Familiendrama im Ersten Eine Winzerin geht ihren Weg

Berlin · Die ARD zeigt einen dramatischen Zweiteiler über Erbstreitigkeiten auf einem Weingut in der Pfalz. Toll besetzt und gut inszeniert geht es darin um eine Winzerstochter, die das Weingut ihres Vaters erhalten will.

 Käthe Wader (Leslie Malton, r.) und Tochter Anne (Henriette Richter-Röhl) haben unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft des Weingutes.

Käthe Wader (Leslie Malton, r.) und Tochter Anne (Henriette Richter-Röhl) haben unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft des Weingutes.

Foto: obs/Johannes Krieg

Bruno und Albert Wader können seit Jahrzehnten nicht mehr miteinander. Doch diesmal streiten sich die beiden eigenwilligen Brüder so lautstark und heftig, dass Albert mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus muss und dort kurz darauf stirbt. Für seine Familie fängt der Streit damit aber erst richtig an. Dabei geht es um die Zukunft des Weinguts, das ihm gehört hat. Die einen würden es am liebsten schnell zu Geld machen, die anderen dem eigenen Betrieb einverleiben. Und zwischendrin steht Alberts Tochter Anne so gut wie auf verlorenem Posten. Das Erste zeigt mit „Weingut Wader – Die Erbschaft“ an diesem Freitag die erste Folge des Zweiteilers über eine Winzerfamilie in der Pfalz.

Anne (Henriette Richter-Röhl) trifft Alberts überraschender Tod am schlimmsten. Denn das Weingut der Familie bedeutet ihr viel. Am liebsten würde sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten. „Ich habe ihm alles zu verdanken“, sagt sie bei der Beerdigung. „Und jetzt werde ich versuchen, dieses Weingut hier weiterzuführen.“

Aber das Drehbuch von Bernadette Feiler und Ania Kock sieht nicht vor, dass die junge, engagierte Pfälzer Bio-Winzerin gleich loslegen kann. Im Gegenteil: Sie muss erfahren, dass gerade die Menschen, die ihr am nächsten stehen, ihr Steine in den Weg legen – oder noch Schlimmeres.

Denn ihr Bruder Matthias, den Max von Pufendorf als windigen, unsympathischen Aufschneider spielt, ist mit seinem Restaurant in Hamburg bankrott gegangen. Und als herauskommt, dass Albert das Testament doch nicht mehr unterschrieben hat, in dem er seine Tochter zur Alleinerbin einsetzen wollte, wittert Matthias sofort die Chance, an Geld zu kommen. Und das braucht er dringend, schon um den schönen Schein aufrechtzuerhalten, auf den er vor seiner Mutter immer Wert legt. Der lügt er auch vor, noch immer der brave Familienvater zu sein, den sie so gerne als Sohn hätte.

Leslie Malton spielt diese Frau als verunsicherte, hin- und hergerissene Persönlichkeit, die nur zu gerne glaubt, dass ihr Sohn als Restaurantbesitzer Erfolg hat, bis sie am Schluss einsehen muss, wie sehr sie sich hat täuschen lassen. Henriette Richter-Röhl überzeugt dagegen als bodenständige Winzerstochter, die zupacken kann und will und sich von Schicksalsschlägen nicht so schnell unterkriegen lässt.

„Ich werde meinen Wein manchen, egal, wie und wo“, sagt sie trotzig-selbstbewusst, als ihr klar wird, dass sie auf ihre Familie wenig zählen kann. Auch nicht auf ihren Onkel Bruno (Jürgen Heinrich), der zwar bereit ist, Geld in das Weingut zu investieren – aber nicht, um Anne zu helfen, sondern aus ganz egoistischen Motiven. Großes Drama also, Herzschmerz zwischen Weinbergen und viele Tränen, nicht nur bei Annes Tochter Tori (Caroline Hartig). Das alles wird in der Regie von Tomy Wigand zu einem unterhaltsamen Gesamtkunstwerk.

Am Schluss entscheidet sich Anne, mit ihrer Tochter wegzuziehen und auf einem anderen Weingut zu arbeiten, dessen Besitzer ihre Arbeit zu schätzen weiß. „Hätte ich nicht gedacht, dass das alles so endet“, sagt Anne. „Aber es fängt doch gerade erst an, Mama!“, sagt Tori. Und das stimmt natürlich. Also muss es auch weitergehen und das schon bald: Die nächste „Weingut Wader“-Folge zeigt das Erste bereits eine Woche darauf, ebenfalls um 20.15 Uhr. Sie heißt „Das Familiengeheimnis“.

„Weingut Wader“, Das Erste, Fr., 20.15 Uhr

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