TV-Total-Bundestagswahl FDP und Linke gewinnen die Raab-Wahl

Düsseldorf (RPO). Am Vorabend der Bundestagswahl begrüßte Prosieben-Entertainer Stefan Raab Spitzenpolitiker der Bundestagsparteien zu dem Wahlspecial von "TV Total". Währenddessen konnten Zuschauer per Telefon und SMS über ihre Favoriten abstimmen. Mit einem überraschenden Ergebnis.

Stefan Raab: Zehn unvergessene Momente mit dem Entertainer
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Zehn unvergessene Momente mit Stefan Raab

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In diesem Wahlkampf war es bisher ja nicht allzu üblich, dass Vertreter aller Bundestagsparteien zusammensaßen und miteinander diskutierten. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff , SPD-Chef Franz Müntefering (Raab sprach ihn zur Begrüßung auf seinen "Einsatz für die Jugend" an), Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (lief natürlich zur Musik von AC/DC ein), FDP-Chef Guido Westerwelle (Songauswahl der TV-Total-Band war "Sexy Motherfucker"), Grüner Jürgen Trittin ("Schnischnaschnappi") und Linke-Chef Gregor Gysi ("Go West") waren bei Prosieben-Entertainer Stefan Raab und seinem Co-Moderator Peter Limbourg zu Gast und boten sich wohl das erste Mal in den vergangenen sechs Wochen eine hitzige Debatte. "Das war ja sehr munter", urteilte selbst Stefan Raab.

Endlich - könnte man meinen, obwohl es natürlich um die gleichen Themen ging, die immer wieder in diesem Wahlkampf diskutiert worden waren. Jürgen Trittin nutzte gleich zu Beginn die Gelegenheit für die obligatorische Schelte an die Regierung, die die Auseinandersetzung mit der Opposition gescheut habe. Reichtum, Steuersenkungen, Umwelt, Bildung, Koalitionsfragen — egal bei welchem Thema, es ging heiß her. Und Gregor Gysi und Franz Müntefering lieferten sich irgendwann ein regelrechtes Duell, so dass Raab eingreifen musste. Das gab Guido Westerwelle die Möglichkeit, ganz staatsmännisch die beiden zur Ordnung zu rufen, dass man sich doch hier nicht persönlich angreifen müsse.

Stefan Raab brauchte zehn Minuten, bis es ihm gelang, die Diskussion auf das Internet zu lenken, ein Thema, das vor allem die jungen Leute interessiere. Jürgen Trittin sprach sich für die Anhänger der Piratenpartei aus, die ein seriöses Anliegen haben und selbst SPD-Chef Müntefering sagte, dass die Piraten Ernsthaftigkeit verdienen würden. Am Ende der Debatte hatten alle Politiker noch die Chance, in Schlussstatements klar zu machen, was ihnen für den morgigen Wahltag am Herzen liegt.

Abstimmung mit überraschendem Ergebnis

Dann wurde abgestimmt. Per Telefon und SMS konnten die Zuschauer abstimmen. Und die große, natürlich nicht repräsentative TV-Umfrage hatte ein überraschendes Ergebnis. Alle durften mitmachen, also auch die Unter-18-Jährigen, Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft, eben alle — und sogar mehrfach. Das Ergebnis: Bei den TV-Total-Zuschauern erreichte die CDU 26,6 Prozent, zweitstärkste Kraft würde die Linke mit 20,5 Prozent. Danach folgen FDP mit 19,9, SPD mit 17,7 und die Grünen mit 15,4 Prozent.

Die größten Gewinner: FDP und Linke. "Die beiden scheinen den Zeitgeist zu treffen, gerade bei den Jugendlichen", urteilte Klaus-Peter Schöppner vom Meinungsforschungsinstitut Emnid. Die Zahlen würden auf eine Wählerwanderung von der SPD zur Linken hindeuten. "Grüne und SPD müssen noch was tun", waren seine ratlosen Worte.

Wurden die Zahlen manipuliert?

Doch schon bei der Präsentation der Ergebnisse für die einzelnen Bundesländer hatte sich Schöppner vergleichsweise ratlos gezeigt, da die SPD in fast allen Bundesländern rund 20 Prozentpunkte der Stimmen verloren hatte, während die Linke durchgehend um die gleiche Höhe zulegte. "Es sind seltsame Machenschaften im Spiel mit der Linken, das ist nicht das Ergebnis, was wir morgen erwarten", so Schöppner in einer seiner Analysen.

Und auch im Internet kochte das Thema hoch. Bei Twitter vermuteten viele, dass das Ergebnis möglicherweise manipuliert worden sei und dass womöglich die Piratenpartei dahinterstecke. Diese hatte in den vergangenen Wochen im Rahmen der Protest-Aktion "Enter den Raab" versucht, ebenfalls in die Sendung eingeladen zu werden. Prosieben hatte das abgelehnt, weil sie sich auf Bundestagsparteien beschränken wollte.

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