Polizeiruf 110 "Du bist kein Arschloch! Du bist Fischer!"

Laut, melodramatisch, unterhaltsam und ziemlich spannend: Der "Polizeiruf 110" mit Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau gehört schon länger zu den Highlights am Sonntagabend. Der neue Fall "Fischerkrieg" kam zwar stellenweise dick aufgetragen daher, hielt aber über weite Strecken das hohe Niveau der bisherigen Folgen.

 Wut und Leidenschaft: Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau in "Fischerkrieg".

Wut und Leidenschaft: Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau in "Fischerkrieg".

Foto: NDR

Im Hafen von Warnemünde liegt ein toter Mann. Und lange weiß niemand so richtig, warum eigentlich. Schnell fällt der Verdacht auf einen wütenden Fischer, der sich gegen polnische Konkurrenz wehren will, weil die europäischen Nachbarn angeblich mit illegalen Netzen das Meer leer fischen. Dann gerät aber ausgerechnet der Vater des Kommissars ins Visier, weil er für eine Menschenschmuggler-Bande arbeitet, die Iraker nach Deutschland bringt. Nebenher stellt auch die Kollegin private Nachforschungen an. Sie will herausfinden, wer ihre Eltern sind. Nach ihrer Flucht aus der DDR wurde die Familie getrennt.

"Fischerkrieg" lieferte sehenswerte Einblicke in die Welt der Ostsee-Fischer. Für die wird die Luft immer dünner, weil die strengen Fangquoten der Europäischen Union einerseits und die wachsende Konkurrenz aus Osteuropa andererseits die Gewinne schrumpfen lassen. Die Charaktere wirkten glaubhaft. Die sonntagabendliche Sozialromantik wirkte nur in einer Szene zu dick aufgetragen. "Du bist kein Arschloch, Junge! Du bist Fischer!", sagte der Vater zu seinem Sohn. Nun ja.

Langweilig war "Fischerkrieg" zu keiner Minute. Die Ermittler Bukow und König schrien sich leidenschaftlich an, obwohl sie sich eigentlich mögen und respektieren. So hofft man wenigstens. Das schwierige Verhältnis zwischen Bukow und seinem Vater (dessen Bar übrigens eleganterweise "Veits Club" heißt) fügte sich nahtlos in den spannenden Krimi ein. Schauspielerisch glänzen beide Ermittler ohnehin. Anneke Kim Sarnau ist neben Nina Kunzendorf aus dem Frankfurter "Tatort" die spannendste Ermittlerin am Sonntagabend.

Gut und Böse suchte man beim "Polizeiruf 110" wieder mal vergeblich. Vieles blieb in der Grauzone. "Früher nannte man mich Fluchthelfer, heute nennt man mich Menschenschmuggler", gab Bukows Vater zu Protokoll. Auch das war vielleicht etwas aufgetragen, störte aber nicht groß.

(csi)
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