweiten kulturellen Höhepunkt: Schill siegt im Tischdeckwettbewerb der Adams, obwohl derart Schnödaufgaben doch nun wirklich nicht sein Metier seien, und darf mit einer Eva seiner Wahl auf die "Insel der Liebe" abreisen. Selbstverständlich wählt er die zunächst so mittelbegeisterter Chantel, die sich dort allerdings wacker schlägt und sämtliche Schill-Anzüglichkeiten sowie alle Verbalferkeleien um "einführen" und "blasen" einfach stoisch ausliegt. "Wir sind uns vom Geist her näher gekommen", resümierte Schill dann bei der Rückfahrt — er trug seinen mangelhaften Tatsch-Vollzug mit der Würde eines altgedienten Staatsmannes.

Womöglich fehlte ihm einfach nur die passende Flirt-Ausrüstung. "Ich habe mir gedacht, dass ich Peer mal meine Flosse zeige", beschied derweil nämlich Surferin Janni auf der "Insel der Versuchung", applizierte sich einen veritablen Meerjungfrauenschwanz und verzückte besagten Ex-Dschungelcamp-Regenten solchermaßen ausgestattet derart, dass er sich zu mehreren täppischen Kussversuchen hinreißen ließ. Wäre man da zuhause nicht längst schon durch die Enthüllung eines Boulevardblattes verdorben, dass beide sich zu diesem Zeitpunkt heimlich schon extrem viel näher gekommen waren, hätte man an dieser Stelle eventuell sogar ein kleines bisschen mitfiebern können, ob endlich doch noch irgendjemand auf dieser an Erotik-Erlebnissen komplett verarmten Insel zu Potte kommen würde.

Solcherart gespoilert aber wirkt die abschließende Wahl des Lieblingsadams durch die Frauen der Insel dann doch eher fade. "Ich glaube schon, dass wir uns ganz gut mögen", tiefstapelt also Janni und wählt natürlich Peer, auch Zahnarzthelferin Ulrike entscheidet sich in rührender Chancenlosigkeit für ihn, beziehungsweise für "Pierre", wie sie ihren Favoriten beharrlich nennt. Damit wird Peer offiziell zum Alphamännchen der Insel gekürt und darf abschließend in einem Luxus-Ressort aus allen nunmehr angezogenen Damen (abzüglich des Last-Minute-Ankömmlings Kim, die offensichtlich nur deshalb kurz vor knapp auf die Insel verfrachtet wurde, damit man noch schnell eine nackte Asiatin zeigen konnte) seine Favoritin wählen.

Warum am Ende natürlich wieder ein Mann in einer geschrumpften "Bachelor"-Simulation aus einem Rudel Frauen auswählen darf, bleibt wie immer das Geheimnis der Gender-Traditionalisten von RTL. Wenigstens Peer scheint davon zu Tränen gerührt, er fabuliert von der "Zeit seines Lebens" und einem "gemeinsamen Geheimnis", das man jetzt auf ewig teile und gibt noch schnell den patriarchalen Modeblogger: "Das Kleid betont deine weiblichen Rundungen, es ist die richtige Wahl für dich", lässt er Ulrike trosthalber noch wissen, bevor er sich am Ende natürlich für Janni entscheidet.

Adam sucht Eva 2016 - Tag 6: Neuzugang Anna ist ein Hingucker
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Bilder vom sechsten Tag

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Die letzten Minuten, gänzlich bekleidet, sind dann vielleicht noch schwerer zu ertragen als sämtliches Nacktmaterial zuvor: Holzhammermäßig romantisiert sieht man Janni und Peer gemeinsam zwei Monate später in Berlin, Schmalzverse aufsagend: "Ich glaube, dass wir im Paradies das Paradies in uns gefunden haben", sagt Peer, und die nicht sonderlich bibelfest scheinende Janni findet einfach mal, sie würden doch eigentlich den "echten" Adam und Eva ganz schön Konkurrenz machen. Wo ist eigentlich Schlange Schill, wenn man sie am nötigsten braucht?

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