Das Supertalent Engel, Spucke und eine unvermeidliche Zote

Supertalent, die Dritte. So langsam ist Gottschalk angekommen. Nun treten wieder die Kandidaten in den Vordergrund. Ein kleiner Mann seifte Gottschalk ein, Bohlen stocherte mit einem Schwert in einer Speiseröhre und zwei blonde Engel verhexten die Jury. Ein kurzweiliger Abend.

Zwei Engel verhexen beim Supertalent
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Das ist es, was das Supertalent seit Jahren zur erfolgreichen Marke macht. Ein quietschbuntes Programm, ein gnadenloses Durcheinander aus überraschenden Ideen, Artistik, Musik und Peinlichkeiten. Das alles pimpt das Format wie gehabt mit Seelenschmerzgeschichten und rührenden Schicksalen auf. Nicht jedermanns Sache, aber der Erfolg gibt den Machern scheinbar recht.

An den vom Wetten, dass..??-Thron herabgestiegene Thomas Gottschalk hat sich das Publikum inzwischen gewöhnt und er sich im Gegenzug an das grelle Supertalent. Mit wachsender Selbstverständlichkeit beteiligt er sich mittlerweile auch an der großen Jury-Show, die stets kameragerecht mitleidet, staunt oder sich vor Grauen schüttelt.

So auch am vergangenen Samstag, der durchaus Höhepunkte zu bieten hatte.

Für die anrührenden Momente sorgte zunächst der kleinwüchsige Seifenblasenkünstler Hammou Bensalah. Den Spruch, dass die Kleinen vor allem beim Supertalent die Chance hätten, ganz groß raus zu kommen, konnte sich Bohlen zwar nicht verkneifen. Doch der kleine Mann ließ sich dadurch wenig irritieren und zauberte erstaunliche Figuren aus der Seifenlauge. Die Reaktionen sprachen für sich. Hunziker lächelt ihr bezaubertstes Lächeln, Bohlen staunte wie ein Kind und Gottschalk ließ sich in eine riesige Blase einhüllen.

Freilich, das Supertalent wäre nicht das Supertalent, würde der kleine Künstler nicht noch einmal nach der Show unter Tränen ein "Das Supertalent hat mir gehelft", in die Kamera schluchzen.

Ein Meat Loaf aus dem Biedermeier

Wie sehr Gottschalk sich mittlerweile den Standards der Jury angepasst hat, belegte aber ein ganz anderer Kandidat: Die Rede ist von Armin Eiber, im wahren Leben alleinstehend und kaufmännischer Büroangestellter. Auf der Bühne wirkte dieser Mann mit seinem glatten Mittelscheitel und dem karierten Hemd zunächst fehl am Platz. Dann aber sang er mit fast identischer Stimme wie der Rocksänger Meat Loaf dessen Titel "I would do anything for love".

Die Jury zeigte sich begeistert. Zuvor hatte der rundliche Eiber ihnen noch eine Steilvorlage geliefert, als mit seinem Äußeren haderte, ganz nach dem Motto "Ich bin so klein, so dick, so hässlich — keiner traut mir etwas zu". Ob im Vorfeld so abgesprochen oder nicht — Gottschalk nahm den Ball auf und jubelte, der Mann hätte mit seinem Gesang ja wohl alle Vorurteile widerlegt. Klischees aufbauen und anschließend ihre Ausnahmen als Sensation feiern, auch das ist ein Funktionsmuster des Supertalents. Wegen solcher Leute wie Eiber habe er das Gefühl, beim Supertalent genau richtig zu sein, ließ Gottschalk noch wissen. Na dann.

Bohlen kann wohl nicht anders

Doch lebt die Show nicht nur von Soziologie, sondern auch der Optik. Dazu trugen insbesondere die zwei blonden Akrobatinnen Svetlana Wottschel (25) und Kristin Spiegler (24) aus Karlsruhe bei. Frei an einem Kronleuchter schwingend verhexten sie den männlichen Teil der Jury geradezu. "Diese Leichtigkeit, diese Eleganz, dieser Charme", schwärmte Gottschalk. Bohlen lieferte bei der Aussicht auf weitere Auftritte der beiden die unverzichtbare Zote: "Ich steh auf mehrere Nummern immer." Er kann nicht raus aus seiner Haut.

Eine Runde weiter kam nach den beiden Akrobatinnen zudem der Schwertschlucker Brad Byers. Der grau-melierte US-Amerikaner stopfte ohne mit der Wimper zu zucken scharfe Klingen in sich hinein. Am Ende durften sowohl Gottschalk als auch Bohlen noch mal am Heft herumruckeln um festzustellen: Da ist wirklich Spucke an der Klinge. Allem Ekel von Michelle Hunziker zum Trotz — der Amerikaner darf wiederkommen.

Ein Hallodri begeistert Bohlen

Bemerkenswert zudem, dass sich die Regie für den einen obligatorischen Peinlich-Auftritt einen Schnösel ausgesucht hatte. "Ich habe reiche Eltern", tönte der arrogante Giuseppe, protzte mit Schuhen für 1200 Euro, seiner Bekanntschaft mit Paris Hilton - und holte sich damit Buhrufe ab.

Ein Direkt-Tickets in die Live-Shows bekam hingegen ein ganz anderer: David Petras hatte sich zuvor als arbeitsloser Hallodri vorgestellt, der mit sich und seinem Leben eigentlich nichts anzufangen weiß. Umso mehr zeigte sich die Jury anschließend von seinem Gesang überrascht, bei dem er "You Raise Me Up" von Westlife intonierte. Dieter Bohlen machte kurzen Prozess - buzzerte den 29-Jährigen direkt ins Halbfinale.

(pst)
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