Öffentlich-rechtliches Fernsehen Ohne Werbung steigt der Beitrag

Düsseldorf · Werbung im TV ist für viele Verbraucher einfach nur ein Ärgernis. Aber: Bei einem öffentlich-rechtlichen Werbeverzicht müssten 1,25 Euro pro Monat mehr für den Rundfunkbeitrag kalkuliert werden.

Fragen und Antworten zur Rundfunkgebühr
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Foto: dpa, dan soe sab

Auch wenn Werbezeitverkäufer ihren Kunden wortreich das Gegenteil versichern: Fernseh- und Radiowerbung geht vielen Menschen auf die Nerven, erst recht, wenn sie aufdringlich, dilettantisch oder beides zugleich ist. Während die Spots bei RTL & Co. ebenso wie beim Privatradio der Preis sind, den man für die vermeintlich kostenlose Nutzung entrichten muss, sieht das bei ARD und ZDF etwas anders aus.

Die beiden Systeme erhalten insgesamt rund acht Milliarden Euro an Gebühren - warum sollten sie also auf die vergleichsweise überschaubaren Werbeeinnahmen, die bei der ARD im Jahr 2014 gerade 1,8 Prozent der Gesamterträge ausmachten, angewiesen sein? Und das ZDF, rechnen Kritiker gern vor, könnte auch ohne seine Werbeeinnahmen von 111 Millionen Euro (2015) auskommen, wenn es sich die jährlich rund 50 Millionen Euro Lizenzgebühr für die Champions League sparen würde. Beim Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) ist man ohnehin der Meinung, ARD und ZDF sollten auf Werbung verzichten und attraktive Sportereignisse den Privatsendern überlassen.

Vor einigen Monaten hat die Diskussion neue Nahrung bekommen: Als sich abzeichnete, dass sich durch die Umstellung der Rundfunkgebühr auf die Haushaltsabgabe Mehreinnahmen von geschätzten 1,5 Milliarden Euro ergeben würden, verlangte der Interessenverband der Privatsender umgehend, die Werbung bei ARD und ZDF zu beschränken. Die Politik hat allerdings zunächst die monatliche Abgabe von 17,98 Euro auf 17,50 Euro gesenkt.

Allerdings denken auch die Ministerpräsidenten schon länger über eine Reduzierung der Werbung bei ARD und ZDF und den Verzicht auf Sponsoring ("diese Sendung wird präsentiert von . . .") nach. Fielen alle Gelder weg, müsste allerdings der Rundfunkbeitrag laut einer Berechnung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) um 1,25 Euro pro Monat erhöht werden. Damit sind die Zuschauer jedoch offenbar nicht einverstanden: 77,3 Prozent der Teilnehmer einer aktuellen GfK-Umfrage wären nicht bereit, für weniger Fernsehwerbung höhere Gebühren zu zahlen. 50 Prozent plädieren sogar für eine Ausweitung der TV-Werbung auf die Zeit nach 20 Uhr, wenn der Beitrag sinken würde. 67,8 Prozent akzeptieren die Werbung, wenn dadurch besondere Sportrechte für ARD und ZDF gesichert würden.

Hintergrund des VPRT-Plädoyers für die öffentlich-rechtliche Werbefreiheit ist nicht zuletzt die Hoffnung, die freiwerdenden Werbeerlöse würden den Privatsendern zugute kommen. Bei dieser Rechnung wird allerdings übersehen, dass viele Werbespots bei ARD und ZDF vor allem Ältere ansprechen. Die Zielgruppe der Privaten liegt vom Altersschnitt deutlich darunter. Verschiebungen von Werbebudgets durch ein öffentlich-rechtliches Werbeverbot, erklärt denn auch ein ZDF-Sprecher, seien allenfalls "in geringem Maße" zu erwarten.

(RP)
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