Plattenfirma Sony BMG Erste Einigung in "Payola"-Affäre in New York

Albany/USA (rpo). Als erster internationaler Musikkonzern hat Sony BMG zugegeben, New Yorker Radiosendern Geld für das Abspielen seiner CDs gezahlt zu haben. Wie der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer am Montag mitteilte, zahlt der Konzern zur Beilegung der "Pay for Play"-Affäre zehn Millionen Dollar und stellt einen Beauftragten ein, der eine korrekte Promotion überwacht.

 Britney Spears wird Mutter.

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Foto: ddp, ddp

Ein Sony-BMG-Sprecher räumte ein "falsches und unzulässiges" Verhalten ein. Trotz gesetzlicher Verbote sei für das Senden bestimmter Musiktitel gezahlt worden, sagte Sony-Sprecher John McKay. "Das, was allgemein als 'Payola' bezeichnet wird, ist leider eine gängige Praxis der Radio-Promotion", sagte er weiter.

"Sony BMG räumt ein, dass verschiedene Angestellte im Auftrag des Unternehmens einige Radio-Promotions-Praktiken anwandten, die falsch und unzulässig waren, und wir entschuldigen uns für dieses Verhalten. Sony BMG will in Zukunft einen neuen, höheren Standard in der Radio-Promotion definieren."

Spitzer lobte Sony BMG für seine Kooperation. "Unsere Ermittlung zeigt, dass entgegen der Hörer-Erwartungen Lieder nicht wegen ihrer künstlerischen Qualität und Popularität zur Sendung ausgewählt werden, sondern Sendezeit oft von ungenannten Zahlungen an Rundfunksender und ihre Mitarbeiter abhängt", sagte Spitzer. "Diese Vereinbarung ist ein Modell, um den überall vorhandenen Einfluss von Bestechungen in der Industrie zu brechen."

Spitzer hat Informationen und Dokumente auch von den anderen großen Plattenfirmen EMI, Warner Music Group und Universal angefordert. Zu seinen Ermittlungen über Sony BMG sagte er, der Konzern habe für Urlaubsreisen, Elektronikartikel, Geschenke für Hörer-Wettbewerbe sowie einige Betriebskosten von Radiosendern gezahlt. Er habe zudem so genannte unabhängige Promoter engagiert, die illegale Zahlungen an Sender getätigt haben, um mehr Sendezeit - im Jargon auch Airplay - für seine Künstler zu bekommen.

Spitzer legte E-Mails vor, nach denen im Sony-BMG-Konzern auch die Führungsetage über die Praxis informiert war. In einem Fall habe ein Promoter des Sony-Labels Epic bei der Promotion der Rockgruppe Audioslave gefragt: "Was muss ich tun, damit ich Audioslave diese Woche in WKSS bekomme? Was immer ihr euch träumen könnt, ich kann es wahr machen."

In einem anderen Fall habe ein Promoter mit dem Entzug eines bereits zugesagten Las-Vegas-Trips gedroht, weil ihm die nächtliche Sendezeit des Celine-Dion-Titels "I Drove All Night" missfallen habe. Der Sender müsse dafür schon zu attraktiveren Zeiten senden.

Spitzers Ermittlungen basieren auf einem Bundesgesetz von 1960, nachdem Geldzahlungen und andere Anreize zum Senden von Musiktiteln unter Strafe gestellt wurde. Es war eine Reaktion auf einen Bestechungsskandal, in den einige damals sehr populäre Disc Jockeys verwickelt waren. Damals wurde die Affäre "Payola" genannt, eine Zusammensetzung aus "Pay" (zahlen) und dem damals weit verbreiteten Plattenspielern der Marke Victrola.

(ap)
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