DSDS 2017 "Mr. Bling Bling" ist der neue Superstar

Düsseldorf · 22 Shows hat es gedauert, bis Deutschland seinen Superstar 2017 wählen konnte. Am Samstagabend war es endlich soweit: Der 54-jährige Alphonso hat sich mit Glitzerbrille, Goldzahn und ganz viel Soul in die Herzen der Zuschauer gesungen und damit sogar Helene Fischer ausgestochen.

DSDS-Finale 2017: "Mr. Bling Bling" gewinnt
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DSDS 2017: Bilder vom Finale

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Foto: RTL

Was gehört zu einem richtigen guten Finale? Als regelmäßiger RTL-Zuschauer weiß man natürlich: dramatische Musik, ein Countdown, ein spektakuläres Bühnen-Feuerwerk und Glitzer, wohin das Auge blickt. Die Macher von "Deutschland sucht den Superstar" zeigen noch einmal, was sie in mittlerweile 15 Jahren Casting-Show gelernt haben und eröffnen die letzte Show dieser Staffel mit allem, was die RTL-Mottenkiste hergibt — Dieter Bohlen inklusive. Der betritt die Bühne nicht gemeinsam mit seinen drei Jury-Kollegen Michelle, H.P. Baxxter und Shirin David, sondern gönnt sich einen großen Einzelauftritt und kommt als letzter ins Studio.

Da steht natürlich schon Moderator Olli Geißen, braun gebrannt wie immer und ziemlich gut gelaunt. "Schöner als alle Topmodels zusammen und kompetenter als der TÜV Rheinland" sei die Jury an diesem Abend, sagt er. In der Tat haben die vier Juroren sich ganz schön herausgeputzt: Auf dem Sakko von Scooter-Frontmann H.P. zum Beispiel strahlen silberne Sternchen und Youtube-Star Shirin David glitzert wie das mit Blattgold überzogene Magnum-Eis.

Ein Kinderchor soll es retten

Und dann kommen endlich auch die vier Hauptdarsteller des Abends. Damit man sich auch ja an sie erinnern kann, haben sie Spitznamen verpasst bekommen: Alexander ist der "Songpoet", Maria die "Schlagerprinzessin", Duygu der "Sonnenschein" und Alphonso "Mr. Bling Bling". Sein Goldzahn und die mit Glitzersteinchen besetzte Brille lassen erahnen, wie der schräge Vogel zu diesem Namen kam.

Der Weg zum Superstar-Titel geht in diesem Jahr über drei Runden. Die Kandidaten beginnen mit einem selbst gewählten, neuen Song. Danach folgt die Nummer, die sie in der Staffel am besten gemeistert haben. Zum krönenden Abschluss singt jeder von ihnen den Finalsong, der eigens für sie komponiert wurde.

Alexanders Haare standen im Fokus

Alexander aus der Nähe von Hannover macht den Anfang. Über seine Haare würde mehr geschrieben als über die bevorstehende Bundestagswahl, meint Geißen. Tatsächlich hatte sich Dieter Bohlen von Anfang an über "den Helm" auf seinem Kopf echauffiert und im Recall in Dubai sogar selbst die Schere angelegt. Genutzt hat das irgendwie nichts, die Zotteln hängen ihm schon wieder in die Augen.

Das scheint dem 30-Jährigen aber gar nicht so ungelegen zu kommen. Bei seinem Auftritt zu "Geboren um zu leben" von Unheilig lugt er nämlich mit Welpenblick darunter hervor. Um ganz sicher zu gehen, dass man auch tatsächlich emotional wird, schickt RTL sogar noch einen Kinderchor. Der Jury gefällts: "Das war einfach wow, du hast mich wirklich gepackt", lobt Shirin und klimpert mit ihren Wimpern, als würden auch ihr Alexanders Ponyfransen in die Augen fallen.

"Du mussst mal platzen!"

Maria verzichtet auf singende Kinder und schnallt sich für ihre Interpretation von "Irgendwann" von der ehemaligen DSDS-Gewinnerin Beatrice Egli stattdessen ein Paar Rollschuhe an die Füße. Das hätte sie mal lieber gelassen: Sie hat zwar sichtlich Spaß an ihrer Performance, lässt sich davon aber auch ein bisschen ablenken und stolpert sogar. Michelle hat sich von der sonst so professionellen Background-Sängerin von Helene Fischer mehr erhofft und auch Dieter ist nicht zufrieden: "Manchmal fehlt mir bei dir das Besondere", kritisiert er.

Auch Duygu aus Duisburg bekommt ihr Fett weg. Die Balladen-Königin dieser Staffel wagt es nämlich, ein schnelleres Lied zu singen. "Ghost" von Ella Henderson passe gar nicht zu ihr, findet Bohlen, und Shirin will sogar Angst in ihren Augen gesehen haben: "Du musst mal platzen und dich richtig im Song verlieren", rät sie. Scooter-Frontman H.P. Baxxter gibt ihr trotzdem ein "Wicked!"

Der wohl schillerndste Kandidat ist der 54-jährige Alphonso. Er hat in dieser Staffel nicht nur konstant wie eine Discokugel geleuchtet, sondern auch für eine absolute Premiere gesorgt: Zum ersten Mal in 14 Staffeln DSDS sind die Fans nach seinem Rausschmiss derart auf die Barrikaden gegangen, dass RTL keine Wahl hatte als ihn zurückzuholen. Jetzt steht er im Finale und singt "Stop In The Name Of Love" von The Supremes. Das Publikum will sich nach dem Auftritt gar nicht mehr beruhigen. H.P. findet: "Du bist vielleicht nicht der allergrößte Sänger, aber du hast die Gabe, die Massen zu begeistern — und das kann man nicht lernen."

Streit um Helene Fischer

Die zweite Runde mit den Staffel-Highlights ist dann gar nicht mal so ein Highlight. Alexander singt "Gewinner" von Clueso, während sich hinter ihm zwei als Meerjungfrauen verkleidete Tänzerinnen auf einem Stein räkeln. Duygu versöhnt die Jury und singt endlich wieder eine Ballade und Alphonso zeigt, wie kreativ die DSDS-Stylistin bisweilen sein können: Der schwarze Anzug des 2,04 Meter großen US-Amerikaners ist über und über mit Kreisen aus selbstklebender Glitzerfolie aus dem Bastelladen dekoriert.

Maria hingegen provoziert fast noch einen Streit: Im Einspieler vor ihrem Auftritt schwärmt Helene Fischer in höchsten Tönen von ihrer Backgroundsängerin. Sie hätte es verdient, endlich von der zweiten Reihe in die erste zu kommen, findet sie. Vor allem Michelle stört sich an dieser Unterstützung: "Ich finde es den anderen gegenüber unfair, dass du so eine prominente Hilfe hast", ätzt sie. Das will Maria nicht auf sich sitzen lassen: "Ich habe mir das hier genauso erkämpft wie die anderen und es tut mir ein bisschen weh, dass es so dargestellt wird, als wäre ich nur wegen Helene Fischer hier."

So ganz lösen will sie sich von ihrer Chefin aber nicht. Ihr Finalsong "Magie" ist nämlich genau so, wie Schlagernummern seit Helene Fischers "Atemlos durch die Nacht" halt sind: Das Outfit der Interpretin ist kurz, der Beat ist schnell und tanzbar, der Text erzählt von einer — der Titel verrät es bereits — magischen Beziehung.
Alles schon mal gehört

Auch Alexanders Song klingt nicht neu. Er heißt "Halt alle Uhren an", enthält grandiose Zeilen wie "das Paradies in einer Küche mit Esstisch" und passt perfekt in die Ecke, in der Revolverheld und Adel Tawil über das Leben sinnieren. Duygus Auftritt zu "Passenger" ist deutlich poppiger und irgendwie dramatisch. Fast so, als hätten sich die Produzenten ein paar Mal zu oft den Eurovision Song Contest angesehen.

Alphonsos Finalsong "What Becomes Of The Broken Hearted" erinnert tatsächlich an die Motown-Klassiker aus den Siebzigern, die er in dieser Staffel immer wieder zum Besten gegeben hat. Da kommt Olli Geißen doch glatt mit der Zeit durcheinander: Als sich das Finale dem Ende zuneigt, kündigt er fälschlicherweise an, gleich den "Superstar 2015" zu enthüllen. Nach fast vier Stunden im Konfetti-Regen kann sich sogar der Mann, der wahrscheinlich mit Moderationskarten in der Hand geborgen wurde, mal vertun.

Auf Notar Dr. Fleischhauer ist aber nach wie vor Verlass. Er tut das, was er am besten kann: den Umschlag mit dem amtlichen Endergebnis würdevoll ins Studio tragen. Das ist in diesem Jahr keine Überraschung. Ein Kandidat, der von seinen Fans nach einem Rauswurf wieder in die Show "geklagt" wird, kann einfach nicht als Zweiter oder Dritter von der Bühne gehen. Und so ist es am Ende "Mr. Bling Bling" Alphonso, der Superstar 2017 wird — mit Glitzersakko, Glitzerzahn, Glitzerbrille und tatsächlich auch stimmlichem Wiedererkennungswert. Ob das reicht, um dem Schicksal seiner Vorgänger zu entgehen und sich länger als vier Wochen in den Charts zu halten? Spätestens wenn in einem Jahr wieder ein Superstar gekürt wird, wissen wir mehr.

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