Männer-Duell DSDS: Jungs siegen, Mädchen fliegen
Köln (RP/RPO). Eine Sendung ohne Skandale scheint es bei "Deutschland sucht den Superstar" nicht mehr zu geben. Erst flog Favoritin Francisca Urio raus, dann wurde angeblich Max Buskohl hrauskomplimentiert und Verlierer Martin Stosch wieder hereingeholt. Jetzt traf es im Halbfinale mit Lisa Bund eine weitere Favoritin und es kommt zu einem weiteren Männerduell. Weil nur Mädchen gucken und anrufen?

Lisa Bund: (K)ein Superstar
Die blonde Sängerin, von Juror Dieter Bohlen liebevoll als "mein Terrorkrümel" tituliert, konnte es nicht fassen und weinte laut "Bild" erst am nächsten Morgen. Ironie der Geschichte: Hätte es den Skandal um den Rauswurf von Max Buskohl nicht gegeben, wäre Martin gar nicht mehr in der Auswahl gewesen - und Lisa vielleicht noch drin. Aber wie sagt man im Fußball so schön? Hätti und Wenni haben nun mal nicht mitgespielt. Und Lisa muss gehen.
Sie weiß warum: "Martins Fans waren mein Ende", sagte sie im "Bild"-Interview. Und auch Dieter Bohlen ist sich sicher: "Die kleinen Mädchen rufen wie verrückt für ihren Schwarm an. Die Gesangsleitung ist dabei nebensächlich. Sie quälen ihr Handy für die Jungs, ihre Geschlechtgenossinnen gehen dafür baden.".
Und tatsächlich. Mit Elli kam in der zweiten Staffel 2003/2004 ein Mädchen als Siegerin von der Bühne. Wer auch immer im Finale der strahlende Sieger sein wird - ob Martin Stosch oder Mark Medlock - er wird männlich sein. Mal wieder.
Nach Alexander Klaws, der sich gegen Juliette Schoppmann in der ersten Staffel durchsetzte, nach Tobias Regener, der im vergangenen Jahr den Sänger-Wettstreit gegen den eigentlichen Favoriten Mike-Leon Grosch für sich entscheiden konnte.
Auch 2006 kam es ähnlich wie jetzt. "Lady Vanessa", begabt und hübsch (Vielleicht zu hübsch?) und damalige Freundin von Mike Leon kam nicht ins Finale. Weil die meisten DSDS-Zuschauer Mädchen sind? Das ist schwer zu sagen, aber ziemlich wahrscheinlich. Und offensichtlich auch ziemlich zahlungskräftig.
Denn Bohlen äußert sich so: "Die Martin-Fans haben gemerkt, 10-mal anrufen reicht nicht. Und haben sich gedacht: Okay, dann klingeln wir 100-mal durch, hauen das Taschengeld auf den Kopf."
Neben dem reinen "Männergeschäft" gibt es noch eine weitere Beobachtung zu machen - denn die Sendung verliert offensichtlich ihre Zuschauer. Trotz der Querelen um Max Buskohl und der zum Teil peinlichen Streitereien zwischen den Juroren Heinz Henn und Dieter Bohlen hatte das Halbfinale am Samstag nur 4,46 Millionen Zuschauer (23,2 Prozent Marktanteil).
Dieter Bohlen versuchte die 18-jährige Lisa zu trösten: "Du bist erst 18 Jahre alt - da ist noch alles möglich. Ich glaube, das waren die falschen Titel. Hätte es nicht das Theater mit Max gegeben, wärst du im Finale."
Es folgt eine kurze Umarmung auf dem spärlich beleuchteten Studio-Flur, dann ist für Dieter Bohlen das Kapitel Lisa Bund offensichtlich beendet. Zurück bleiben eine tapfere Dessous-Verkäuferin und ihre fassungslose Familie.
Dass sie unter anderem an den Songs gescheitert war, die ihr die Jury gegen ihre eigene Überzeugung als Pflichtaufgabe gegeben hatte, ist wohl Pech und tut nichts zur Sache. Darüber freuen dürfte sich ein Dritter - denn dass Mark Medlock am kommenden Samstag an einer "Vielseitigkeitsprüfung" scheitert, ist kaum zu befürchten.
Sein Final-Song wurde von "Übervater Bohlen" bereits geschrieben, zwei weitere Lieder sucht sich jeder Finalist selbst aus. Medlock wurde vermutlich mit deutlicher Mehrheit in die letzte Runde "durchtelefoniert", nachdem er vor seinem ersten Lied die beiden Streithähne Henn und Bohlen "wegen kindischen Benehmens" zur Ordnung gerufen hatte.
Es war zu spüren, dass beide sich dieser "Aufgabe" zur Aufbesserung der Quote gerne entledigten. Dieter Bohlen muss nun beweisen, dass Pop-Sänger bessere Verkaufszahlen garantieren, als die Rocker der letzten Jahre erzielen konnten. Und da ist es für ihn wohl gleichgültig, ob auf der CD Medlock oder Stosch steht. Obwohl Martin als Superstar die letzte (und gerechte) Sensation der Staffel wäre.