Höchste Quote seit WM-Finale 2002 Fast 26 Millionen an den Bildschirmen

München/Berlin (rpo). Die Europameisterschaft schickt sich an, neue Quotenrekorde aufzustellen. Fast 26 Millionen Menschen saßen am Dienstagabend in der Spitze vor den Bildschirmen und sahen das Unentschieden zwischen Deutschland und den Niederlanden - so viele wie seit dem WM-Finale 2002 nicht mehr.

Deutschland-Holland 1:1
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Foto: AP

Im Schnitt verfolgten 23,54 Millionen die spannende Partie live im ZDF. Dies entsprach einem stolzen Marktanteil von 67,9 Prozent.

Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass sich in Deutschland so viele Menschen vor dem Fernseher versammelten. Durchschnittlich 26,54 Millionen Zuschauer hatten beim WM-Finale 2002 gegen Brasilien mit dem Team von Rudi Völler mitgefiebert, der Marktanteil betrug damals an einem sonnigen Sonntag Nachmittag stolze 88,2 Prozent.

Den deutschen Quotenrekord aber hält immer noch das EM-Finale von 1996: 28,44 Millionen (Marktanteil 76,3 Prozent) sahen damals am Bildschirm zu, als Oliver Bierhoff das Team von Berti Vogts gegen Tschechien per "Golden Goal" zum EM-Titel schoss.

Durchaus möglich, dass der deutsche Quotenrekord fällt, wenn Kahn, Ballack, Frings und Co. in Portugal so weitermachen. Schon das erste Prestige-Duell gegen "Oranje" hat die Nation wieder einmal am Fernseher vereint - und in den Biergärten, Kneipen und Parks.

Rund 3000 Menschen feiern im Sony-Center am Potsdamer Platz in Berlin, schon 2002 eines der größten Fußball-Zentren der Republik. Kaum Verkehr auf dem Kurfürstendamm, dafür ist der Platz vor der Großbild-Leinwand proppevoll. Auch ein paar Holländer, Japaner, Engländer, Franzosen oder Italiener sind da. Anfangs viel Skepsis, dann ungläubiger Jubel - Torsten Frings hat die DFB-Elf mit einem verirrten Freistoß tatsächlich in Führung geschossen.

Es scheint fast so, als hätten die Fans in der Heimat ihrer Mannschaft nicht wirklich etwas zugetraut. Nur wenige Kilometer vom Sony-Center entfernt drängen sich im Viktoria-Park in Kreuzberg rund 500 Menschen in einem Zelt. Auch sie verbreiten erst Skepsis, dann freudige Irritation. 1:0 für Deutschland - der Lärmpegel steigt um etliche Dezibel, ein paar singen "Happy Birthday" zum 35. Geburtstag von Oliver Kahn.

Selbst der späte Ausgleich von Ruud van Nistelrooy kann die gute Stimmung nicht mehr verderben. Bis zum Schlusspfiff steht das Zelt wie ein Mann hinter "seinem Team": "Deutschland, Deutschland", donnernder Applaus nach dem Schlusspfiff. Schade, wir waren dicht dran, aber es geht voran. Zumindest im Fußball. Wir sind wieder wer.

Auch in München ist die Leopoldstraße in Schwabing ziemlich leer. Dafür sitzen rund 2500 Menschen im Biergarten des Park Cafe und fiebern vor den Großleinwänden mit. Zwischenzeitlich gehen sogar die Maßkrüge aus. Kein Problem für den Schauspieler Heino Ferch, der als einer der wenigen Weißwein trinkt.

Ohrenbetäubender Jubel auch nebenan im Englischen Garten, wo sich die Fußball-Interessierten am Chinesischen Turm versammelt haben. Hier gibt es keine Video-Wand, dafür sind mehrere Monitore im Biergarten verteilt. Nichts geht mehr in der Muffathalle. Die Tore sind schon vor dem Anpfiff geschlossen, rund 1200 Zuschauer sind drin, etwa 150 Fans müssen draußen bleiben.

In Hamburg verfolgen rund 4500 Menschen auf der "Kleinen Moorweide" die Partie auf einer Großbildleinwand, die Stimmung auf der Freizeitwiese in der Nähe der Alster ist ähnlich wie in Berlin oder München. Es dominiert Schwarz-Rot-Gold, Oranje-Trikots sind nur vereinzelt zu sehen. Die in Hamburg lebenden Holländer treffen sich stattdessen in der Ess-Kneipe "De Brave Hendrik".

200 Niederländer drängen sich in einem Raum, in den normalerweise nur 100 Menschen passen. Die Stimmung nach dem 1:1 ist gelöst, das Bier fließt in Strömen und schmeckt dem Holländer so gut wie immer. Ist ja eigentlich gar nichts passiert. Oder um es mit Rudi Völler auszudrücken: "Nichts gewonnen, nichts verloren."

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