Prestigeträchtige Veranstaltung Fernsehpreis-Gala wieder in Köln statt in Düsseldorf?

Düsseldorf · Zweimal wurde der wichtigste Preis der Fernsehbranche in der Düsseldorfer Rheinterrasse verliehen. Doch die Preisstifter sollen von der Veranstaltung enttäuscht gewesen sein. Offenbar wird deshalb über eine Rückkehr nach Köln nachgedacht.

Barbara Schöneberger moderierte den Fernsehpreis 2017 in Düsseldorf (Archiv).

Barbara Schöneberger moderierte den Fernsehpreis 2017 in Düsseldorf (Archiv).

Foto: ZDF

Die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2016 und 2017 in der Düsseldorfer Rheinterrasse könnte nur ein kurzes Intermezzo gewesen sein. Denn wie aus Senderkreisen bekannt wurde, soll die Veranstaltung angeblich wieder zurück in die Domstadt gehen. "Wie in jedem Jahr gibt es generelle Überlegungen dazu, wo und wann der nächste Deutsche Fernsehpreis stattfinden wird. Hierzu finden derzeit Gespräche der Stifter statt", hieß es dazu gestern vom Ständigen Sekretariat des Deutschen Fernsehpreises.

Im Kölner Coloneum, mitten im Gewerbegebiet Ossendorf, wurde der wichtigste Preis, den die Fernsehbranche zu vergeben hat, bereits von 1999 bis 2014 vergeben. Als künftiger Veranstaltungsort soll aber die Kölner Flora, ein Prachtbau im Botanischen Garten, im Gespräch sein. Eine Sprecherin von KölnKongress erklärte gestern, sie könne zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme dazu abgeben. Düsseldorf würde mit dem Weggang des Fernsehpreises ein prestigeträchtiges Spektakel verlieren.

Zudem könnte es sein, dass die Verleihung wieder im Fernsehen übertragen wird. Dies war zwar in Köln so, in den beiden vergangenen Jahren aber nicht der Fall — ein Punkt, der häufig bemängelt wurde. Ein Fernsehpreis, der nicht im Fernsehen gezeigt wird, sei ein Widerspruch in sich, hieß es. Dazu hatten sich jedoch die Stifter des Fernsehpreises, die Intendanten und Geschäftsführer von ARD, ZDF, RTL und Sat.1, entschlossen, weil der Wechsel nach Düsseldorf auch einen Neuanfang markieren sollte.

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik an der Verleihung gegeben — sie sei zu provinziell, hieß es, die Mischung aus würdevoller Gala und unterhaltsamer Show nicht gelungen. Zudem soll es auch hinter den Kulissen oft Unstimmigkeiten gegeben haben. Im Jahr 2014 ließen die Stifter das Konzept dann überarbeiten — mit dem Ergebnis, dass 2016 Düsseldorf statt Köln als Treffpunkt der Fernsehprominenz auserkoren wurde.

Offensichtlich gab es jedoch unterschiedliche Ansichten über die Qualität der beiden Veranstaltungen in der Landeshauptstadt. Von organisatorischer Seite gab es viel Lob, alles sei reibungslos verlaufen. Auch wurde die Gala wegen der TV-Abstinenz nicht gemieden wie teils vorab befürchtet — die Fernsehpreis-Verleihung war auch in Düsseldorf ein Stelldichein illustrer Bildschirmgesichter, inklusive Moderatorin Barbara Schöneberger. Trotzdem mangelte es einigen Besuchern am nötigen Glanz. So lästerte ZDFneo-Moderator Jan Böhmermann 2016, das Ganze habe ihn erinnert an den Glamour einer Jahreshauptversammlung der mittelständischen Wellpappe-Hersteller. Und auch einige der Stifter sollen enttäuscht gewesen sein, wie mit ihrem Preis in Düsseldorf umgegangen worden ist.

Das Rathaus in der Landeshauptstadt hielt sich gestern vornehm zurück. Sprecherin Kerstin Jäckel-Engstfeld wiederholte fast wortgleich die Erklärung des Ständigen Sekretariats und ergänzte einen allgemeingültigen Satz: "Wir freuen uns, wenn wir Veranstalter von unseren Qualitäten überzeugen können, und sehen uns mit unseren verschiedenen Hallen und der Düsseldorf Congress Sport & Event GmbH hervorragend aufgestellt." Die Stadtspitze verfolgt in der fernseh-wirksamen Vermarktung eine Strategie mit sportlichem Schwerpunkt. Die gerade zu Ende gegangene Tischtennis-WM erreichte ein großes Publikum in Asien, auf die Triathlon-EM folgt am 1. und 2. Juli der Auftakt der Tour de France. Das Radrennen ist dieses Jahr wieder in der ARD zu sehen. Bei Eurosport hatten zuletzt rund 1,2 Millionen Zuschauer eingeschaltet - selbst das ist deutlich mehr Außenwirkung, als sie eine nicht übertragene Preisverleihung mit sich bringt.

Noch bei der Verleihung im Februar hatte sich WDR-Intendant Tom Buhrow lobend über die Veranstaltung geäußert. Der TV-Preis habe wieder die Bedeutung, die er brauchte, sagte er. Aus heutiger Sicht könnte man das so übersetzen: Der Fernsehpreis ist reif, um wieder nach Köln zurückzukehren.

(hdf, jis)
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